17-jähriger Schüler nutzte eine Sicherheitslücke im Micro-Blogging-Dienst und manipulierte Accounts für Eigenwerbung. Das Twitter-Team löschte nahzu 10 000 Beiträge, um die infizierten Tweeds und Benutzerkonten zu bereinigen.

San Francisco. Wenn Twitter am Osterwochenende seine Nutzer genervt hat, war nicht der Betreiber des Internet-Dienstes Schuld. Die Server wurden von Sonnabend bis Montag vier Mal von einem Wurm angegriffen. Auf den infizierten Accounts wurden ohne Wissen ihrer Inhaber Beiträge veröffentlicht, die für einen twitter-ähnlichen Dienst, "StalkDaily.com", warben.

Der Betreiber dieses Angebots, ein 17 Jahre alte Schüler, der sich Michael "Mikeyy" Mooney nennt, gab in einem Interview zu, den Wurm auf den Twitter-Dienst angesetzt zu haben. Neben der Werbung für seinen eigenen Dienst habe er Schwachstellen von Twitter offenkundig machen wollen, sagte Mooney. Die gewaltige Wirkung habe ihn dann selbst überrascht. Weil der von dem Wurm ausgelöste Ansturm auf seine eigene Website den Server überlastet hat, nahm Mooney diese vom Netz. Er hoffe nun, dass die Sache keine juristischen Konsequenzen für ihn habe. "Twitter hat bisher seine Anfälligkeit (gegenüber einem Wurm) ignoriert", sagte Mooney. "Daher hoffe ich, dass sie jetzt auch mich ignorieren können."

Die Schadsoftware war so programmiert, dass sie sich selbst vervielfältigte, sobald jemand auf den Link in den manipulierten "Tweets" klickte. Passwörter oder andere persönliche Daten der infizierten Accounts seien nicht gestohlen worden, schrieb Twitter-Mitbegründer Biz Stone in einem Blog-Beitrag. Um den Schaden zu beheben, wurden nahezu 10 000 Tweets gelöscht. "Wir untersuchen noch alle Details, säubern den Dienst und bleiben wachsam", erklärte Stone.

Twitter wird von mehr als sechs Millionen Menschen genutzt, um kurze Mitteilungen bis zu einer Länge von 140 Zeichen zu verbreiten. Das sind oft private Belanglosigkeiten, zunehmend aber auch Informationen von Medien. Das steile Wachstum des vor drei Jahren gegründeten Dienstes hat Twitter vor Probleme bei Verfügbarkeit und Reaktionszeit gestellt. Twitter beschäftigt 30 Mitarbeiter, hat bisher aber noch kein Modell entwickelt, um Erlöse zu erzielen. Finanziert wird Twitter von einer Venture-Capital-Spritze im Umfang von 55 Millionen Dollar. Spekuliert wird immer wieder über einen Verkauf des populären Dienstes, wobei auch der Name Google fällt. (AP)