Seattle. Studie liefert Hinweise, dass Japan falsche Angaben zur Größe gefangener Tiere gemacht hat. Folgen für Beurteilung der Bestände.

Genau wie die Walfänger aus der früheren Sowjetunion haben auch japanische Walfänger ihre Fangdaten in der Vergangenheit vermutlich systematisch gefälscht. Zu diesem Schluss kommen US-Forscher, die geheimgehaltene Fangdaten aus der UdSSR analysiert und mit japanischen Angaben verglichen haben. Demnach fingen die Japaner im Nordpazifik unter anderem wesentlich mehr weibliche Wale unterhalb der erforderlichen Größe, berichten die Forscher im Fachblatt „Open Science“ der britischen Royal Society.

Zuvor habe die damalige Sowjetunion systematisch illegalen Walfang betrieben, schreiben die Forscher vom Alaska Fisheries Science Center in Seattle. Das Land machte etwa falsche Angaben zur Zahl der getöteten Wale, zu Geschlecht oder Größe. Allerdings hielten sie insgeheim die tatsächlichen Fangdaten fest. Diese Angaben wurden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1990er-Jahren zugänglich und dienten den Forschern nun als Grundlage. Die Forscher konzentrierten sich auf die Angaben zu Pottwalen, eine der am stärksten illegal bejagten Walarten. Im 20. Jahrhundert seien mehr als 760.000 dieser Tiere getötet worden, berichten sie, etwa 315.000 davon im Nordpazifik, und zwar zum Großteil von den Walfang-Nationen Japan und der UdSSR. Nach den Vorgaben der IWC dürfen weibliche Tiere erst ab einer Länge von 11,60 Metern gefangen werden. Die Forscher werteten nun die „echten“ Zahlen der sowjetischen Walfänge aus, vor allem aus den Jahren 1968 und 1969 sowie 1973 und 1974, und verglichen sie mit den Angaben der Japaner.

Zusammengenommen weisen die Angaben auf intensiven illegalen Walfang und die systematische Fälschung der Größenangaben bei den Japanern hin, fassen die Forscher zusammen. Dies habe erhebliche Auswirkungen auf die Beurteilung der heutigen Bestände. Man benötige verlässliche Angaben zu Fangzahlen, um abschätzen zu können, wie groß die Bestände vor Beginn des kommerziellen Walfangs waren. Die Leichtigkeit, mit der die Fangdaten in der Vergangenheit anscheinend gefälscht werden konnten, unterstreiche die Notwendigkeit von transparenten und unabhängigen Überwachungsmaßnahmen für den zukünftigen kommerziellen Walfang. (HA)