Die Grippe- und Erkältungszeit hat Hamburg erreicht. Aber man kann einiges tun, um die Symptome zu lindern.
Hamburg. Es kratzt im Hals, die Nase beginnt zu laufen, man fühlt sich müde und abgespannt und weiß bei solchen Symptomen schon: Es ist eine Erkältung im Anmarsch. Noch härter trifft es diejenigen, die an einer echten Grippe erkranken. Typisch für diese Influenza ist der plötzliche Beginn mit hohem Fieber, Husten, Kopf- und Halsschmerzen. Die diesjährige Grippewelle hat Hamburg erreicht. Aber auch einfache Erkältungen machen den Hamburgern zu schaffen. „Es gibt über 200 verschiedene Erregertypen, die Atemwegsinfektionen verursachen“, sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI).
In den Hamburger Praxen ist die Grippewelle deutlich zu spüren. „In den letzten zweieinhalb Wochen kommen deutlich mehr Kinder mit hohem Fieber und Erkältungssymptomen zu uns in die Praxis“, sagt Dr. Marianne Kilian, niedergelassene Kinderärztin in Hamburg. Dabei wird nicht unterschieden, ob es sich um die echte Influenza oder andere Virusinfektionen handelt, weil beide Infektionen gleich behandelt werden. „Wir können aber sagen, dass der Gipfel der hoch fieberhaften Virusinfekte, also die Grippewelle, Hamburg jetzt erreicht hat“, sagt die Kinderärztin. Auch Dr. Stefan Renz, Kinderarzt und Hamburger Landesvorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, beobachtet in seiner Praxis eine Zunahme der Grippefälle. Dabei sei des öfteren ein zweigipfliger Verlauf zu beobachten, bei dem das Fieber nach drei bis vier Tagen nachlasse und dann erneut ansteige. In der Regel dauere diese Erkrankung eine Woche. Auffällig schwere Verläufe von Erkältungen (grippalen Infekten) haben die beiden Kinderärzte in ihren Praxen nicht beobachtet. Auch der Hamburger Gesundheitsbehörde ist davon nichts bekannt.
Bei der Grippe könnte es etwas anders sein. „Im Moment haben wir hin und wieder Grippe-Patienten. Der Verlauf scheint etwas schwerer und länger zu sein als sonst. Das gilt aber nur für die Influenza, nicht für grippale Infekte. Wir können das sehr schnell zuordnen, weil wir über die Zusammenarbeit mit einem Großlabor die üblichen Viren innerhalb von 24 Stunden nachweisen können“, sagt Dr. Tibor Schmoller, Lungenfacharzt in Hamburg.
Infektionsforscher rechnen in dieser Saison bundesweit mit einer stärkeren Grippewelle als in den vergangenen Jahren. In den USA habe ein dort kursierendes Virus offensichtlich stärkere Symptome verursacht als bei früheren Epidemien, sagte Klaus Schughart vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. „In Deutschland steht der Gipfel noch bevor. Wir müssen aber mit einem ähnlichen Verlauf rechnen“, sagte er. Den Höhepunkt der Influenza-Welle erwarten die Braunschweiger Experten in den kommenden drei Wochen.
Mit reduzierter Wirkung des Grippeimpfstoffes muss gerechnet werden
Das Besondere in diesem Jahr ist auch, dass möglicherweise mit einer reduzierten Wirkung des Grippeimpfstoffes gerechnet werden muss, wie Silke Buda, die Leiterin der Arbeitsgruppe Influenza am Berliner Robert Koch-Institut erläutert. Der Grund dafür ist, dass der Impfstoff zwar eine Komponente gegen den Erreger H3N2 enthält, aber diese passt nicht optimal mit der Virusvariante zusammen, die jetzt zirkuliert. Zum Zeitpunkt, als die Weltgesundheitsorganistion ihre Empfehlung für die Zusammensetzung des Impfstoffes abgab, spielte diese H3N2-Variante noch keine Rolle.
H3N2 ist in diesem Jahr der am weitesten verbreitete Virustyp. Außerdem enthält der Impfstoff Komponenten gegen den Influenza-Virus H1N1 und den Influenzatyp B.
Obwohl die Grippewelle schon begonnen hat, kann es auch jetzt noch sinnvoll sein, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Wer bereits an einer Influenza oder einem grippalen Infekt erkrankt ist, sollte sich Ruhe gönnen, viel trinken und sich gut ernähren. Der Hamburger Hausarzt Klaus Schäfer hat noch weitere Tipps. So empfiehlt er eine Nasenspülung mit Salzwasser, am besten mit einer Nasendusche aus der Apotheke. Dafür verwendet man eine 0,9-prozentige Salzlösung (neun Gramm Salz auf einen Liter abgekochtes Wasser). Zur Pflege der Nasenschleimhaut rät Schäfer, ein erbsengroßes Stück Panthenol-Salbe mit der Fingerspitze ins Nasenloch zu geben. „Durch sanftes Drücken auf die Nasenflügel verteilt sich die Salbe als dünner, pflegender und schützender Film über die Nasenschleimhaut.“
Außerdem, gibt der Hausarzt zu bedenken, sei das sogenannte Hochziehen beim Schnupfen besser als das Ausschnäuzen. Beim Hochziehen werde der Schleim mit Unterdruck aus den Nasengängen und Höhlen geholt, beim Ausschnäuzen hingegen mit Druck in die Nasennebenhöhlen gepresst. Bei Halsschmerzen empfiehlt der Hausarzt kalte Wickel: Einen kalten Waschlappen um den Hals wickeln und darüber einen Wollschal. Der Wickel sollte so lange belassen werden, bis der Waschlappen trocken ist.
Um die Ansteckungsgefahr zu senken, sollte man beim Husten die Ellenbeuge vor den Mund halten, nicht die Hände. „,Hand vor den Mund beim Husten‘ ist sicher nicht richtig“, so Schäfer, so würden die Viren beim nächsten Händedruck weitergereicht.
Auch das RKI empfiehlt einfache Hygiene-Maßnahmen, um Ansteckungen zu vermeiden. So sollte man oft die Hände waschen und diese vom Gesicht fern halten. „Waschen Sie Ihre Hände regelmäßig, besonders vor dem Zubereiten von Speisen, vor dem Essen, nach dem Toilettengang oder wenn Sie nach Hause kommen – und zwar so: Die Hände unter fließendes Wasser halten, anschließend Seife 20 bis 30 Sekunden auch zwischen den Fingern verreiben, dann sorgfältig abspülen und abtrocknen“, rät das RKI.
Wer sich einen Infekt zugezogen hat, sollte die Krankheit zu Hause auskurieren, um die Arbeitskollegen vor einer Ansteckung zu schützen. Damit auch die Familienmitglieder gesund bleiben, sollten die Kranken Abstand halten und vor allem auf Körperkontakt wie Umarmungen oder Küsse verzichten. „Schlafen Sie nach Möglichkeit in einem separaten Raum. Achten Sie auf generelle Sauberkeit Ihrer Wohnung, insbesondere in Küche und Bad“, so die Empfehlung. Zum Naseputzen sollten nur Papiertaschentücher verwendet und sofort entsorgt werden, zum Beispiel in einer am Bett bereitliegenden Plastiktüte. Anschließend sollten möglichst die Hände gewaschen werden.
Auch das regelmäßige Lüften von geschlossenen Räumen kann dazu beitragen, die Ansteckungsgefahr zu senken. „Denn in geschlossenen Räumen kann die Anzahl der Viren in der Luft stark ansteigen. Lüften Sie mindestens drei- bis viermal am Tag für jeweils zehn Minuten“, rät das RKI.