In Hamburg treffen sich Ärzte, Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal beim Kongress. Methoden zur Entfernung von frühen Tumoren sind live auf einer 150 Quadratmeter Leinwand zu sehen.
Hamburg. 40 Operationen stehen auf dem Programm – und 2500 Experten aus der ganzen Welt schauen dabei zu: auf einer 150 Quadratmeter großen Leinwand. Im Congress Center Hamburg (CCH) treffen sich am 7. und 8. November Ärzte, Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal beim weltweit größten Live-Endoskopie-Kongress, dem „Endo Club Nord“.
Die Besucher kommen aus Japan, Ägypten, Israel, Russland, Weißrussland, Ungarn, Chile, USA oder Kasachstan. „Im Mittelpunkt stehen in diesem Jahr sanfte OP-Methoden zur Entfernung von frühen bösartigen Tumoren der Speiseröhre und des Magen-Darm-Traktes“, erläutert Privatdozent Dr. Siegbert Faiss, Chefarzt der Gastroenterologie und Interventionellen Endoskopie der Asklepios Klinik Barmbek und diesjähriger Kongresspräsident. Gemeinsam mit seinen Kollegen Prof. Friedrich Hagenmüller, Chefarzt der Gastroenterologie der Asklepios Klinik Altona, und Prof. Thomas Rösch, Direktor der Klinik und Poliklinik für Interdisziplinäre Endoskopie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), hat er den Kongress vorbereitet.
Bereits zum 22. Mal findet der weltweit größte Fortbildungskongress für Endoskopie statt. Der erste Tag der diesjährigen Veranstaltung startet mit der Übertragung der Operationen auf die Großleinwand, wobei von jedem Eingriff jeweils fünf bis zehn Minuten gezeigt werden. „Wir wollen den Teilnehmern vor allem zeigen, was heute mit endoskopischen Techniken im Bereich Speiseröhre und Magen-Darm-Trakt minimal-invasiv alles möglich ist“, sagt Faiss.
Wir verfügen über neue Methoden
Die Eingriffe werden direkt aus den Operationssälen der Asklepios Kliniken Barmbek und Altona sowie dem UKE in brillanter HD-Qualität übertragen. Es operieren und kommentieren renommierte Mediziner aus der ganzen Welt gemeinsam mit den Endoskopie-Teams der Kliniken.
„In den vergangenen Jahren konnten große Fortschritte in der Endoskopie erzielt werden. Wir verfügen über neue Methoden, die uns mit 300-Grad-Optiken und schärfstem HD-Zoom erlauben, auch kleinste Krebsvorstufen zu finden und zu behandeln. Diese Technik ist die Voraussetzung, dass wir schonender operieren können. Den Patienten erspart das häufig eine große Operation und erleichtert ihnen den Genesungsprozess“, betont Faiss.
Entwickelt wurde die neue, schonende Methode zur Entfernung von frühen Tumoren und Krebsvorstufen, die in Deutschland erst von wenigen Ärzten durchgeführt wird, in Japan. Als Pionier der sogenannten Endoskopischen Submukosa-Dissektion (ESD) gilt Prof. Naohisa Yahagi von der Keio-Universität in Tokio, der auch auf dem Endo Club Nord zu Gast ist.
So kompliziert auch die Ausführung ist, so einfach ist ESD dennoch zu verstehen: Man stelle sich einen Apfel vor, so der Mediziner, der eine faule Stelle hat. Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Man wirft den Apfel weg oder man schneidet die faule Stelle heraus und isst ihn auf. Die Mediziner schneiden mit ESD die faule Stelle aus dem Gewebe heraus.
Das Gewebe begutachtet dann ein Pathologe
„Mit der ESD können spezielle Frühformen bösartiger Tumoren also so entfernt werden, dass das betroffene Organ – z.B. die Speiseröhre, der Magen oder der Darm – erhalten bleiben kann und nicht in einer aufwendigen chirurgischen Operation entfernt werden muss“, erläutert Siegbert Faiss, der die Technik bei Prof. Naohisa Yahagi gelernt hat. Studien belegen, dass diese schonende Methode genauso sicher ist wie die radikale onkologische Operation.
Das entnommene Gewebe begutachtet dann ein Pathologe, und wenn er grünes Licht gibt, dass alle Krebszellen entfernt worden sind, kann der Patient bereits zwei Tage nach dem Eingriff von seinem Krebs geheilt wieder nach Hause gehen. Ein Jahr später wird das Operationsgebiet noch einmal kontrolliert. Das Verfahren können die Mediziner aber nur dann anwenden, wenn es sich um oberflächliche Tumore handelt. Doch genau diese finden die Gastroenterologen dank der verbesserten Bildgebung immer häufiger.
Auch das Gewebe der Patienten, deren Eingriffe die Experten auf der Leinwand im CCH verfolgt haben, wird von Pathologen analysiert – und zwar noch während der Nachtstunden. „Am nächsten Tag werden wir das Vorgehen dann gemeinsam besprechen und bewerten“, erläutert Faiss. „Durch die Live-Übertragungen sind die teilnehmenden Kollegen im CCH quasi in den kompletten Behandlungsablauf eingebunden und können die Ergebnisse direkt mit beurteilen.“
Olympus ist zudem der Weltmarktführer
Die 1991 ins Leben gerufene Veranstaltung hat sich zu einer internationalen Institution für Spezialisten aus der ganzen Welt entwickelt. „Die Basis legt die Kooperation von den Asklepios Kliniken Barmbek und Altona und dem UKE. Dass drei renommierte Kliniken im Rahmen einer solchen Tagung in einer Stadt zusammenarbeiten, das gibt es weltweit nicht noch einmal, das macht den Endo Club Nord schon einzigartig.“
Mit Olympus ist zudem der Weltmarktführer für Endoskopie-Geräte in Hamburg zu Hause. Kein Wunder also, dass Hamburg weltweit Spitze in Sachen Endoskopie ist. Ehrenpräsident des Endo Clubs Nord ist in diesem Jahr Prof. Frank Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer.