Der Ausbruch des 3067 Meter hohen Vulkans Kengamine war für Forscher nicht vorhersehbar. Nach den Eruptionen wurden mehr als 30 Wanderer leblos aufgefunden. Nun wurden auch erste Todesopfer gefunden.
Nagano. In Japan hat ein Vulkanausbruch Aufregung und Entsetzen ausgelöst. Ohne größere Vorwarnung war der 3067 Meter hohe Vulkan Kengamine des Ontake-Vulkanmassivs am Sonnabend ausgebrochen. Zunächst hieß es, mindestens acht Wanderer seien verletzt worden, es war von Knochenbrüchen die Rede. Außerdem sollten sich noch etwa 250 Wanderer und andere Ausflügler nach Angaben der Polizei am Gipfel aufgehalten haben. Die Vulkanasche, eventuell ein sogenannter pyroklastischer Strom, eine gefährliche Mischung von Gesteinsbrocken, heißer Asche und von sich ausdehnenden Gasen, schneidet ihnen den Rückweg ab.
Offenbar hat der Vulkanausbruch aber auch Todesopfer gefordert. „Wir haben die Bestätigung, dass mehr als 30 Menschen mit einem Herzstillstand in der Nähe des Gipfels gefunden wurden“, sagte ein Polizeisprecher. Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, wurden die Wanderer unterhalb des Gipfels im Zentrum Japans gefunden. Die Rettungskräfte benutzen den Ausdruck Herzstillstand für Menschen ohne sichtbare Lebenszeichen, bevor Ärzte deren Tod bestätigen können. Über die Nationalität der Opfer lagen zunächst keine Angaben vor. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, es werde geprüft, ob Deutsche unter den Todesopfern seien.
Bei Vulkanausbrüchen werden große Mengen an Gasen freigesetzt
Häufig sterben Menschen bei Vulkanausbrüchen durch Ersticken. Augenzeugen berichteten am Sonnabendmittag (Ortszeit), dass gewaltige Rauchwolken in den blauen Himmel über dem Vulkan aufgestiegen sind. „Es gab ein Geräusch wie bei einem Donner, und der Himmel verdunkelte sich durch den Rauch“, schilderte der Betreiber einer nahen Berghütte das Geschehen der Nachrichtenagentur Kyodo. Die Gegend sei mit einer 15 Zentimeter hohen Aschedecke überzogen. Das VAAC Tokyo (Volcanic Ash Advisory Centre Tokyo), welches den Ascheausstoß der japanischen Vulkane überwacht, registrierte vier Aschewolken, die innerhalb von drei Stunden aufgestiegen sind.
Bei Vulkanausbrüchen werden große Mengen an Gasen freigesetzt. Der Hauptbestandteil dieser Gase ist meistens Wasserdampf, aber auch Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff, Salzsäure und Fluorwasserstoff können in unterschiedlichen Mengen enthalten sein. Durch die Explosion werden diese Gase aus dem Erdinneren nach außen geschleudert und können die normale Luft mit ihrem lebensnotwendigen Sauerstoffanteil verdrängen. Menschen, die von einer solchen Gaswolke überrascht werden, ersticken unweigerlich.
Der Schock, der durch das Miterleben einer Naturkatastrophe ausgelöst wird, ist normalerweise allerdings vornehmlich psychischer Natur. Die Betroffenen zeigen unterschiedliche Symptome, etwa Depressionen, Angst und Verzweiflung – aber auch Überaktivität. Bei Menschen, die ein vorgeschädigtes Herz haben, kann der Schock auch zu schweren Herzrhythmusstörungen führen.
Eine weitere Gefahr, die durch vulkanische Explosionen entsteht, sind die herabregnenden Gesteinsbrocken. Sie können leicht Autoscheiben und Hausdächer durchschlagen – und Menschen verletzen oder sogar töten. Die Nationale Meteorologische Behörde warnte die Bewohner des Kengamine im Umkreis von vier Kilometern vor solchen umherfliegenden Gesteinsbrocken. Es könne zu weiteren Eruptionen kommen. Der Ausbruch kam auch für Experten überraschend. Zwar habe es Erschütterungen Mitte des Monats an dem Vulkan gegeben. Dass er jedoch plötzlich ausbrechen würde, sei nicht vorhersehbar gewesen, wurde ein Beamter der nationalen Meteorologischen Behörde in Tokio zitiert. Der Ausbruch erfolgte genau zu einer Zeit, da sich viele Bergwanderer in der Region aufhielten, um die jährliche Herbstlaubfärbung zu beobachten.
Für das Gebiet um den Vulkan verhängte die Behörde jetzt ein Zutrittsverbot. Die Bergungsarbeiten mussten am Sonntagnachmittag wegen der starken Schwefelbildung und andauernder Eruptionen erneut abgebrochen werden und sollten an diesem Montag fortgesetzt werden, hieß es.
Der Vulkan liegt auf der Insel Honshu. Der Ontake ist nach dem Fuji der zweithöchste Vulkan Japans. Zuvor war es am Ontake 1979 zu einem größeren Ausbruch gekommen. Mehr als 200.000 Tonnen Asche hatte der Vulkan damals gespuckt, berichtete Kyodo. Eine weitere kleinere Eruption ereignete sich 1991, gefolgt von mehreren vulkanischen Beben 2007. Der Vulkan befindet sich etwa 200 Kilometer westlich von Tokio. In der Umgebung befinden sich keine Atomkraftwerke.