Die Eindämmung der Seuche bereitet Probleme. Nun soll sogar ein Lied für bessere Aufklärung in ländlichen Regionen sorgen
Dakar. Tief in den Wäldern des südlichen Guineas erkrankten die ersten Opfer an hohem Fieber. Die Menschen dachten, es handele sich wie sonst um Malaria und hatten deshalb keine Bedenken, verstorbene Erkrankte zu berühren. Einige verzweifelte Angehörige brachten ihre Liebsten auf der Suche nach besserer medizinischer Versorgung sogar in die weit entfernte Hauptstadt. Damit verbreiteten sie unwissentlich die Krankheit, die sich als Ebola herausstellte – eine der weltweit tödlichsten Infektionen.
Ebola war in diesem Teil Westafrikas völlig unbekannt. Das Blutungen verursachende hämorrhagische Fieber trat noch in mindestens zwei weiteren Ländern auf, Liberia und Sierra Leone. 539 Todesfälle wurden der Epidemie zugeschrieben, der bislang größte Ausbruch überhaupt. Zu ihrer Eindämmung müssten die Erkrankten isoliert werden, doch aus Panik verstecken sich manche Patienten. Ebola hat die Hauptstädte aller drei Länder erreicht. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldete am vergangenen Freitag 44 neue Fälle, darunter 21 Todesfälle.
Der Ernst der Lage und das potenzielle Schadensausmaß des aktuellen Ausbruchs seien völlig falsch eingeschätzt worden, erklärte die internationale Hilfsorganisation Plan International in diesem Monat.
„Esst kein Fleisch von Wildtieren. Spielt nicht mit Affen und Pavianen“
Zwar seien außerhalb Afrikas noch keine Fälle aufgetreten, doch das Risiko einer Ausbreitung sei real, erklärte Unni Krishnan, der Leiter der Katastrophenvorbeugung der Organisation.
Priester bitten um Beistand, panische Bewohner abgelegener Regionen haben mehrfach ausgerechnet Ärzte und Pfleger angegriffen. In einem Ort in Sierra Leone brannten Bewohner eine Klinik teilweise nieder. Sie befürchteten, die Patienten verabreichten Medikamente seien der Auslöser der Krankheit. Aktivisten versuchen, über Ebola aufzuklären – insbesondere auf dem Land, wo viele Analphabeten leben.
Dazu dient auch ein Lied: „Es gibt keine Heilung, aber man kann vorbeugen“, heißt es im Refrain. „Berührt keine Menschen mit Anzeichen von Ebola“, singt die Musikerin und Aktivistin Juli Endee. „Esst kein Fleisch von Wildtieren. Spielt nicht mit Affen und Pavianen. Von Fledermäusen angebissene Pflaumen, esst sie nicht.“
Guinea informierte die WHO kürzlich über das Auftreten von Ebola, kurz darauf wurden Fälle im benachbarten Liberia gemeldet. Zwei Monate später wurden Menschen in Sierra Leone krank. Ärzte ohne Grenzen hat erklärt, bei der Zahl derer, die in Sierra Leone behandelt werden, könnte es sich nur um die Spitze eines Eisbergs handeln.
Das Ebolavirus ist laut Forschern eine neue Variante und gelangte nicht über frühere Ausbrüche in Uganda und Kongo nach Westafrika. Viele glauben, dass es in Verbindung mit dem Verzehr von virustragenden Fledermäusen steht. Viele Kranke sind Angehörige der Opfer oder Helfer, die sie behandelten.
Eine Heilung oder Impfung gibt es nicht, die Todesrate ist hoch. Viele Familien scheuen sich, Kranke in Kliniken zu bringen, wo sie auf Isolierstationen gelegt werden. Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf drohte daher kürzlich jedermann strafrechtliche Verfolgung an, der einen Verdachtsfall bei sich zu Hause behält. Sierra Leone hat eine ähnliche Warnung ausgegeben. Auf dem Flughafen der guineischen Hauptstadt Conakry wird die Körpertemperatur der Reisenden gemessen. Wer Fieber hat, wird untersucht. Die WHO ist zuversichtlich, die Lage bald unter Kontrolle zu bringen.