In Hamburg treffen sich mehr als 1000 Experten aus aller Welt zum Welt-Melanomkongress und diskutieren die neuesten Fortschritte in der Therapie.
Hamburg. Im Kampf gegen den Hautkrebs sind die Mediziner ein gutes Stück vorangekommen. Bei Melanomen, die weniger als einen Millimeter dick sind, liegt die Überlebensrate zehn Jahre nach der Diagnose bei 90 Prozent, berichtete der Essener Experte Prof. Dirk Schadendorf. Wie wichtig die Früherkennung sei, zeige auch das Pilotprojekt des Hautkrebsscreenings in Schleswig-Holstein, das bereits vier Jahre vor der bundesweiten Einführung 2008 begann. Die Auswertung zeige, dass die Fallzahlen zwar gestiegen seien. „Wir sehen aber auch den ersten Trend, dass die Sterberate sinkt“, so Schadendorf.
Die Gefahr lauert gerade dann, wenn Menschen den Sommer und die Sonne genießen. Unterschätzt wird immer noch, dass die Sonnenstrahlung das Hauptrisiko bei der Entwicklung von Hautkrebs ist. Nichtsdestotrotz sind in der Vorsorge und Behandlung dieser Erkrankung in den vergangenen Jahren deutliche Fortschritte erzielt worden. Sie werden derzeit auf dem Welt-Melanom-Kongress diskutiert, der am Mittwoch mit mehr als 1000 Teilnehmern im Hamburger CCH begonnen hat und vier Tage dauert.
Am Rande des Kongresses präsentierte Schadendorf die neuesten Ergebnisse. Nach wie vor gelten die Vorsorge und die Früherkennung als beste Mittel, um Schlimmes zu verhindern. Besonders gefährdet, an einem Melanom zu erkranken, sind Menschen mit heller Haut, blauen Augen, blonden Haaren und Sommersprossen. Das Risiko steigt auch mit der Zahl von Pigmentflecken auf der Haut. „Speziell für das Melanom spielen auch die frühkindlichen Sonnenbrände eine Rolle sowie eine intermittierende UV-Exposition“, sagte der Leiter des Westdeutschen Tumorzentrums. Das bedeutet: Gefährdet ist, wer sich überwiegend in geschlossenen Gebäuden aufhält, sich dann im Sommer aber starken kurzzeitigen Sonneneinstrahlungen aussetzt.
Grundsätzlich gilt: Je früher der Krebs erkannt wird, umso besser sind die Heilungschancen. Deutliche Fortschritte gibt es in der Behandlung des schwarzen Hautkrebses: „Die bisherigen Therapien hatten keinen großen Einfluss auf die Überlebensraten. Diese Situation hat sich in den vergangenen drei bis vier Jahren dramatisch verändert“, sagte Schadendorf. Das werde auch Thema auf dem Kongress sein. Denn jetzt stehen neue Medikamente zur Verfügung. So ist seit dem vergangenem Jahr ein Medikament zugelassen, das einen bestimmten durch eine Genmutation bedingten Signalweg hemmt, der für das Wachstum des Tumors wichtig ist. Auch die Immuntherapie wurde ausgebaut. So gibt es auch hier ein Medikament, das das Immunsystem gegen den Tumor mobilisiert. Allerdings können als Nebenwirkungen Allergien und Autoimmunerkrankungen auftreten. Beide Medikamente sind bisher nur für die Behandlung von Patienten zugelassen, bei denen das Melanom bereits Metastasen gebildet hat.
„Der nächste Schritt wäre zu klären, ob diese Medikamente auch bei Patienten in Hochrisikosituationen erfolgreich sind“, sagte Schadendorf. Als Beispiel nannte er Patienten, bei denen Absiedelungen von Krebszellen in Lymphknoten gefunden wurden, aber noch keine Metastasen. Zudem müsse untersucht werden, welche Kombination oder Reihenfolge von Medikamenten den Patienten am besten helfe. Außerdem seien weitere Wirkstoffe in der Pipeline.
Auch für die Therapie des fortgeschrittenen sogenannten Basalzellkarzinoms, einer Form des hellen Hautkrebses, gibt es einen Wirkstoff, der in Kürze in Deutschland auf den Markt kommen soll. Das Mittel dockt an ein bestimmtes Eiweiß in den Krebszellen an und blockiert so den Befehl zur Zellteilung. Dieser Tumor ist die häufigste Form des weißen Hautkrebses. „Generell ist der helle Hautkrebs zwar über lange Zeit weniger aggressiv als der schwarze Hautkrebs, dafür allerdings viel häufiger. Hauptrisikofaktoren sind lange und zu häufige ungeschützte Aufenthalte in der Sonne“, sagte der Experte auf der Veranstaltung der Hamburger Hiege-Stiftung gegen Hautkrebs.
Sie wurde 2006 von Familie Hiege und Tobias Habig gegründet, in Erinnerung an Fleur-Mareen Habig, geb. Hiege, die 2005 mit 32 Jahren an Hautkrebs starb. Ziel der Stiftung ist es, die Hautkrebs-Forschung zu fördern. Es werden Forschungsprojekte und Studien unterstützt und Stipendien und Preise an Wissenschaftler vergeben.