Beobachtungen an der Forschungsplattform FINO1 haben ein erhöhtes Kollisionsrisiko mit der nachts hell beleuchteten Plattform ergeben, ähnliches könnte für Windparks gelten.

Meere sind das gemeinsame Erbe der Menschheit, ihr Schutz und ihre Nutzung ist ein globales Anliegen und darf nicht weiter den Interessen einzelner Wirtschaftszweigen oder Staaten unterliegen. Das betonte Dr. Inge Paulini, Präsidentin des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung zu Globalen Umweltveränderungen (WBGU) auf dem 23. Meeresumwelt-Symposium, das das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie (BSH) am Dienstag und Mittwoch in Hamburg ausrichtet.

Neben Fragen zum Meeresmanagement diskutieren die rund 450 Symposiumsteilnehmer über konkrete Probleme des Meeresumweltschutzes. Dazu gehörten neben „Klassikern“ wie Überdüngung oder Fischerei auch neuere Themen wie die Vermüllung der Ozeane oder die Windenergie-Gewinnung im Meer.

„Die Offshore-Windenergie bietet enorme Chancen, ihre Leistungsfähigkeit ist noch höher als erwartet“, sagte Monika Breuch-Moritz, Präsidentin des gastgebenden BSH. „Durch den stetigen Wind auf See liefert sie zuverlässig Strom, ohne Zukauf von Rohstoffen oder gefährliche Abfallstoffe. Aber sie emittiert auch Schall. Inwieweit dies eine Gefahr für die Meeresumwelt darstellt, muss weiter untersucht werden.“ Forscher testen dazu das Hörvermögen von Schweinswalen und Robben und befestigen an einigen Tieren Fahrtenschreiber, die gleichzeitig die umgebenden Geräusche aufzeichnen.

Oberhalb der Wasserlinie könnten die riesigen Windräder (Nabenhöhe: rund 100 Meter, Rotorendurchmesser: um die 120 Meter) die Vogelwelt beeinträchtigen. Ommo Hüppop von der Vogelwarte Helgoland beschrieb den aktuellen Kenntnisstand: Millionen Zugvögel überqueren die Nord- und Ostsee, der stärkste Flugverkehr herrscht von März bis Mai und August bis Oktober in Höhen bis 200 Meter. „Zumindest tagsüber wirken die Küsten als deutliche Leitlinien“, so Hüppop.

Beobachtungen an der Forschungsplattform FINO1 nördlich der Insel Borkum haben ein erhöhtes Kollisionsrisiko mit der nachts hell beleuchteten Plattform ergeben, berichtete Hüppop. Sie ziehe „insbesondere bei einer Wetterverschlechterung (Gegenwind, Nebel, Niederschlag nach zunächst guten Zugbedingungen) viele desorientierte Vögel an, die wegen der Wetterbedingungen auf der Suche nach einem Rastplatz sind und daher niedrig fliegen“. Zudem bleibe die offene Frage, wie sich die Windparks auf ganze Bestände auswirken, betonte der Ornithologe.