Giftige Fische sind jedoch kein Grund, unsere Küsten zu meiden
Hamburg. Die deutsche Nord- und Ostseeküste sind nicht zu vergleichen mit den Ozeanen, die Australien umgeben. Potenziell tödlich giftige Quallen und Seeschlangen, große Haie und Krokodile haben Badegäste an unseren heimischen Meeren nicht zu fürchten. Dennoch gibt es einige Besonderheiten, auf die man achten sollte.
Dazu gehören die Petermännchen, Fische, die gar nicht so niedlich und unschuldig sind, wie ihr Name vielleicht klingen mag. „Es gibt bei den Fischen nur zwei Familien, die aktiv giftig sind, und eine davon kommt bei uns vor“, sagt Dr. Reinhold Hanel vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Hamburg. Das große Petermännchen (Foto) besiedelt die flachen und sandigen Küstenbereiche der westlichen Ostsee, das kleine Petermännchen die der südlichen Nordsee. „Sie graben sich im Sand ein, schwimmen bei Gefahr aber meist weg“, sagt Hanel. Dennoch kann es passieren, dass Badende auf die Tiere drauftreten oder -fassen – was sofort zu starken Schmerzen führt. Denn die Petermännchen besitzen an der vorderen Rückenflosse mit Giftdrüsen versehene Knochenstrahlen („Stacheln“). Die Stiche sind in der Regel jedoch nicht lebensbedrohlich.
Den meisten sicherlich bekannter ist das schmerzhafte Aufeinandertreffen mit anderen Meeresbewohnern an unseren Küsten: der Feuerqualle (Cyanea capillata, Foto) oder der Nesselqualle (Cyanea lamarckii). Zwar ist die häufigste Qualle vor unserer Haustür, die Ohrenqualle, für Badende ungefährlich. Doch ein Kontakt mit den langen Nesselfäden („Tentakeln“) sowohl der Feuer- als auch der Nesselqualle ist sehr schmerzhaft; er löst Hautrötungen und Brennen aus.
Gefährlicher kann die Bekanntschaft mit einem Erreger sein, der natürlicherweise in Brack- und Meerwasser vorkommt: dem Bakterium Vibrio vulnificus. „Bei höheren Wassertemperaturen, über 20 Grad, kann sich die Konzentration der Vibrionen deutlich erhöhen“, sagt Dr. Matthias Labrenz vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung in Warnemünde. Erkrankungen seien daher bisher nur an der Ostsee verzeichnet worden; sie seien zwar sehr selten, zeichneten sich jedoch durch einen sehr ernsten Verlauf in Form von schweren Wundinfektionen und Blutvergiftungen aus. „Besonders gefährdet sind ältere, immungeschwächte Menschen mit offenen Wunden“, sagt Labrenz. Durch die Wunden tritt der Erreger ein, der unbehandelt zum Tod führen kann.
Ein anderes Bakterium macht deutlich auf sich aufmerksam: Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt (Foto), bilden bei einer Massenvermehrung grünlich-braune Teppiche aus. „Da möchte man schon gar nicht reinschwimmen“, sagt Matthias Labrenz – somit sei die Gefahr, mit den Bakterien in Kontakt zu kommen, generell geringer. Sollte es doch passieren und die Algenblüte tatsächlich toxisch sein (das hängt von Art und Stamm der Bakterien ab), kann es zu Hautreizungen kommen. Das Verschlucken des belasteten Wassers kann Durchfallerkrankungen und Atemwegserkrankungen hervorrufen.