In Hamburg erhält die Nahost-Organisation Friends of the Earth Middle East am 17. November die Auszeichnung der Alexander-Onassis-Stiftung
Hamburg. Für den Umweltschutz überschreiten sie Grenzen, ungeachtet aller politischen Konflikte - die Friends of the Earth Middle East (FoEME). In der Organisation engagieren sich gemeinsam Israelis, Jordanier und Palästinenser, um den Jordan zu retten. Denn der Fluss, der zum größten Teil an der Grenze zwischen Israel und Jordanien verläuft, könnte bald austrocknen, weil vor allem die Landwirtschaft übermäßig viel Wasser abzapft. Nun sollen die vereinigten Nahost-Umweltschützer in ihrem Engagement bestärkt werden - in Hamburg. Am 17. November erhält FoEME im Rathaus den neu geschaffenen Onassis-Umweltpreis. Die Auszeichnung ist mit 250 000 Euro dotiert.
Ins Leben gerufen hat den Preis die private Alexander-Onassis-Stiftung, die von dem griechischen Großreeder Aristoteles Onassis (1906-1975) im Andenken an seinen verunglückten Sohn gegründet wurde. Über die Vergabe des Preises entscheidet aber eine international besetzte Jury, der unter anderem der Kieler Klimaforscher Professor Mojib Latif, der Hamburger Unternehmer und Ökovordenker Michael Otto und die "Zeit"-Redakteurin Christiane Grefe angehören. Den Vorsitz hat Hamburgs Umweltsenatorin Anja Hajduk.
"Mit großem Respekt vor den Leistungen der Friends of the Earth Middle East hat sich die Jury einstimmig für diese wichtige und wegweisende Umweltorganisation entschieden", sagte Hajduk. "FoEME verbindet in herausragender Weise Umweltschutz mit dem Engagement für ein friedliches Miteinander in der Region."
Der Onassis-Umweltpreis soll künftig alle zwei Jahre in Hamburg für den Schutz und die Verbesserung der Umwelt einschließlich der nachhaltig sparsamen Nutzung von Energie verliehen werden. Ausgezeichnet werden können Einzelpersonen oder Einrichtungen jeder Art, ausgenommen Politiker und politische Parteien.
"Die Reederei Onassis fühlt sich der Hansestadt seit ihren großen Schiffsbauaufträgen in den 1950er-Jahren sehr verbunden, deshalb hatten wir Hamburg bei der Suche nach einem passenden Ort für die Preisvergabe sehr schnell im Blickfeld", sagte der Präsident der Alexander-Onassis-Stiftung, Anthony S. Papadimitriou. Überzeugt hätten seine Stiftung außerdem die großen Bemühungen der Hansestadt, Stadtentwicklung, Klima- und Umweltschutz miteinander zu verbinden. "Hier ist unser Preis bestens aufgehoben", sagte Papadimitriou.
"Der Onassis-Preis ist einer der größten internationalen Umweltpreise", sagte Anja Hajduk. "Er macht Hamburgs internationalen Anspruch als Umwelthauptstadt deutlich und zeigt, dass unsere Anstrengungen für Klima-, Ressourcen- und Umweltschutz auch im Ausland immer mehr beachtet werden", so die Senatorin weiter. "Die Preisverleihung ist damit eine sehr gute Einstimmung auf das Umwelthauptstadt-Jahr 2011."
"Den Umweltpreis kann man als nachträgliche Wiedergutmachung betrachten, denn die Reederei Onassis hat ihr Geld ja zu einem erheblichen Teil mit Öl verdient", sagte der Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), Rüdiger Rosenthal, der über den Zusammenschluss Friends of the Earth International mit FoEME verbunden ist. "Das Preisgeld ist sehr hilfreich für eine kleine Organisation wie FoEME, die über eher bescheidene finanzielle Möglichkeiten verfügt. Damit kann sie zukünftig für den Schutz des Jordans bestimmt einiges bewirken."
Die Friends of the Earth Middle East wollen erreichen, dass der Jordan den Menschen in den Regionen entlang des Flussverlaufs als nachhaltige und saubere Wasserquelle erhalten bleibt. Den Angaben der Organisation zufolge hat sich die Wassermenge, die jährlich das Tote Meer erreicht, in den vergangenen 50 Jahren von mehr als 1,3 Milliarden Kubikmeter auf weniger als 30 Millionen Kubikmeter reduziert.
"Weil Israel, Jordanien und Syrien so viel Wasser abschöpfen, wie sie können, ist es ironischerweise das Abwasser, das den Fluss noch am Leben erhält", schreiben die Umweltschützer auf ihrer Internetseite. Welche Gefahr drohe, sei noch kaum bekannt: "Weil ein großer Teil des Flusses durch militärisches Sperrgebiet fließt, bekommen viele Menschen nicht mit, dass der Jordan austrocknet."
Vielleicht erfährt die Problematik nach der Preisverleihung in Hamburg mehr Aufmerksamkeit.