Wiesen und Parks wirken wie natürliche Klimaanlagen. Der Effekt ist allerdings abhängig von der Feuchtigkeit des Bodens
Städte haben ihr ganz eigenes Klima. Beeinflusst wird es nicht nur von der geografischen Lage, sondern auch von Bebauung, Einwohnerzahl oder Verkehr. Eine besonders wichtige Rolle für das Stadtklima spielen Grünflächen. Wiesen, Parks und Straßenbäume wirken gerade in heißen Sommern wie natürliche Klimaanlagen.
Während der Boden Regenwasser wie ein Schwamm aufnimmt, verschwindet es bei asphaltierten Flächen direkt in der Kanalisation. Auch heizen sich Beton und Stein schneller auf und geben die Wärme besonders nachts noch lange an ihre Umgebung ab. Erhitzt sich dagegen natürlicher feuchter Boden, verdunstet das in ihm enthaltene Wasser. Dabei entsteht Verdunstungskälte, die die Umgebung kühlt. Pflanzen verstärken diesen Effekt noch, weil sie über ihre Wurzeln Wasser aus tieferen Bodenschichten für die Verdunstung nutzen können.
Im Projekt HUSCO (Hamburg Urban Soil Climate Observatory) erforschen Bodenkundler und Meteorologen gemeinsam, ob es Grünflächen gibt, die ihre Umgebung besser oder schlechter kühlen und wie groß dieser Effekt ist. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Böden, auf denen das Grün wächst, genauer gesagt ihr Wasserhaushalt: Liegen Parks in Grundwassernähe, können sich Pflanzen selbst in Trockenperioden noch mit Wasser versorgen und dieses verdunsten. Liegt der Grundwasserspiegel jedoch sehr tief, laufen sie Gefahr, während eines heißen Sommers auszutrocknen und sich aufzuheizen.
Der Boden einer Stadt kann also das lokale Klima beeinflussen. Um herauszufinden wie stark, haben wir an unterschiedlichen Stellen in Hamburg Messstationen aufgestellt: Auf einem asphaltierten Hinterhof in der Innenstadt, in Langenhorn, wo es sehr feucht ist, und an einer vergleichsweise trockenen Stelle in Stellingen. Prof. Annette Eschenbach und Sarah Sandoval vom Institut für Bodenkunde messen an diesen Stationen den Wasser- und Wärmeaustausch zwischen Boden und Atmosphäre. Ich kümmere mich um Daten zu Wind, Regen und Luftfeuchtigkeit.
Unsere Messungen haben bisher ergeben, dass es große Temperaturdifferenzen an den verschiedenen Stationen gibt. Im Innenhof ist es im Jahresdurchschnitt bis zu ein Grad wärmer als an der Messstation im trockenen Stellingen. Das mag wenig erscheinen, ist jedoch im Hinblick auf die Wärmebilanz einer Stadt ein großer Unterschied. In Stellingen wiederum ist es im Durchschnitt 0,3 Grad wärmer als an der feuchten Bodenstation in Langenhorn. Unsere Annahme, dass feuchte Böden ihre Umgebung deutlich besser kühlen als trockene, scheint sich zu bestätigen. In einem nächsten Schritt möchten wir herausfinden, wie viel Prozent dieser Temperaturunterschiede wirklich auf den unterschiedlichen Wasserhaushalt des Bodens zurückzuführen sind.
Die Rolle des Grundwassers sollte in der Stadtplanung nicht unterschätzt werden. Mit diesem Wissen können Planer Anpassungsmaßnahmen an den lokalen Klimawandel erarbeiten.