Wissenschaftler befragen regelmäßig Bürger der Hansestadt zu ihrer Einschätzung des Klimawandels und zu möglichen Folgen
Fast jede zweite Hamburgerin und jeder zweite Hamburger halten es für möglich, dass sie in der Zukunft durch eine Naturkatastrophe persönlich betroffen sein könnten. Die schwersten Folgen befürchten sie dabei im Falle einer Sturmflut. Schäden, die durch Stürme, Starkregen oder Hitzewellen drohen, schätzen die meisten Menschen dagegen als weniger gefährlich ein. Das zeigt unsere Umfrage zum Thema Klimawandel und möglichen Folgen, für die wir seit 2008 jährlich 500 Stadtbewohner interviewen.
Insgesamt haben unsere Untersuchungen ergeben, dass die Angst vor dem Klimawandel seit 2008 zurückgegangen ist: Aktuell sehen 44 Prozent der Hamburger im Klimawandel eine Bedrohung für unsere Stadt. Vor vier Jahren waren es noch 61 Prozent. Die Gefahr durch Sturmfluten halten die Bürger dagegen nach wie vor für am höchsten. Dabei hat sich der Klimawandel auf die Sturmfluten an der Nordsee bisher kaum ausgewirkt. Sicher ist aber, dass diese durch einen steigenden Meeresspiegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts drei bis elf Zentimeter höher auflaufen könnten.
Interessant: Die älteren Hamburger, die zum Teil noch Zeitzeugen von 1962 sind, schätzen das Risiko, von einer Naturkatastrophe persönlich betroffen zu sein, geringer ein als 14- bis 29-Jährige. Tatsächlich ist der derzeitige Küstenschutz voraussichtlich bis 2030 wirksam. Zudem hat sich das Verständnis verändert, wie in Hamburg Hochwasserschutz organisiert sein sollte: Früher war es die alleinige Aufgabe der Stadt, die Menschen mit einer geschlossenen Deichlinie zu schützen. Kam sie ihrer Pflicht nicht nach beziehungsweise waren die Deiche unzureichend wie 1962, waren große Teile der Bevölkerung gefährdet.
Heute müssen neben der Stadt auch private Grundbesitzer Verantwortung übernehmen. Bestes Beispiel ist die HafenCity: Hier hat die Stadt Hamburg einerseits durch Aufschüttungen das Straßenniveau um 1,5 Meter angehoben, um das Areal gegen Sturmfluten zu schützen. Andererseits muss jedes der modernen Gebäude, die dort entstehen, zusätzlich ein eigenes Hochwasserschutzkonzept vorweisen - etwa Flutschotten in den unteren Geschossen oder Parkplätze, die gefahrlos überflutet werden können.
Allerdings haben Untersuchungen der Universität Hamburg und des Helmholtz-Zentrums Geesthacht auch Schwachstellen aufgezeigt. Mit dem Klimawandel steigt zum Beispiel das Risiko von Starkregenereignissen. Schutzmaßnahmen dürfen sich daher nicht auf die Elbe beschränken. Auch kleinere Gewässer wie Wandse oder Bille können bei Starkregen plötzlich über die Ufer treten, die Entwässerung erschweren und Gebäude in Gefahr bringen. Was dies für Wassermanagement und Hochwasserschutz in Hamburg bedeutet, wurde bisher wenig beachtet.