Häufig treten die Schmerzen in Verbindung mit Infekten auf. So können zum Beispiel die Nasennebenhöhlen entzündet sein
Dr. Stefan Tesche, 40, HNO-Facharzt und Allergologe, arbeitet in der HNO-Praxis an der Oper.
Hamburger Abendblatt:
Können Virusinfekte Kopfschmerzen auslösen?
Dr. Stefan Tesche:
Ja. Etwa 15 Prozent der Kinder tut der Kopf weh, weil sie an einer entzündlichen Erkrankung der Nasennebenhöhlen leiden. Bei ihnen sind die Gänge des verzweigten Systems besonders eng. Wenn ihre Schleimhäute anschwellen, passiert es, dass die Belüftungsmechanismen nicht mehr richtig funktionieren. Das kann zu Kopfschmerzen führen, die als Druck über dem Kiefer und hinter der Stirn wahrgenommen werden. Der Schmerz nimmt zu, wenn die Kinder ihren Kopf vorbeugen. Auch Mittelohrentzündungen können starke Schmerzen verursachen, die vom Ohr in die Kopfhälfte ausstrahlen. Oder Scharlach, eine bakterielle Infektion. Sie wird von Streptokokken ausgelöst, die ein Toxin produzieren. Das ist nicht nur verantwortlich für hohes Fieber, Lymphknotenschwellung und Hautausschlag, sondern auch für teilweise sehr heftige Kopfschmerzen.
Was können Eltern tun, um Kopfschmerzen, die in Verbindung mit Infekten auftreten, zu lindern?
Tesche:
Am besten helfen bei Kindern Paracetamol-Zäpfchen oder Ibuprofen-Saft. Dabei gilt es aber, Maß zu halten. Paracetamol sollte nur alle vier bis sechs Stunden verabreicht werden, in kindgerechten Dosen. Es ist bei Infektionskrankheiten sehr wichtig, die Schmerzen zu lindern. Nur so können die Kinder beispielsweise bei Halsschmerzen ohne Beschwerden trinken.
Manchmal können auch Infrarot-Bestrahlungen oder Akupunktur helfen.
Immer wieder heißt es, man solle Kindern kein Aspirin geben. Warum nicht?
Tesche:
Auf Aspirin, das heißt Acetylsalicylsäure, sollte man bei Kindern unter 14 Jahren auf jeden Fall verzichten. Bei bakteriellen Infektionen wie einer Mittelohr- oder einer Halsentzündung kann es sein, dass sich der Arzt schnell für eine Operation entscheiden muss. Da Aspirin das Blut verdünnt, kann es nach der Einnahme zu einem erhöhten Blutungsrisiko kommen. Bei einer Operation kann das gefährlich werden. Wenn Eltern partout nicht zu Medikamenten greifen möchten, können sie die Kopfschmerzen vielleicht lindern, wenn sie die Symptome bekämpfen. Bei verstopfter Nase, Ohrenschmerzen oder Halsweh können Hausmittel Wunder wirken: Salzwasserspülungen oder -sprays lassen die Nasenschleimhäute abschwellen, ins Ohr geträufelter Zwiebelsaft hilft bei Ohrenschmerzen, Gurgeln mit Salbeitee wirkt entzündungshemmend bei Halsweh. Wichtig ist immer eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Der Körper produziert bei Infekten viel Sekret, verliert also Flüssigkeit, die wieder ausgeglichen werden muss. Tut man das nicht, kann es zu einem verlangsamten Blutfluss führen. Dadurch fühlt man sich noch schlapper.
Wenn keine Besserung eintritt: Wann sollten die Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen?
Tesche:
Wenn es länger als ein bis zwei Tage starke Kopfschmerzen und Fieber hat und sich richtig schlecht fühlt.
Können auch Allergien Kopfschmerzen verursachen?
Tesche:
Ja, vor allem in den Wintermonaten. In Heizungsluft vermehren sich Hausstaubmilben und Schimmelsporen schnell. Auch hier ist es wieder die verstopfte Nase und die damit verbundene schlechte Belüftung der Nebenhöhlen, die bei den Kindern zu Kopfschmerzen führt. Wenn ein Kind besonders morgens Kopfweh hat und die Nase dicht ist, sollte man in Erwägung ziehen, dass es an einer Allergie leidet. Ein Allergietest kann schnell Klarheit bringen. Akute Beschwerden klingen mit einem kortisonhaltigen Nasenspray schnell ab: Es lässt die Schleimhäute abschwellen und den Druck im Kopf verschwinden.
Wie sieht es mit bestimmten Nahrungsmittelzusätzen aus?
Tesche:
Auch darauf können Kinder mit Kopfschmerzen reagieren. Bekannt als Auslöser ist besonders der Geschmacksverstärker Glutamat. Aber auch Farb- und Konservierungsstoffe können Kopfschmerzen verursachen.