"Immer kleiner" hieß jahrelang die Devise der Hardware-Hersteller. Nun scheint es in die andere Richtung zu gehen. Nach Apples iPad, im Grunde ein überdimensionales iPhone, verpasst auch Nintendo seiner erfolgreichen Spielkonsole DS neue Maße. Mit einer Bilddiagonalen von 4,2 Zoll sind die beiden Bildschirme fast doppelt so groß wie die des DS lite.
Da die Auflösung der mobilen Nintendo-Konsolen mit 256 x 192 Pixeln gering ist, befürchtete man beim Hersteller, dass sich das neue Format negativ auf die Bildqualität auswirkt. Dem ersten Anschein nach ist die Sorge unberechtigt. Weder beim beliebten "Mario Kart" noch beim aktuellen Zelda-Abenteuer "Spirit Tracks" leidet der grafische Gesamteindruck. Dafür hat der Spieler mehr Überblick über das Geschehen, das Spielen ist weniger anstrengend für die Augen. Bei anderen Titeln, wie den Gehirn-Jogging-Spielen von Dr. Kawashima, ist die Grafik ohnehin von untergeordnetem Interesse.
Doch was steckt tatsächlich hinter der Vergrößerung des Formats? Neue Titel wie die Anfang März erscheinende "Bibliothek der klassischen Bücher" legen den Verdacht nahe, Nintendo wolle nun auf den Spuren von Apple in den E-Book-Markt einsteigen. Das weist Nintendo auf Nachfrage weit von sich: Man bleibe bei der Kernkompetenz - den Games für Viel- sowie für Gelegenheitsspieler.
Unter Letzteren gibt es zwei Zielgruppen, denen das neue Gerätedesign besonders entgegenkommt: Kinder und Ältere. Der DS hat sich mittlerweile auch als Lernkonsole etabliert. Titel wie Mathematik-Trainer oder Vokabellernprogramme profitieren von den großzügigeren Bildschirmen. In den vergangenen Monaten konnte Nintendo auch immer mehr Fans unter den über 45-Jährigen gewinnen. Sogar mancher Senior jenseits der 60 greift zum DS, um Sudokus zu lösen oder sich sonst geistig auf Trab zu halten. Darüber hinaus macht der neue Eingabestift in Form eines Kugelschreibers die Eingabe deutlich komfortabler.
Natürlich sind mit den Bildschirmen die Außenmaße gewachsen. Für alle, die den DS nicht primär auf Reisen, sondern zu Hause verwenden, ist das aber kein Nachteil. Wer bereits einen DSi besitzt, hat indessen kaum einen Grund, auf die XL-Version umzusteigen. Denn technisch hat sich so gut wie nichts geändert.
Widersprüchliche Angaben macht Nintendo zur Akku-Laufzeit. Mit maximal 17 Stunden halte der Neuzugang länger durch. Beim Vergleich der von Hersteller angegebenen technischen Details zeigt sich jedoch: Ob bei minimaler oder maximaler Helligkeit macht auch das neue Gerät wie zu erwarten ein bis zwei Stunden früher schlapp. Genaueres lässt sich aber erst in der Praxis feststellen. Letztlich wäre auch eine durchschnittliche Betriebszeit von 15 Stunden ein sehr guter Wert.
Zum Preis von rund 180 Euro - das sind 25 bis 30 Euro mehr als der DSi - erhält der Käufer zusätzlich drei vorinstallierte Programme: "Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging für zwischendurch: Wortspiele", "Wörterbuch 6 in 1 mit Kamera-Funktion" und den DSi-Browser zum Surfen im Internet. Der DSi XL erscheint am 5. März in den Farben Dunkelbraun und Bordeauxrot.