Die Umweltschützer halten bei dem Fertigprodukt einen Wechsel von Alaska-Seelachs zu Pangasius für nötig und sagen, welche Fischart man noch bedenkenlos essen kann.

Fischliebhaber sollten Karpfen, Pangasius, Bach- oder Regenbogenforelle essen. Rotbarsch, Scholle und Seeteufel gehören dagegen nach ökologischen Kriterien nicht mehr auf den Teller - sie werden entweder zu reichlich oder mit zerstörerischen Methoden gefangen. Dies rät der neue Einkaufsführer, den Greenpeace gestern vorstellte. Ebenfalls im roten Bereich landete der Alaska-Seelachs, Rohstoff für Fischstäbchen und andere Tiefkühlgerichte.

"Bei den Fischstäbchen ist ein langsamer Wechsel vom Alaska-Seelachs zum Pangasius nötig", sagt Greenpeace-Fischereiexpertin Dr. Iris Menn und hofft auf ein Umdenken von Käpt'n Iglo und Co. Kein anderer Speisefisch werde so stark befischt, jährlich würden fast eine Million Tonnen entnommen. Dies hinterlasse nicht nur Spuren bei den - deutlich abnehmenden - Beständen, sondern im gesamten Ökosystem. Menn: "Es gibt bereits Auswirkungen auf Seelöwen. Auch deren Bestände sinken, weil ihnen ihre Nahrung weggefischt wird."

"Bei der Berechnung der Fangquoten wird der Nahrungsbedarf der Seelöwen berücksichtigt", entgegnet Tatjana Gerling, die beim WWF für die weltweite Fangsituation von Weißfischen, zu denen der Alaska-Seelachs zählt, beobachtet. Zwar sieht auch sie die Bestandsrückstände kritisch, jüngste Zahlen zum Nachwuchsjahrgang 2008 ließen jedoch hoffen, dass sich der Bestand im Nordostpazifik bis 2011/2012 wieder erholt. Die Seelachsbestände vor der US-amerikanischen Küste werden von den USA und vom Bundesstaat Alaska gemanagt. Sie tragen das einzige weltweit anerkannte Gütesiegel für eine nachhaltige Fischerei MSC (Marine Stewardship Council). Deshalb hält der WWF-Einkaufsratgeber den Alaska-Seelachs aus dieser Region für eine "gute Wahl".

Allerdings überdenke der WWF derzeit seine Position, heißt es im Hamburger Büro, das den Bereich Meeresschutz bearbeitet. Alaska-Seelachs aus dem Nordwestpazifik ist auch beim WWF nur "zweite Wahl". Die dortigen Bestände werden von Russland gemanagt. Greenpeace kritisiert hier vor allem die hohe illegale Fischerei. Die russische Verwandtschaft kommt zumindest dem Käpt'n Iglo nicht ins Boot - seine Fischstäbchen, die im Frühjahr ihr 50-jähriges Bestehen feierten, sind alle MSC-zertifiziert.

Das Beispiel des meistverspeisten Fisches in Deutschland (Alaska-Seelachs macht allein 24 Prozent des Fischkonsums aus) zeigt: Oftmals reicht es für einen ökologisch orientierten Einkauf nicht aus, die Fischart zu kennen. Wichtig sind auch Informationen zu den Fangmethoden und -gebieten. "Dies sind freiwillige Angaben. Aber der Handel hat auf die Verbraucherwünsche reagiert, Fischerverpackungen sind heute besser gekennzeichnet", sagt Iris Menn.

Bei vielen Fischen lohne es sich, genauer hinzuschauen. So gibt es im Vergleich zum Greenpeace-Fischführer 2008 im neuen Ratgeber empfehlenswerte Doraden (aus traditioneller Lagunenhaltung, z. B. vor Griechenland und Türkei), Heilbutt (mit Langleinen im Nordpazifik gefangen) und Kabeljau (Fanggebiet Nordostatlantik, östliche Ostsee, mit Handleine oder Wadennetzen) - vor einem Jahr galten zumindest Dorade und Heilbutt generell als "nicht vertretbar".

Auch wenn sich die Fischratgeber von Greenpeace und WWF in einigen Details unterscheiden, die Umweltverbände verfolgen denselben Kurs. So hält auch Greenpeacerin Menn das Öko-Siegel MSC, das vom WWF mit entwickelt wird, "generell für die bessere Alternative", es sei aber kein Persilschein für ökologische Unbedenklichkeit. Menn setzt sehr stark auf das Öko-Bewusstsein der Verbraucher. "Sie können mit ihrem Nachfrageverhalten viel bewegen. Das zeigt sich zum Beispiel bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln." Doch da ist bislang noch kein Fisch dabei.

Die Fischratgeber von Greenpeace und WWF im Internet:
www.greenpeace.de
www.wwf.de