Oliver Brüstle, ein freundlicher Schwabe, ist der Pionier der deutschen Stammzellforschung.
Über diesen Wissenschaftler lässt sich vieles sagen, nur eines bestimmt nicht: dass er feige ist. Oliver Brüstle geht keinem Streit aus dem Weg. Und immer geht es um wegweisende Entscheidungen, die der Pionier der deutschen Stammzellforschung erzwingt. Mit Verve verteidigt der freundliche Schwabe seine Position, das Leuchten aus seinen grauen Augen kann dann schon mal verschwinden.
Mit seinem Wunsch, an embryonalen Stammzellen mit öffentlichen Mitteln zu forschen, löste der Neurobiologe von der Universität Bonn 2000 eine hitzige Debatte in Deutschland aus. Leidenschaftlich wurde gestritten, ob menschliche Embryonen für Forschungszwecke genutzt werden dürfen. Die Heftigkeit der Debatte habe er nicht erwartet, sagte der vierfache Vater später. Er und seine Familie erhielten Todesdrohungen. Dabei wollte der heute 47 Jahre alte Mediziner nur die Forschung fortsetzen, die er in den USA begonnen und an der Uni Bonn erfolgreich fortgesetzt hatte. Damals habe er schon daran gedacht, in die USA zurückzukehren. Doch er blieb.
Auch beim Patentstreit vor dem Bundesgerichtshof ist es für den Forscher wieder um eine Grundsatzentscheidung gegangen. Eines ist sicher: Brüstle wird auch weiterhin nicht lockerlassen, beseelt davon, Alzheimer- und Parkinson-Patienten zu helfen. Sein Beruf ist für ihn Berufung.