Mit einer spektakulären Unterwasser-Sitzung hat die Regierung der vom Untergang bedrohten Malediven auf die Gefahren des Klimawandels hingewiesen. Präsident Mohammed Nasheed und sein Kabinett tagten am Sonnabend in voller Taucherausrüstung eine halbe Stunde lang an einem hufeisenförmigen Tisch in sechs Metern Tiefe. Im Anschluss sagte der erste demokratisch gewählte Präsident, bei der Sitzung habe es weniger Debatten als sonst gegeben, dafür sei mehr Arbeit erledigt worden.
In der ungewöhnlichen Umgebung verabschiedete das Kabinett eine Resolution, in der die Weltgemeinschaft aufgefordert wird, mehr gegen den Ausstoß von Treibhausgasen zu unternehmen. Nach dem Auftauchen verlangte der Präsident, dass die Uno-Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen ein Abkommen beschließe, das allen Menschen ihr Überleben sichere. Die südwestlich von Sri Lanka gelegenen Malediven sind vom Klimawandel besonders bedroht. Schon ein Anstieg der Meeresspiegel um 18 bis 59 Zentimeter bis 2100 würde die flache Inselgruppe praktisch unbewohnbar machen.
Immer wieder hatte Nasheed mit spektakulären Aktionen auf die prekäre Lage hingewiesen. Vergangenes Jahr schlug er vor, eine Ersatzheimat zu kaufen. "Wir können den Klimawandel nicht selbst stoppen, also müssen wir woanders Land kaufen." Für den Kauf einer Ersatzheimat sollte ein Teil der Milliardeneinnahmen aus dem Tourismusgeschäft in einen Staatsfonds abgezweigt werden. Als Ziele nannte Nasheed Sri Lanka und Indien, weil dort das Klima und die Kultur ähnlich seien. Aber auch Australien komme infrage. "Wir wollen die Malediven nicht verlassen, aber wollen auch keine Klimaflüchtlinge werden, die jahrzehntelang in Zelten leben müssen." In Kopenhagen wird sich entscheiden, ob die Menschen der Inselstaaten Klimaflüchtlinge werden.