Vor 40 Jahren rüttelte der Club of Rome mit “Die Grenzen des Wachstums“ auf. Jetzt ist der Folgereport mit dem Namen “2025“ erschienen.
Berlin/Rotterdam. Mehr Dürren, Fluten, Insekten und extremes Wetter: Der Klimawandel wird sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts dramatisch verstärken und dadurch viel Leid verursachen. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher in dem gestern veröffentlichten Report "2052" an den Club of Rome, einen Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik. "Die negativen Auswirkungen werden deutlich sein", warnte der Autor, der norwegische Wirtschaftsexperte und Zukunftsforscher Jorgen Randers.
Der Report erscheint 40 Jahre nach dem ersten großen Bericht "Die Grenzen des Wachstums" im Auftrag des Club of Rome und enthält Beiträge führender Wissenschaftler, Ökonomen und Zukunftsforscher verschiedener Fachbereiche. Bereits mit Mitte 20 hat Jorgen Randers am ersten Bericht von 1972 mitgeschrieben. Als 66-Jähriger warnt er jetzt erneut vor dem Überschreiten vieler Grenzen der Natur.
"Die Menschheit hat die Ressourcen der Erde ausgereizt. Wir werden in einigen Fällen schon vor 2052 einen örtlichen Kollaps erleben", sagte Randers bei der Präsentation der Ergebnisse in Rotterdam. "Wir stoßen jedes Jahr zweimal so viel Treibhausgas aus, wie Wälder und Meere absorbieren können." Der Meeresspiegel werde um 0,5 Meter steigen, das Arktiseis im Sommer verschwinden und das neue Wetter Landwirte und Urlauber treffen, sagte der Experte voraus. Die Treibhausgasemissionen werden ihm zufolge erst 2030 ihren Höhepunkt erreicht haben. Das sei aber zu spät, um den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, was als eben noch akzeptable Marke angesehen wird. Bis 2080 werde die Temperatur um 2,8 Grad steigen. Das könnte einen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen.
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Randers zufolge schadet die Wirtschaft mit ihrem steten Wachstum dem Klima und den Naturschätzen. Zudem macht sie nach den Berechnungen der Forscher oft schon jetzt keinen Gewinn mehr - verglichen mit dem Preis der Umweltzerstörung.
Der Wirtschaftsexperte Randers kommt auch zu dem Ergebnis, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) langsamer steigen wird als erwartet. Um das Jahr 2050 wird das weltweite BIP demnach nur 2,2-mal größer sein als heute. Seine Erklärung: Sowohl der Bevölkerungs- als auch der Produktivitätszuwachs werden abnehmen.
Viele Volkswirtschaften hätten ihr Entwicklungspotenzial ausgeschöpft, und es gebe weniger Geburten, da immer mehr Menschen in Städten lebten. Nach seinen Berechnungen wird die Weltbevölkerung kurz nach 2040 bei 8,1 Milliarden ihren Höchststand erreichen und dann zurückgehen.
Bis 2052 werde es weniger Armut in den Entwicklungsländern, jedoch mehr Armut und Ungleichheit in den Industriestaaten und überall mehr Umweltzerstörung geben, schreibt der argentinische Investmentmanager Carlos Joly in seinem Ausblick für den Report. Zugespitzt gesagt, sei der Grund für den Niedergang im Westen der "Triumph des Finanzkapitalismus". In der Berechnung des BIP fehlten Vermögenswerte der Umwelt wie Wasserressourcen, Bodenfruchtbarkeit, Lebensqualität und stabiles Klima.
Der jungen Generation werde der Geduldsfaden reißen, weil sie nicht länger die Umweltlasten tragen wolle, schreibt das österreichische Club-of-Rome-Mitglied Karl Wagner. Er sagt eine Revolution in den 2020er- Jahren voraus - vergleichbar mit der von 1848 gegen das feudale Herrschaftssystem. So werde die Kultur des Konsums umschwenken auf nachhaltigeres Wirtschaften.
Randers glaubt dagegen nicht mehr an rechtzeitige Besserung: Die Menschheit werde sich nicht schnell genug ändern. Auch die komplexen und zeitraubenden Entscheidungsprozesse in Demokratien würden das verhindern. Es nütze jedoch nichts, zu verzweifeln. Dass er selbst die Hoffnung nicht aufgegeben hat, zeigt sein Schlussstatement: "Bitte helft, meine Vorhersage falsch werden zu lassen. Zusammen können wir eine viel bessere Welt schaffen."