Berlin (dpa/tmn). Wer erstmals in Kryptowährungen investieren möchte, muss sich in eine völlig neue Anlage-Welt einfinden. Welche Währung, welche Handelsplattform soll es sein? Sechs Schritte führen zum Ziel.
Bitcoins glänzen zwar nicht, aber sie scheinen auf viele Anleger dennoch eine ähnlich anziehende Wirkung zu haben wie Gold. Wer Bitcoins oder andere digitale Münzen kaufen möchte, muss sich allerdings erst mal in die Krypto-Welt einarbeiten. Denn einfach beim Bankberater lassen sich die Kryptocoins nicht kaufen. Mit dieser Anleitung geht's für Interessierte leichter.
Schritt 1: Mischung überprüfen
Manche Kryptowährungen haben in den vergangenen Jahren sagenhafte Renditen eingefahren. So ist zum Beispiel der Bitcoin, die bekannteste digitale Währung, laut Statista allein im vergangenen Jahr um 156 Prozent gestiegen - in US-Dollar gerechnet. Die Hoffnung, ähnliche Gewinne zu machen, lockt neue Anleger.
Verbraucherschützer raten aber von einer Anlage in digitale Münzen ab. „Nur wer bei der Geldanlage schon solide aufgestellt ist, kann überlegen, noch zusätzlich in Kryptowährungen zu investieren“, warnt Hendrik Buhrs, Geldanlageexperte beim Verbraucherratgeber Finanztip. „Solche Münzen eignen sich höchstens als Beimischung“, sagt er. Der Grund: Ein Totalausfall ist jederzeit möglich. Sicherungssysteme wie bei anderen Anlageformen gibt es bei Kryptowährungen nicht. Sie sind ein hochriskantes Investment.
Schritt 2: Produkt auswählen
Es steht eine Grundsatzentscheidung an: physisch oder indirekt investieren? Wer in Kryptowährungen investiert, kann die Coins entweder selbst kaufen oder das Geld in Wertpapiere stecken, die Kryptowährungen abbilden. Während in den USA seit Kurzem ETF, also börsengehandelte Indexfonds, auf die Kryptowährungen Bitcoin und Ether zugelassen sind, dürfen diese Finanzprodukte in Deutschland nicht angeboten werden. Hier sind lediglich ETN zu haben. Das sind börsengehandelte Schuldverschreibungen, die die Wertentwicklung der jeweiligen Währung nachzeichnen.
„Wem es lediglich darum geht, auf Wertsteigerungen zu wetten, dem reicht sicher ein ETN“, sagt Timo Emden, Marktanalyst und Kryptoexperte von Emden Research. Es hat außerdem den Vorteil, dass sich Anleger auf gewohntem Terrain in ihrem Wertpapierdepot bewegen können und sich über Blockchain und die sichere Aufbewahrung ihrer privaten Schlüssel für die Coins (Schritt 6) keine Gedanken machen müssen.
„Vielen Investoren ist aber der Grundgedanke hinter den Kryptowährungen wichtig“, sagt Emden. Also etwa, dass niemand die Coins reguliert, es keine zentrale Institution gibt. In diesem Fall sollte man die Coins lieber direkt kaufen, rät Emden. Bei langfristigen Investitionen fallen außerdem laufende Gebühren ins Gewicht. Die fallen bei ETNs an, bei den Münzen selbst aber nicht.
Schritt 3: Coin auswählen
Wie viele Kryptowährungen am Markt sind, dazu gibt es unterschiedliche Angaben. Die Zahl ist inzwischen aber locker fünfstellig. Und daraus müssen angehende Kryptokäufer sich einen Coin aussuchen, in den sie investieren möchten.
Gerade bei kleineren Währungen gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Zuletzt wurden einige für kurze Zeit stark gehyped, um kurz danach schnell wieder an Wert zu verlieren. Ein Tipp: Für jede Münze sollte es ein Whitepaper geben - ein Prospekt, das die Kernidee der Währung vorstellt. „Das sollte man sich unbedingt vorher anschauen und verstehen, was dahintersteckt“, rät Emden. Ein bisschen Recherche muss also sein. Die Gewinne eines Coins in der Vergangenheit sollten bei der Bewertung hingegen keine Rolle spielen.
Schritt 4: Handelsplattform aussuchen
Bitcoin und Co. gibt es mittlerweile auf verschiedensten Handelsplattformen. Manche sind auf Kryptowährungen spezialisiert. Andere sind eigentlich normale Broker, die neben Aktien nun auch manchen Coin anbieten. Auf die Auswahl von unterschiedlichen Währungen kommt es für die meisten Anleger dabei nicht an, solange die bekannten Coins angeboten werden. Stattdessen rät Hendrik Buhrs, auf zwei Dinge zu achten: Ist der Anbieter renommiert? Und ist er reguliert? Denn Fake-Anbieter gibt es im Netz zuhauf. „Deshalb ist es sinnvoll zu prüfen, ob es über die Handelsplattform mehrere unabhängige Berichte gibt“, sagt Buhrs.
Hilfreich bei der Suche ist, dass die Finanzdienstleistungsaufsicht Bafin seit Kurzem Lizenzen an Krypto-Verwahrer vergibt. Die Liste mit entsprechend überprüften Firmen findet sich auf der Webseite der Bafin. Sinnvoll ist außerdem, auf einen deutschsprachigen Kundenservice zu achten. Sollte es zu Problemen kommen, kann das im Notfall eine große Hilfe sein.
Wer direkt die Münzen kauft, muss zwar keine laufenden Gebühren stemmen. Aber für den Kauf und Verkauf fallen dennoch Kosten an. Besonders Investoren, die häufiger handeln möchten, sollten bei der Auswahl einer Handelsplattform auf die Höhe dieser Gebühren achten, so Emden.
Ein letzter Punkt: Was passiert mit den Coins nach dem Kauf? Einige Handelsplattformen bieten an, die Münzen für den Nutzer zu verwahren. „Das kann bequem sein für Nutzer, die sich an die Kryptowelt herantasten möchten. Dann sollte man darauf achten, wie die Coins dort gesichert sind“, so Buhrs. Wer lieber alleiniger Herr über seine Kryptocoins ist, muss sie selbst verwahren (siehe Schritt 6) - und ist allein für die Sicherheit verantwortlich.
Schritt 5: Höhe des Investments ermitteln
Manche Kryptowährungen sind so wertvoll, dass vielen Menschen das nötige Kleingeld fehlt, gleich eine ganze Münze zu kaufen. Das muss aber auch gar nicht sein. „Es lassen sich auch Bruchstücke eines Coins kaufen“, erklärt Hendrik Buhrs. Er rät sowieso, den ersten Kauf zunächst mit kleineren Summen auszuprobieren. Wer in eher unbekannte Coins investiert, sollte auf der Plattform beim Kauf außerdem ein Preislimit setzen. Der Wert solcher Kryptowährungen kann auch kurzfristig extrem schwanken.
Schritt 6: Verwahrung sicherstellen
Um Digitalwährungen sicher aufzubewahren, oder präziser: die privaten Schlüssel (private keys), brauchen Krypto-Eigner eine sogenannte Wallet. In dieser Geldbörse befinden sich nicht die Coins selbst, sondern die Schlüssel für den Zugang zu den Münzen. Nur wer diese Schlüssel hat, kann nachweisen, Eigentümer der Coins zu sein.
Dafür gibt es verschiedene Varianten, vor allem sogenannte hard wallets und paper wallets. Ein „hard wallet“ ist etwa ein USB-Stick, auf dem die Schlüssel gespeichert werden. Beim „paper wallet“ schreiben Nutzer ihre Zugänge auf ein Stück Papier. „Ich würde ein hard wallet nehmen, das hat sich in der Praxis bewährt. Aber eigentlich gibt es bei der Wahl kein richtig oder falsch“, sagt Emden. Wichtig ist bei allen Varianten, die privaten Schlüssel sicher aufzubewahren.