Berlin. Die Stiftung Warentest prüfte Dating-Apps auf ihren Datenschutz. Nur fünf bekamen das Urteil „akzeptabel“ – und auch sie haben Mängel.

Wer auf Dating-Apps Abenteuer für eine Nacht oder gar die Liebe des Lebens sucht, gibt viel über sich Preis. Deshalb hat die Stiftung Warentest geprüft, ob diese Applikationen die Daten ihrer User schützen. Das Ergebnis ist katastrophal: Nur fünf der 44 getesteten Apps schnitten mit der Bewertung „akzeptabel“ ab.

Die meisten Apps, so das Urteil der Stiftung Warentest, versenden die Daten ihrer Nutzer an Dritte, darunter große Werbekonzerne und Facebook. Zudem werden die Nutzer kaum darüber aufgeklärt, was mit ihren Daten geschieht. Die Datenschutzbestimmungen seien zum Großteil schwammig gehalten, auch fänden sich teilweise juristische Mängel darunter.

Dating-App Grindr kann wohl zur Verhaftung führen

Lücken beim Datenschutz könnten für Nutzer drastische Folgen haben. Die Dating-App Grindr zum Beispiel soll homosexuellen Männern Partner vermitteln. Homosexuelle Handlungen stehen jedoch in Ländern wie Ägypten unter Strafe.

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    Die ägyptische Regierung soll Grindr dazu nutzen, Homosexuelle ausfindig zu machen und zu verhaften. Das Auswärtige Amt warnt auf seiner Website davor, dass auch deutsche Touristen Opfer dieser Praktik werden könnten.

    Und auch Hacker nutzen Sicherheitslücken in Apps für Erpressungen. Dies zeigte sich am Fall des Seitensprungportals „Ashley Madison“: Hacker erhielten Zugriff auf 32 Millionen Profile der Mitglieder, stellten die Daten online. Damit wollten sie die Schließung des Fremdflirt-Portals bewirken.

    Das prüfte die Stiftung Warentest

    Bekannte Sicherheitsdefizite wie diese nahm die Stiftung Warentest zum Anlass, Dating-Apps für Android und iOS genau unter die Lupe zu nehmen. Geprüft wurde zum einen das Datenversendeverhalten: Dabei wurde untersucht, welche Nutzer-Daten eine App an Dritte weiterschickt.

    Zum anderen wurden die Datenschutzerklärungen darauf getestet, ob sie juristische Mängel beinhalten und ob sie den Nutzern präzise Informationen darüber vermitteln, wie ihre Daten verwendet und weitergegeben werden.

    Nur fünf Apps als „akzeptabel“ bewertet

    Nach diesen Kriterien konnte die Stiftung Warentest nur fünf Dating-Apps als „akzeptabel“ einstufen: Für iOS war das eine einzige App namens Bildkontakte. Für Android schnitten E-Darling, Lovescout 24 und Neu.de mit dieser Bewertung ab. Doch auch bei den Testsiegern wurden die Datenschutzbestimmungen für ihre ungenauen Formulierungen kritisiert.

    Die App Kiss No Frog wurde sowohl für iOS als auch für Android in Hinblick auf die Weitergabe von Nutzerdaten als „unkritisch“ eingestuft. Doch ihre Hinweise zum Datenschutz wurden als äußerst ungenau beurteilt.

    Tinder und Elite-Partner fallen durch

    Die wohl bekannteste Dating-App Tinder schnitt besonders schlecht ab: Dort werden Nutzer-Daten sowohl an Facebook als auch an eine Marketing-Firma versandt. In den Hinweisen zum Datenschutz steht, Tinder kombiniere Nutzerdaten mit den Daten Dritter.

    Auch die App Elite-Partner teilt Nutzerstatistiken mit Facebook. In den Datenschutzerklärungen behalten sich die Verantwortlichen dezidiert das Recht vor, IP-Adressen an Facebook zu senden.

    Nicht nur Dating-Apps sind aufgrund ihres mangelnden Datenschutzes fragwürdig. Auch Online-Dating-Portale arbeiten mit kritischen Methoden. Wie unsere Redaktion herausfand, locken diese Portale Neukunden mit Fake-Profilen dazu, für Angebote zu bezahlen.

    Die Ergebnisse der Stiftung Warentest gibt es für einen Euro hier zum Nachlesen.