Computerkonzern möbelt sein komplettes Sortiment auf – Neues iPad mini soll die Konkurrenz auf Abstand halten
San José/Berlin. An diesem Weihnachten soll wirklich für jeden etwas dabei sein. Dafür hat der Computerkonzern Apple innerhalb weniger Wochen praktisch sein gesamtes Sortiment runderneuert – und auch gleich noch erweitert.
Die strategisch wichtigste Neuerung für den Konzern ist das in der Nacht zum Mittwoch vorgestellte iPad mini. Mit der geschrumpften Version des Tablet-Rechners will sich Apple neue Käuferschichten erschließen und der stärker werdenden Konkurrenz auf diesem Gebiet etwas entgegen setzen.
Zwar dominiert Apple das Segment der Tablet-Rechner weiterhin - so sei vor zwei Wochen sei das hundertmillionste iPad verkauft worden, verkündete Konzernchef Tim Cook in der Nacht zum Mittwoch voller Stolz. Insgesamt hat Apple nach Angaben des Marktforschers IHD iSuppli etwa 70 Prozent des Marktes.
Die Tablet-Konkurrenz holt auf
Der Vorsprung dürfte aber bald schrumpfen. So erwarten die Analysten von Gartner, dass in diesem Jahr fast 73 Millionen Apple-Tablets und knapp 38 Millionen Geräte auf Basis des Google-Betriebssystems Android verkauft werden. Für 2013 soll das Verhältnis bereits bei 99,6 Millionen zu 61,7 Millionen liegen.
Ihr Geschäft machen Apple-Rivalen wie Samsung, Amazon und Google dabei vor allem im Segment der kleineren Tablets. Hier will Apple nun gegensteuern – allerdings nicht zulasten des Gewinns. „Apple hatte die Gelegenheit, Amazon und Google die Luft abzuschnüren, hat sich stattdessen aber dafür entschieden auf seine Marke zu vertrauen und sich auf die Marge zu konzentrieren“, sagte Bill Kreher, Analyst beim Finanzdienstleister Edward Jones.
Apple vermeidet den Preiskampf
Denn das kleinere iPad ist im Vergleich zur Konkurrenz keineswegs ein Schnäppchen. So verlangt Apple für den kleineren Tablet-Rechner in Deutschland mindestens 329 Euro. Damit ist das Gerät etwas teurer als der aktuelle iPod touch, aber deutlich günstiger als die technisch ebenfalls grundüberholte neue Version des großen iPads. Googles in etwa gleich großes Nexus-7-Tablet gibt es dagegen für unter 300 Euro, Amazons Kindle Fire HD sogar für knapp 200 Euro.
„Es ist nicht nur ein geschrumpftes iPad, es ist ein komplett neues Design“, sagte Apples Marketingchef Phil Schiller über das neue Gerät. Zudem werkelt im Innern kein abgespeckter Prozessor, sondern der gleiche Kern wie im iPad 2. Damit soll nach Konzernangaben die gesamte Softwarepalette des großen iPads auch auf dem Mini laufen. Damit soll Apple Analystenschätzungen zufolge bis zum Jahresende zwischen fünf und zehn Millionen Stück der kleineren iPad-Version verkaufen.
Dieser Erfolg könnte an anderer Stelle aber auch zum Problem werden: „wir glauben, dass das kleinere iPad bis Dezember rund eine Million Einheiten des regulären iPads kannibalisieren könnte“ hatte Piper-Jaffray-Analyst Gene Munster dem Weblog AllThingsD vor der Präsentation gesagt. „Für jeweils fünf Millionen der kleineren iPads verliert man also eine Million der Standard-Geräte.“
Zudem verlässt Konzernchef Cook mit dem Schrumpf-iPad auch den von Apple-Übervater Steve Jobs vorgegebenen Weg. Es gebe kein kleineres Tablet von Apple, weil „wir nicht glauben, dass man ein großartiges Tablet mit Sieben-Zoll-Bildschirm machen kann“, sagte Jobs noch im Oktober 2010. „Sieben-Zoll-Tablets sind Zwischendinger, zu groß um mit einem Smartphone zu konkurrieren und zu klein um es mit einem iPad aufzunehmen.“
Neues auch im Rest des Sortiments
Neben der neuen Produktreihe zeigte Apple auch gleich noch eine ganze Reihe von Weiterentwicklungen. So präsentierte Schiller die vierte Generation des iPad, die mit einem neuen Chip doppelt so viel Rechenleistung bietet wie der Vorgänger und zehn Stunden Akku-Laufzeit schaffen soll. Zudem ist es mit einer schnelleren WLAN-Verbindung ausgestattet und soll nun auch außerhalb der USA den Hochgeschwindigkeits-Datenfunk LTE nutzen können.
Schlanker und leistungsfähiger fällt auch die neue Version des Arbeitsplatzrechners iMacs aus: Der sieht nur noch wie ein sehr dünner Monitor aus, beherbergt aber den gesamten Computer. Außerdem ist das hochauflösende Retina-Display nun auch in der 13-Zoll-Version des MacBook-Pro-Laptops verfügbar.
Zusammen mit dem erst vor wenigen Wochen vorgestellten iPhone 5 bietet Apple also pünktlich zum wichtigen Weihnachtsgeschäft eine runderneuerte Produktpalette. Damit auch wirklich für jeden das Passende unter dem Baum liegen kann.