Der Markt für Unterhaltungselektronik ist in Bewegung. Der Trend zur Verschmelzung von Fernsehen und Internet nicht zu übersehen.
Berlin. Die diesjährige IFA gibt Signale für die Zukunft des Fernsehens. In Berlin zeigte der japanische Hersteller Sharp den ersten Bildschirm mit der 16-fachen HD-Auflösung. Mehrere führende Hersteller schlossen eine Allianz, um gemeinsam das Internet auf TV-Geräte zu bringen. Die Branche erhofft sich von der bisher größten IFA positive Impulse für ihr zuletzt schwächelndes Geschäft. Am Freitag eröffnet die Messe für das Publikum.
Das unter dem Berliner Funkturm präsentierte Sharp-Display verfügt über eine Auflösung von rund 33 Millionen Bildpunkten. Der Prototyp hat 7.680 mal 4.320 Pixel und eine Bilddiagonale von 85 Zoll (2,16 Meter). Ein Vorgänger-Modell, das mit 8,8 Millionen Bildpunkten bereits die vierfache Auflösung heutiger Fernseher hat, sei inzwischen als Bauelement erhältlich, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Nach bisherigen Informationen könnten japanische Sender zum Jahr 2020 Übertragungen in dieser Bildschärfe beginnen.
Der größte europäische Unterhaltungselektronik-Hersteller Philips schloss in Berlin eine Smart-TV-Allianz mit seinen asiatischen Konkurrenten Sharp und LG sowie dem deutschen TV-Produzenten Loewe. Die vier Unternehmen einigten sich auf eine gemeinsame Programmierumgebung für Fernseher mit Internetanschluss („Smart TV“), teilte Robert Smits, Manager von Philips TV, am Donnerstag auf der IFA in Berlin mit. Die Unternehmen wollen damit die Erstellung von Internet-basierten Diensten auf dem Fernseher erleichtern.
Auf einem „Smart TV“ kann nicht nur das laufende Fernsehprogramm empfangen werden – auch Inhalte aus dem Internet wie YouTube-Filme oder Mediatheken der verschiedenen Sender können abgespielt werden. Weiter lassen sich mit einem Smart TV auch Musik, Fotos und Videos von einem Tablet Computer, Smartphone oder Notebook streamen und TV-Sendungen auf einer externen Festplatte aufzeichnen.
„Derzeit müssen Entwickler viel Zeit und Aufwand darauf verwenden, ihre Applikation auf verschiedenen TV-Plattformen zu testen“, sagte Smits. Werde dies vereinfacht, hätten Entwickler künftig mehr Zeit für neue Angebote wie Online-Videotheken, Mediatheken, Musik-Services, Spiele, Social Network-Dienste und Infotainment-Angebote.
Der direkte Zugang zum Internet vom Fernseher aus gilt als der große Trend der diesjährigen IFA und könnte das Geschäft von Geräteherstellern und Fernsehanbietern in den kommenden Jahren dramatisch verändern.
Der deutsche Premium-Hersteller Loewe stellt sich mit seinen neuen vernetzten Modellen unterdessen kurzfristigere Ziele. Der Konzern aus Kronach hofft nach zuletzt hohen Verlusten wieder auf besseres Geschäft. Preisnachlässe oder eine Verlagerung der Produktion aus Deutschland seien für Loewe dabei kein Thema, betonte Konzernchef Oliver Seidl in einem dpa-Gespräch.
Weiteres Zeichen für den Wandel des TV-Geschäfts: Die Online-Videothek Maxdome wird künftig auf deutlich mehr Fernsehern direkt erreichbar sein. Die großen Hersteller Philips, Toshiba, Panasonic und Loewe sind unter den neuen Kooperationspartnern, wie die Videoplattform aus der ProSiebenSat.1-Gruppe am Donnerstag mitteilte. Bisher gab es einen direkten Zugang zum Maxdome-Angebot bereits auf Internet-fähigen Fernsehgeräten unter anderem von Samsung und LG. „Bis Jahresende erreichen drei Millionen Haushalte Maxdome direkt auf ihren hybriden TVs“, sagte der zuständige ProSiebenSat.1-Manager Christoph Bellmer.
Samsung zeigte in Berlin ein mobiles Gerät, mit dem der südkoreanische Hersteller ein neues Geräte-Segment zwischen Smartphone und Tablet-Computer etablieren will. Das Galaxy Note hat einen 5,3 Zoll (13,5 cm) großen Display. Es soll sich vor allem als digitaler Notizblock eignen, ist aber gleichzeitig ein Telefon. Mit dem digitalen „S Pen“ können Skizzen und Zeichnungen auf dem Display erstellt und gespeichert werden.