Der Internet-Riese hat am Dienstag den Dienst “Drive“ gestartet. Der neue Online-Speicher hat viele Wettbewerber. Kritik von Datenschützern.
Mountain View/Berlin. Soziale Netzwerke, Maildienst und nun auch noch ein Online-Speicher: Google heizt den Wettbewerb mit seinem Angebot weiter an. Der Internet-Riese hat am Dienstag sein lange erwartetes Online-Laufwerk Google Drive eröffnet. Privatnutzer und Unternehmen können darauf bis zu fünf Gigabyte Daten kostenlos ablegen, für eine größere Kapazität wird eine Monatsgebühr fällig.
Google Drive ist mit anderen Anwendungen des Internet-Riesen eng verzahnt, etwa der Büro-Software Docs und dem Sozialen Netzwerk Google+. Das virtuelle Laufwerk sei ein zentraler Bestandteil der Online-Dienste von Google, betonte Manager Sundar Pichai. Allerdings trifft das Unternehmen auf viele Konkurrenten, die derzeit ihre Dienste mit neuen Funktionen aufrüsten.
Mit dem Google Drive habe man die eigenen Informationen immer zur Hand, sagte Pichai. Das Online-Laufwerk funktioniere unabhängig davon, welches Gerät oder welche Anwendung man verwende, sagte der Manager, der bei Google die Entwicklung des Browsers Chrome und des Betriebssystems Chrome OS leitet.
Das virtuelle Laufwerk ist im Browser über die Adresse drive.google.com erreichbar. Für Windows- und Mac-Rechner bietet Google lokal installierbare Programme an, die das Dateimanagement erleichtern sollen. Zudem gibt es eine Anwendung für Smartphones mit dem Betriebssystem Android, eine Version für Apple-Geräte soll bald folgen. Google ermöglicht externen Entwicklern, den Online-Speicher über Schnittstellen für ihre eigenen Anwendungen zu nutzen. Als Beispiel nannte Pichai ein Fax-Programm, das Dateien vom virtuellen Laufwerk direkt sendet.
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Wie die meisten Wettbewerber bietet Google eine Basisversion mit 5 Gigabyte (GB) Speicher kostenlos an. 25 GB Platz kosten 2,50 Dollar im Monat, für 100 GB werden 5 Dollar fällig. Für 1000 GB verlangt Google 50 Dollar. Der Dienst ist zwar offiziell eröffnet, viele Nutzer bekamen am Dienstag zunächst aber nur den Hinweis, dass sie benachrichtigt werden, wenn ihre Online-Festplatte bereit ist. Das sei bei dem weltweiten Start eines Angebots in dieser Größenordnung normal, sagte ein Google-Sprecher.
Unmittelbar nach dem Start ging eine Debatte um den Umgang mit den gespeichterten Daten los, in Anlehnung an die jüngst angepassten allgemeinen Google-Datenschutzbedingungen. Einige Nutzer äußerten die Befürchtung, sie würden Google damit die Erlaubnis erteilen, ihre Daten zu veröffentlichen oder weiterzuverbreiten. Ein Google-Sprecher betonte dazu am Mittwoch: „Die Daten gehören den Nutzern. Google wird sie nicht veröffentlichen oder bearbeiten.“
Eine zentrale Rolle soll der Dienst beim Google-Betriebssystem Chrome OS spielen, das Dateien und Programme aus dem Internet lädt und dort speichert. Google Drive werde in der neuen Generation der Chromebooks – also Notebooks mit der Software – fest integriert, kündigte Pichai an: „Alles, was auf dem Chromebook ist, wird auch im Google Drive sein.“ Bereits verkaufte Geräte mit dem System sollen ein Update mit den neuen Funktionen erhalten.
Google ist mit seinem Google Drive vergleichsweise spät dran. Der Vorreiter Dropbox vermarktet seinen Dienst beispielsweise schon seit 2007. Dropbox-Gründer Drew Houston begrüßte den großen Konkurrenten mit einem ironischen Tweet: „In weiteren Nachrichten: Dropbox startet eine Suchmaschine :)“
Rivale Microsoft hatte erst am Montag angekündigt, sein SkyDrive um diverse Funktionen zu erweitern, etwa um eine nahtlose Integration für Windows-PCs und einen automatischen Abgleich von Dateien. Auch Apple bietet mit der iCloud Speicherplatz in der Wolke an. In Deutschland gibt es unter anderem bei Strato und der Deutschen Telekom virtuelle Laufwerke.