Berlin. Gerd Müller (CSU) mahnt mehr Engagement im globalen Kampf gegen Epidemien an. in Berlin beginnt ein Gipfeltreffen mit 2000 Experten.

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Infektionskrankheiten Aids, Tuberkulose und Malaria gefordert. „Jetzt haben wir die einmalige Gelegenheit, Aids, Tuberkulose und Malaria endgültig zu besiegen“, sagte der Entwicklungsminister unserer Redaktion. Dazu müssten sich jedoch deutlich mehr Staaten als bisher beteiligen.

Am Sonntagabend hat in Berlin das World Health Summit begonnen, an dem neben Minister Müller auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU), aber auch der Milliardär und Kämpfer gegen Aids, Bill Gates, sowie 2000 Gesundheitsexperten aus etlichen Staaten teilnehmen.

7000 Tote jeden Tag

Minister Müller will das Treffen in Berlin nach eigenen Angaben nutzen, um im kommenden Jahr einen „neuen Meilenstein“ im Kampf gegen Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria zu setzen. 2019 findet die internationale Geberkonferenz für den globalen Fonds gegen diese Krankheiten statt. Deutschland habe bereits „über 2,6 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld ist gut angelegt: 36 Millionen Menschen konnte bereits das Leben gerettet werden“.

Das ist HIV/Aids

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    Gleichzeitig nannte Müller einen Skandal, dass täglich noch immer mehr als 7000 Menschen an Aids, Malaria und Tuberkulose sterben. Vor allem in vielen afrikanischen Staaten fehlen Millionen Menschen Medikamente und Ärzte, die diese Krankheiten behandeln und Vorsorge leisten können. Laut Bundesregierung sterben Tag für Tag allein 15.000 Kinder unter fünf Jahre, da sie keinen Zugang zum Gesundheitssystem haben. „Das ist ein Skandal, denn wir könnten all diese Kinder retten“, hob Minister Müller hervor. „Für nur einem Dollar können wir ein Kind gegen Röteln und Masern impfen.“

    Kritik von Hilfsorganisation ONE

    Auf dem zehnten World Health Summit in Berlin diskutieren Politiker, Wissenschaftler und Entwicklungshelfer die Vorsorge vor weltweit grassierenden Pandemien, der Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen und der Zugang zu lebensrettenden Medikamenten. Der Gipfel gilt als eines der wichtigsten Vernetzungstreffen internationaler Gesundheitsexperten. Vor vier Jahren hatte der Ausbruch des Ebola-Virus in Westafrika gezeigt, wie mehr als 10.000 Menschen in wenigen Jahren starben. Auch die Staaten Guinea, Liberia und Sierra Leone die Erkrankten vor allem in den ländlichen Regionen nicht ausreichend versorgen konnten.

    Doch auch Dürren und Hungerkatastrophen können in kürzester Zeit für ein schwaches Immunsystem bei Hunderttausenden Menschen in einer Region sorgen. Mangelnde Hygiene in den Camps der Geflüchteten verschlimmert die Lage oftmals.

    Geld für Gesundheit stagniert

    Die Nichtregierungsorganisation ONE, die sich für die Bekämpfung extremer Armut und Krankheiten einsetzt, warnte vor der Konferenz vor stagnierenden Investitionen im Bereich Gesundheit: „Wir müssen feststellen, dass die Mittel für globale Gesundheit seit 2014 stagnieren – trotz steigender Herausforderungen“, sagte Stephan Exo-Kreischer, Deutschland-Direktor von ONE, unserer Redaktion. Vor allem neue Geberländer wie China müssten in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen. „Zudem müssen auch Entwicklungsländer ihre Hausaufgaben machen und mehr zur Stärkung ihrer Gesundheitssysteme investieren“, so Exo-Kreischer.