Brünn. In Tschechien ist das West-Nil-Virus nachgewiesen worden. Forscher vermuten, dass die Mücken das Virus von Vögeln aufgenommen haben.

Im Südosten Tschechiens ist das gefährliche West-Nil-Virus nachgewiesen worden. Wissenschaftler identifizierten das Tropen-Virus bei Stechmücken der Art Culex modestus, wie die Zeitung „MF Dnes“ am Dienstag berichtete.

Die Insekten bevölkern die Fischteiche in Südmähren. Die Verwaltungsregion an der Grenze zu Österreich ist ein beliebtes Ziel ausländischer Fahrrad- und Wandertouristen.

„Das Risiko einer Ansteckung existiert, und jeder sollte an den Insektenschutz denken“, sagte Oldrich Sebesta vom Gesundheitsamt in Brünn (Brno). Er vermutet, dass Wandervögel den Krankheitserreger aus Afrika eingeschleppt haben. Bei einer Blutmahlzeit dürften dann Mücken das Virus aufgenommen haben.

Viele Mücken werden eingeschleppt

Zu nachgewiesenen Infektionen bei Menschen war es in Tschechien zuletzt im Jahr 1997 nach einer längeren Hochwasserperiode gekommen. Die Symptome ähneln mit Fieber, Abgeschlagenheit, Erbrechen, Kopf- und Muskelschmerzen einem grippalen Infekt. Sie zeigen sich meist binnen drei bis 14 Tagen nach dem Stich von einer infizierten Mücke.

Krankheitszeichen bekommen allerdings nur ein Fünftel der Menschen, die sich mit dem West-Nil-Virus infizieren. Weniger als ein Prozent der Infektionen führen zu einer Hirnhautentzündung, Hirnentzündung oder zu Lähmungen. Solche schweren Krankheits-Verläufe können auch zu bleibenden Schäden oder zum Tod führen.

Auch schon Fälle in Griechenland

Vereinzelte Infektionen gibt es auch in anderen europäischen Ländern immer wieder – in Griechenland zum Beispiel gab es im vergangenen Jahr vermehrt Ansteckungen. Experten raten in betroffenen Regionen zu vorbeugendem Mückenschutz. In diesem Jahr wurden von der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC bisher noch keine Fälle von West-Nil-Fieber erfasst.

Von insgesamt 3500 Stechmückenarten sind laut dem Robert-Koch-Institut allein 50 in Deutschland beheimatet. Immer mehr Stechmücken werden aus dem Süden eingeschleppt, wodurch sich viele Menschen mit Krankheiten infizieren, die für Europa eigentlich untypisch sind.

Zu den eingewanderten Mücken zählt unter anderem die Tickermücke. Wissenschaftler vermuten, dass sie aus Asien mit dem Fernverkehr eingeschleppt wurde. Um eine Ansiedlung zu verhindern, wird sie aktiv bekämpft. Denn sie kann Krankheitserreger übertragen. Dazu zählen:

• Gelbfieber

Zika

• Dengue

• das West-Nil-Fieber

• Chikungunya-Fieber

Um eine Übersicht über die nach Deutschland eingeschleppten Mücken zu bekommen, ruft das RKI auf seiner Internetseite dazu auf, Mücken zu fangen und einzuschicken.

Mücken lieben diesen Sommer

Die anhaltende Trockenheit der vergangenen Wochen hat allen Mücken nichts ausgemacht. Es gebe genügend gefüllte Regentonnen und andere Wasserquellen, in denen die stechenden Plagegeister ihre Eier legen könnten, sagte Doreen Walther, Mückenexpertin im Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg (Brandenburg).

Lästig könnte dies unter anderem für Fußballfans beim Public Viewing im Freien werden. Der Zustand werde mindestens noch die gesamte Weltmeisterschaft anhalten, schätzte die Biologin. Allerdings müssten die Berliner und Brandenburger unter Mücken längst nicht so leiden, wie die Menschen in Bayern, Sachsen, Baden-Württemberg oder Thüringen.

Dort hatte es bei warmen Temperaturen viel mehr Niederschlag gegeben, so dass sich die Mückenpopulation dort um ein Vielfaches vergrößerte, sagte die Wissenschaftlerin. (dpa/nsa/bekö)