Schleswig-Holsteins früherer Landesvater wurde immer wieder von einer blutenden Nase geplagt. Jetzt hat der 66-Jährige ein individuelles wie ungewöhnliches Mittel gegen das Leiden gefunden.
Kiel/Weimar. Was hilft wirklich gegen Nasenbluten? Schleswig-Holsteins Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) hat für sich nach langem Leiden und vergeblichen quälenden Behandlungsversuchen eine ungewöhnliche individuelle Lösung gefunden: „Ich rolle ein Papiertaschentuch wie ein Tampon zusammen und lege es trocken unter die Zunge - schon ist das Nasenbluten weg“, sagte der 66-Jährige am Donnerstag. „Es hat immer geklappt; keiner weiß warum.“
Carstensen reagierte auf einen Beitrag zum Thema Nasenbluten, der am Donnerstag in Zeitungen stand. „Ich habe jahrelang unter Nasenbluten gelitten“, schilderte er. „Das hat mich gequält.“ Dann fand der Ex-Regierungschef die Lösung mit dem Papiertaschentuch: „Ein irrer Trick“.
Nicht nur Nasebohren als Ursache
Nasenbluten ist in der Regel weit harmloser, als es aussieht. Und es lässt sich meist mit ein paar Tricks recht gut rasch stoppen, ein Arztbesuch ist nur selten notwendig.
Meist entsteht Nasenbluten im vorderen Bereich des Riechorgans. „Dort gibt es ein oberflächlich gelegenes Venengeflecht, das leicht platzt“, erläutert Monika Niehaus, Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Thüringen. Ursachen dafür können starke körperliche Belastungen sein – ein Sportunfall, eine Rauferei mit einem Schlag auf die Nase oder starke Erschütterungen wie Hüpfen und Springen.
Auch Entzündungen, intensives oder häufiges Schnäuzen, Niesen, Husten oder Nasebohren kommen infrage. Kleinkinder steckten sich auch immer mal Fremdkörper in die Nase, ergänzt die in Weimar niedergelassene Kinderärztin.
Bestimmte Faktoren begünstigen Nasenbluten. Häufig betroffen seien Leute, bei denen die Gefäße relativ weit oberflächlich liegen, und Patienten, die Blutverdünnung oder auch Allergien haben, erläutert Petra Bubel vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.
Auch Menschen, bei denen der Knochenbau verändert ist, die also etwa eine schiefe Nasenscheidewand haben, seien betroffen. Bluthochdruck und Rauchen können die Neigung zu Nasenbluten verstärken.
Erst einmal ausschnäuzen
Im Ernstfall heißt es: Ruhe bewahren. „Ich empfehle meinen Patienten immer, zuerst ein Taschentuch zu nehmen und auszuschnäuzen, damit das schon geronnene Blut aus der Nase kommt“, sagt Bubel. Die wichtigste Erste Hilfe bestehe dann darin, die Gefäße im vorderen Nasenbereich zu verdichten, ergänzt Klaus Domdey, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten im Ärztezentrum der Techniker Krankenkasse in Nehmten (Schleswig-Holstein).
„Dazu werden entweder die Nasenflügel mit den Fingern zusammengedrückt, Watte in die Nasenlöcher eingeführt oder gefäßverengende Tropfen lokal angewendet.“ Nach wenigen Minuten kann der Druck langsam wieder gelockert werden.
Die ideale Körperhaltung dabei ist aufrechtes, leicht nach vorne gebeugtes Sitzen. Kühlkissen oder feuchte Lappen im Nacken und auf der Stirn können die Erste Hilfe unterstützen. Im Idealfall führt die Kälte dazu, dass sich die kleinen Gefäße reflexartig zusammenziehen und so die Blutung beenden.
Immer wieder wird empfohlen, den Kopf in den Nacken zu legen. „Das ist grundverkehrt: Dann läuft das Blut nach hinten und landet bestenfalls in den Magen, dann wird Ihnen irgendwann schlecht“, warnt Bubel.
Mögliches Anzeichen für Polypen
In Einzelfällen ist Nasenbluten allerdings ein Fall für den Arzt, und zwar nicht nur, wenn man die Blutung zu Hause nicht in den Griff bekommt. „Wenn bei einem Kind stärkeres Nasenbluten wiederholt bei jeder Jahreszeit und unabhängig von Infekten auftritt, dann sollte man abklären lassen, dass das Kind nicht an einer Blutgerinnungsstörung leidet“, rät Rainer Zimmermann, ehemaliger Direkter des Hämophiliezentrums in Heidelberg.
Selten ist heftiges Nasenbluten das erste Anzeichen für Nasenpolypen, einen Tumor in der Nasenhöhle oder der Nasennebenhöhle oder auch eine chronische Entzündung, erläutert HNO-Ärztin Bubel.
„Ganz heftiges Nasenbluten kommt meist aus heiterem Himmel in der Nacht oder auch in der Schule“, sagt sie. „Wenn es gestillt ist, spätestens in den kommenden Tagen, sollte man auf jeden Fall zum Facharzt gehen.“ Er könne erkennen, ob mehr dahinter steckt.