Experten rätseln, wer oder was die größte von Lebensmitteln ausgelöste Welle von Magen-Darm-Erkrankungen in Deutschland ausgelöst hat.
Berlin. Die Experten rätseln, das Catering-Unternehmen Sodexo verteidigt sich: Weiter ist unklar, wer oder was die mit Abstand größte von Lebensmitteln ausgelöste Welle von Magen-Darm-Erkrankungen in Deutschland ins Rollen brachte. Möglicherweise gebe es verschiedene Ursachen, hieß am Montag bei den Behörden. Bundesweit meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) 8.962, kurz darauf wurden weitere Fälle durch die Berliner Gesundheitsverwaltung bekannt gegeben, so dass es nun 9.394 Fälle sind.
Während Sachsen die aggressiven Noroviren als „ein Auslöser des aktuellen Geschehens“ bezeichnete, hielt sich das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin weiter zurück. Sachsen vermutet das Norovirus als eine Quelle, nachdem 69 Kranke laut dem Gesundheitsministerium des Landes positiv getestet wurden.
Was Experten vermuten lässt, dass nicht nur eine Ursache die Welle lostrat, ist der Zeitpunkt einer Erkrankungen in Sachsen. Sie sind laut RKI nämlich bereits am 19. September aufgetreten, die meisten anderen erst vergangene Woche. In den vergangenen Tagen hatten sich in Ostdeutschland die Fälle von Brechdurchfall epidemisch ausgeweitet.
Sodexo bedauerte, dass die Untersuchungen der Behörden, mit denen das Unternehmen zusammenarbeitet, noch keine eindeutigen Ergebnisse liefern konnten. „Nach Informationen der zuständigen Behörden liegen zahlreiche Untersuchungsergebnisse ohne Befund vor, etliche Ergebnisse stehen noch aus“, teilte das Unternehmen am Abend mit. Vier der sechs kurzfristig geschlossenen Küchen in Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Berlin hätten nach Freigabe durch die zuständigen Behörden den Betrieb wieder aufgenommen.
In Berliner Kitas und Horten gab es am Montag kein Essen der Catering-Firma Sodexo. Dies bestätigte Firmensprecher Stephan Dürholt. In einer Thüringer Schulküche wurde das Essen unter behördlicher Aufsicht gekocht, in Brandenburg erhöhte sich die Zahl der Betroffenen.
Die Firma Sodexo steht unter Verdacht, möglicherweise verdorbenes Essen in Schul- und Kindertagesstätten geliefert zu haben. Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung etwa hatte davon abgeraten, Essen von Sodexo auszugeben.
In Brandenburg wurden am Montag 481 weitere Krankheitsfälle bekannt, insgesamt sind dort 2.896 Menschen betroffen, wie das Gesundheitsministerium des Landes auf Anfrage sagte. Dabei handele es sich aber nicht um neue Fälle, die Menschen hätten sich lediglich später bei den Behörden gemeldet.
Unterdessen stockte die Ursachenforschung. Es sei immer noch unklar, ob es sich um eine virale oder bakterielle Erkrankungen handele, sagte eine Sprecherin des Brandenburger Gesundheitsministeriums. Die Ursachenforschung sei „fast schon kriminalistisch“. Ob eine Ansteckungsgefahr besteht, ist auch ungewiss.
In Thüringen, wo bis Sonntag 887 Erkrankungen gemeldet wurden, hatte Montag das Lebensmittelüberwachungsamt ein Auge auf die Herstellung des Essens. Kontrolleure überwachten die Arbeit in Unterwellenborn (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt), wie ein Sprecher des Landratsamtes sagte. Manche Einrichtungen verzichten auch freiwillig vorerst auf Sodexo-Essen: Im brandenburgischen Teltow etwa war im Hort Mühlendorf Selbstversorgung angesagt – Kinder und Erzieher griffen selbst zu Kochlöffel und Küchenmesser.