Erreger, gegen die Antibiotika nicht helfen, sind ein zunehmendes Problem. Die Keime breiten sich aber nicht nur in Krankenhäusern aus.

Oldenburg. Multiresistente Keime werden immer öfter nachgewiesen. Diese gegen viele Antibiotika resistenten Infektionserreger sind eine Gefahr für die Gesundheit. „Jeder fünfte Eitererreger, Staphylococcus aureus genannt, der bei einem Patienten nachgewiesen wird, ist so ein multiresistenter“, sagt Jörg Herrmann, Direktor des Instituts für Krankenhaushygiene in Oldenburg, in einem Gespräch. Von 100 Patienten, die stationär behandelt werden, seien ein bis drei mit einem multiresistenten Staphylococcus aureus, kurz „MRSA“ besiedelt. „Damit steigt das Risiko der Übertragung – im Krankenhaus, in der Arztpraxis und in der Reha.“

Anfang der 1990er Jahre war das Problem nicht so relevant. „Ein bis zwei Prozent dieser Erreger waren resistent, heute sind es 20 Prozent“, sagt Herrmann. „Als die Zahlen dann anstiegen, haben wir gedacht, dass wir mit der Entwicklung immer neuer Antibiotika den Resistenzen der Erreger begegnen können.“ Diese Rechnung ging nicht auf: „Jetzt haben wir festgestellt, dass die Bakterien uns überlegen sind, weil sie schneller neue Resistenzen entwickeln können als wir neue Antibiotika.“

+++Feldversuch zu multiresistenten Bakterien+++

+++Gefährliche Keime in Hähnchenfleisch gefunden+++

Aber nicht nur in den Krankenhäusern breiten sich die Erreger aus. Auch bei Tieren in den Mastbetrieben bildeten sich multiresistente Keime, die dann über die Mitarbeiter in die Gesundheitseinrichtungen gelangten, erklärt Herrmann. Gerade in der Nordwestregion mit ihren vielen Tiermastbetrieben sei das ein Problem. Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts in Tierzuchtanlangen hätten ergeben, dass 82 Prozent der Schweine und 86 Prozent der dort tätigen Schweinehalter mit multiresistenten Keimen besiedelt waren. Diese tierassoziierten MRSA-Stämme seien zwar deutlich weniger krankmachend als die klassischen Varianten, dennoch gebe es hier erheblichen Forschungsbedarf, betonte Herrmann.

Auch auf dem Fleisch der Tiere lassen sich an der Fleischtheke im Einzelhandel nach seinen Angaben multiresistente Erreger finden: auf bis zu 40 Prozent des Putenfleisches sowie jeweils 20 Prozent der Hähnchen und des Schweinefleisches. „Jeden Tag, wenn wir einkaufen gehen, nehmen wir solche multiresistenten Erreger mit nach Hause“, sagt Herrmann. „Hier hilft die gute, alte Küchenhygiene aus Omas Zeiten: Hände waschen nach jedem Arbeitsgang, unterschiedliche Küchenutensilien, kochen, braten oder dünsten.“

Die Zahl der Infektionen mit einem multiresistenten Keim wird pro Jahr in Deutschland auf etwa 130 000 geschätzt, davon werden 34 000 im Krankenhaus erworben. Insgesamt wird die Zahl der im Krankenhaus erworbenen Infektionen auf bis zu 600 000 geschätzt. (dpa)