Erstmals hat ein Kind die schwere Komplikation HUS nicht überlebt. In Hamburg gehen unterdessen die Neuerkrankungen zurück.

Hamburg. Zum ersten ersten Mal ist in Deutschland ein Kind an dem gefährlichen Darmkeim EHEC gestorben. Ein zweijähriger Junge aus dem niedersächsischen Celle starb am Dienstag an den Folgen des hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS), sagte ein Sprecher des Landkreises. Bislang war das jüngste vom Robert-Koch-Institut (RKI) registrierte Opfer in Deutschland 20 Jahre alt. Damit steigt die Zahl der Toten in Niedersachsen auf zwölf – bundesweit wurden bis Pfingstmontag 36 Tote gemeldet.

Wie der Celler Amtsarzt Carsten Bauer der „Celleschen Zeitung“ bestätigte, starb das Kleinkind am frühen Morgen infolge von Nierenversagen und einer Auflösung von roten Blutkörperchen. In der Familie seien zudem der zehnjährige Bruder und der Vater des Toten an EHEC erkrankt. Diese sind inzwischen aber nach Angaben des Amtsarztes bereits wieder auf dem Weg der Besserung. Wie sich die Familie angesteckt hat, war zunächst noch unklar.

Landesweit wurden bis Dienstag 641 EHEC-Fälle und Verdachtsfälle, davon 128 HUS-Fälle, registriert. „Die heutigen Zahlen verstetigen den Eindruck vom Wochenende, dass der Scheitelpunkt der Neuinfektionen überschritten ist“, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover. „Wir haben Grund zum Optimismus. Entwarnung bedeutet das aber noch nicht.“ Bis Pfingstmontag waren in Niedersachsen 636 EHEC-Fälle, darunter 126 HUS-Erkrankungen, gemeldet worden.

Auch die Hamburger Gesundheitsbehörde geht weiter von einer rückläufigen Tendenz bei den Neuinfektionen mit dem gefährlichen Darmbakterium EHEC aus. In den vergangenen 24 Stunden sei kein neuer Fall des Hämolytisch-Urämischen-Syndroms (HUS) in der Hansestadt gemeldet worden, teilte die Gesundheitsbehörde am Dienstag mit. Bei den EHEC-Fällen seien 14 hinzugekommen, davon seien fünf Verdachtsfälle. Die Behörde weist allerdings darauf hin, dass wegen des Wochenendes und der Feiertage bei der Interpretation eine gewisse Vorsicht angebracht sei.

Den Angaben zufolge beläuft sich die Zahl der gemeldeten Fälle beziehungsweise Verdachtsfälle aktuell auf 1.053. Die Zahl der schwer erkrankten HUS-Patienten liegt unverändert bei 181.

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EHEC: Melden Sie sich jetzt zum Experten-Gipfel an!

EHEC hat unsere Welt verändert. Nach wochenlangen Analysen haben Experten jetzt eine Quelle des Erregers gefunden. Es sind Bio-Sprossen der Sorten Brokkoli, Knoblauch und Bockshorn, gezüchtet in einem Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel.

Nicht geklärt ist jedoch, ob Mitarbeiter den Keim eingeschleppt haben oder ob er durch Saatgut oder andere Quellen in den Betrieb gelangte. Offen bleibt auch die Frage, ob es weitere Infektionsquellen gibt.

So wie vielleicht der Salat aus Bayern, bei dem gestern ein EHEC-Erreger noch unbekannten Typs nachgewiesen werden konnte. Können wir jetzt wieder bedenkenlos Salat, Gurken und rohe Tomaten essen? Welche Lebensmittel werden trotz Entwarnung weiter geprüft? Wie sauber ist unsere Nahrung? Wie kann ich mich schützen und einer Infektion vorbeugen? Brauchen wir mehr Lebensmittelkontrollen und mehr Transparenz bei der Herstellung? Wie ist das Krisenmanagement der Politiker zu bewerten, und wo hätten Fehler vermieden werden können? Wie wird sich die Infektion weiter entwickeln? Wie können wir den Keim medizinisch bekämpfen? Und ist die Krise jetzt wirklich überstanden? Fragen zum Thema EHEC gibt es viele. Denn auch wenn die Zahlen der Neuinfektionen langsam zurückgehen, bleiben Betroffenheit und Verunsicherung über die Infektionsquelle und den Verlauf der Krankheit.

Das Hamburger Abendblatt veranstaltet aus diesem Grund am morgigen Mittwoch um 19 Uhr einen Experten-Gipfel in der Passage des Axel-Springer-Hauses an der Caffamacherreihe 1. Auf dem Podium werden unter anderen die Hamburger Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD), der schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) und der Direktor des UKE, Professor Jörg F. Debatin, diskutieren.

Ebenfalls teilnehmen werden der Ernährungspsychologe Professor Joachim Westenhöfer sowie der Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, Dr. Thomas Fenner.

180 Leserinnen und Leser können dabei sein, Fragen stellen und Antworten erhalten. Die Anmeldung ist heute zwischen 9 und 16 Uhr möglich unter Telefon (040) 226 31 94 80.