Eine Tätowierung hält ein ganzes Leben. Wer den Hautschmuck wieder loswerden möchte, muss Geld und Geduld mitbringen.

Tübingen. Im Frühling kann man endlich wieder Haut zeigen. Dann wird allerdings auch sichtbar, was man sich im Zustand größter Verliebtheit oder aus einer Laune heraus auf diese Haut hat tätowieren lassen. Tattoos sind eine Kunst – sie loszuwerden ebenfalls. Das geht in Tattoo-Studios und bei Fachärzten.

Roy Vinnai weiß, warum Kunden zum Entfernen in sein Tübinger Tattoo-Studio kommen: „Sie wollen sich von ihren Jugendsünden befreien.“ Schriftzeichen und Symbole auf der Haut waren vielleicht mal Kult, gelten aber später vielen als peinlicher Geschmacksausrutscher. Aus der Mode gekommen ist etwa das berühmte „Geweih“ über dem Po, die flügelartig geschwungene Steißbeintätowierung. Auch die Blume um den Nabel herum, die man als Jugendlicher schick fand, sieht im Erwachsenenalter und mit einem weniger trainierten Bauch nicht mehr unbedingt schön aus.

Andere gehen zum Tattoo-Entferner, weil sie berufliche Probleme bekommen. So brachte ein Vater seine Tochter ins Studio, weil sie eine Ausbildung im Versicherungsbereich begann. Die Tätowierung am Arm musste weg, denn die Seriosität sollte keinen Schaden nehmen. Häufig wollen sich Kunden auch von alten Liebeslasten befreien. Dann möchte man den Namen des Ex-Freundes, der Ex-Freundin nicht mehr auf der Haut tragen.

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Mit dem Lasergerät wird der Hautschmuck entfernt. Es ist die einzige Methode, die Farben ohne Schnitte aus der Haut herauszuholen. Denn durch die schnellen, heftigen Wellen des Lasers verdampfen die Farbpigmente. „Wären es langsamere Wellen, würde die Haut verbrennen“, erklärt Hautarzt Bernd Datz.

Der Dermatologe besitzt in seiner Tübinger Laserklinik für jede Farbe ein Extra-Gerät mit entsprechender Wellenlänge. 1.064 Newtonmeter Kraftmoment besitzt beispielsweise ein Laser, der die schwarzen japanischen Schriftzeichen zum Verschwinden bringt, 532 Newtonmeter sind es für Rottöne. Besonders schwierig sei es, Grün wegzubekommen. „Ein Kunde wollte sich ein Segelboot mit Meer entfernen lassen. Doch das grüne Meer ist immer noch da“, erinnert sich Datz.

Ohne Narkose oder örtliche Betäubung findet die Prozedur statt. „Sonst würden sich Narben bilden“, erläutert der Dermatologe, denn durch die Betäubung wird Feuchtigkeit in die Haut gebracht und sie schwillt an. Zusammen mit den Laserstrahlen würden dann Narben entstehen. „Das tut schon ziemlich weh“, sagt Datz über das Lasern. Auch Vinnai bestätigt: Das „zwiebelt ordentlich.“ Außerdem sei die Haut danach gerötet und geschwollen.

Lange kann es dauern, bis das komplette Tattoo verschwindet. Denn nach jeder Behandlung ist eine Erholungsphase notwendig. So liegen in der Regel vier Wochen vor dem nächsten Termin. Zehn Sitzungen, also neun Monate, sind bei Vinnai der Durchschnitt. Der Dermatologe Datz hatte aber auch Fälle, die sich bis zu zwei Jahre hinstreckten. Denn in den Sommermonaten muss oft ausgesetzt werden. „Sonne und Lasertherapie vertragen sich nicht.“

Daneben geht die Entfernungsprozedur an den Geldbeutel. Etwa 100 Euro muss man für eine Sitzung ausgeben. Wird beispielsweise das ungeliebte Geweih über dem Po aufgelöst, kann das zwischen 1.000 und 2.000 Euro kosten – damit ist Entfernung oft teuer als das Tattoo selbst.

„Frische Tattoos kann ich nicht behandeln“, ergänzt Vinnai. Sechs Monate müssen dazwischen liegen, bis man das Spinnennetz auf der Schulter oder den Delfin im Nacken wieder loswerden kann. Deshalb solle man Schnellschüsse bei der Motivwahl vermeiden. Besser sei, sich Zeit zu lassen.

„Das Motiv zu Hause haben, jeden Tag einmal anschauen und zwar über ein halbes Jahr“, empfiehlt Vinnai. „Fünf Mal überprüfen, ob man das Tattoo wirklich will“, rät Datz. Erst überlegt gewählt werde die Hautverzierung zum ewigen Schmuckstück.