Hamburg.

Imkern, das ist längst nicht mehr das Hobby schrulliger, langbärtiger Studienräte mit großem Zeitkontingent und einem speziellen Hang zur Insektenforschung. Das Halten, Bewirtschaften und Züchten von Honigbienen ist gerade in Großstädten inzwischen über alle Alters- und Gesellschaftsschichten hinweg verbreitet, dem Status „Trend“ jedenfalls schon lange entwachsen. „Die Entwicklung der Imkerei in Hamburg ist in jeder Hinsicht positiv“, sagt auch Edda Gebel, seit 2018 Vorsitzende des Landesimkerverbands. In den vergangenen zehn Jahren sind die Mitgliederzahlen gestiegen.

Doch nicht nur quantitativ hat sich die Stadtimkerei entwickelt. Vor allem qualitativ haben die Imker gewonnen. In Weiterbildungen bauten sie geradezu vorbildlich ihre Expertise aus, sagt die 56-Jährige. Momentan zählt der Verband mehr als 1100 Mitglieder mit 5338 Bienenvölkern in Hamburg. Die Honigbiene sei im Gegensatz zu einigen Wildbienenarten „in keiner Weise gefährdet“, so Gebel. Selbst der einst schwierige Befall durch Varroamilben sei inzwischen mit Medikamenten kontrollierbar.

Weil das Thema „Bienen“ nach wie vor positiv besetzt und ungebrochen aktuell ist, fallen Artenschutz, Insektensterben und Imkern als sinnvolles Hobby in einigen Gegenden auf besonders fruchtbaren Boden. „Hochburgen des Imkerns sind Altona, wo nachhaltiges Leben, etwa das Produzieren von eigenem Honig, in einem alternativen Milieu einen hohen Stellenwert genießt“, sagt Edda Gebel. Auch Sasel mit vielen großen Gartengrundstücken könne als beliebtes Imkerrevier bezeichnet werden.

Grundsätzlich, so Gebel, verzichtet aber kaum noch ein Unternehmen, kaum eine Kita-Gruppe und kaum eine Schule auf einen Bienenexkurs, ein Insektenhotel oder eigene Völker auf dem Dach. Selbst Seniorenclubs gönnen sich Vorträge und Besuche an Bienenständen. Eine Verjüngung der Imkergemeinschaft existiert trotzdem nicht. Auch wenn Imkern hip geworden scheint, ist der durchschnittliche Imker in Hamburg immer noch 54 Jahre alt.

Dem Schutz der Wildbienen stehen die Imker grundsätzlich wohlgesinnt gegenüber. Es brauche zwar mehr als Blühstreifen und Nisthilfen und vor allem bundesweite Anstrengungen. „Aber solange man im Gutgemeinten nichts falsch macht“, so Gebel, „ist das sicher punktuell sinnvoll.“ Die Imker selbst setzen auf Aufklärung. Verbands-Fortbildungen, Vorträge, die Organisation der Schwarmfängerliste oder eine Kooperation mit dem Landesbund der Gartenfreunde (LGH) seien nur einige Beispiele. Eine Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum zwischen Honig- und Wildbiene sieht Gebel nicht. „Ich kenne keine Studie, die das belastbar belegt.“

Die Verbandsvorsitzende erwartet künftig einen weiteren Anstieg der Mitgliederzahlen. Die Verbreitung des Themas über die Medien befeuere etwa niedrigschwellige Einstiege wie Patenschaften oder Imker-Beteiligungen. Inzwischen gebe es sogar Imkerei-Apps. Doch auch bei den Imkern ist nicht alles Honiggold: Das Ehrenamt bleibt eher unbeliebt und die Zucht als eigenes Spezialgebiet nur etwas für Experten.