Hamburg. „Rose de Resht“ und „Mme Knorr“ sehen schön aus und sind widerstandsfähig. Auch im Kübel können sie mit etwas Hilfe überwintern.
Liebe geht durch die Blume. Weswegen ich meiner Frau Anke sommers zum Frühstück gerne eine Rose aus unserem kleinen Mühlenpark im Wendland auf den Frühstückstisch lege. Nicht jeden Tag, aber immer mal wieder. Ich spar mir das jetzt. Was nicht heißt, dass ich sie weniger liebe. Ich bepflanze zwei große Kübel an unserem Lieblingsplatz, dem Freisitz nahe der Mühle, mit Rosen. Nicht irgendwelchen, sondern mit einer „Rose de Resht“ und einer „Mme Knorr“. Warum gerade diese beiden? Ausschlaggebend ist der olfaktorische Faktor. Im Klartext: Sie duften besonders stark. Was für Anke den Ausschlag gab. Sie ist, sagen wir es mal so, anfällig für gute Düfte. Gerne etwas kräftiger.
Meine Nase ist nicht so fein wie die meiner Frau. Mit ihrem Vorschlag war ich aber gleich einverstanden. Beide gelten als ziemlich unkompliziert. Was ja für Rosen, die etwas empfindliche Königin unter den Zierpflanzen, nicht gerade selbstverständlich ist. Sie sind relativ resistent gegen Krankheiten wie Mehltau, Sternrußtau und Co. – sofern sie an einem geeigneten Standort stehen, also gut belüftet, damit Regentropfen schnell abtrocknen können. Sie wachsen auch im Halbschatten, wenn sie mindestens fünf Stunden Sonne am Tag haben. Beide blühen dunkelrosa, fast violett von Juni bis manchmal in die ersten Novembertage, mit einer Unterbrechung im August. Und gelten als so pflegeleicht, dass sie sogar gerne als Anfängerrosen bezeichnet werden - weswegen die „Rose de Resht“ auch die erste war, die ich vor 20 Jahren zu Beginn meines Lebens als Gärtner in unseren kleinen Mühlenpark pflanzte.
Besonders duftstark
Die Dreiergruppe gibt es immer noch, obwohl sie in letzter Zeit ein wenig kümmert. Mittlerweile bekommen sie nur noch drei bis vier Stunden am Tag Sonne. Ich hatte nicht bedacht, dass die Blutbuche, die ich damals einige Meter weiter gepflanzt hatte, so groß werden würde, dass sie den Rosen das Licht nimmt. Dass sie trotzdem gerade jetzt noch einige Blüten in kräftigem Rosa treiben, grenzt da fast an ein Wunder.
„Rose de Resht“ und „Mme Knorr“ gehören zu den sogenannten alten Rosen, die im Gegensatz zu den modernen besonders duftstark sind. „Mme Knorr“ gehört zur Klasse der Portland-Rosen, die im 19. Jahrhundert sehr beliebt waren. Die erste war „Duchesse of Portland“. Eine englische Garten-Liebhaberin hatte sie angeblich bei einer Italienreise in einem Garten der antiken Ruinenstätte Paestum am Golf von Salerno entdeckt. Allein in den berühmten Kew Gardens im Südwesten von London wurden Ende des 19. Jahrhunderts 84 Sorten kultiviert.
Lange war die Herkunft der Portland-Rosen unklar, bis man durch DNA-Analysen herausfand, dass sie aus einer Kreuzung zwischen der europäischen Gallica-Rose und einer herbstblühenden Damaszener-Rose entstanden ist. Die hatten Kreuzfahrer schon im Mittelalter aus dem Nahen Osten nach Europa gebracht. Um die Herkunft der „Rose de Resht“ ranken sich gleich mehrere Mythen. Mal hat sie der Botaniker Dr. Haussknecht aus Weimar 1864 in einem Garten in der nordpersischen Stadt Resht entdeckt, mal ein französischer Gärtner, ein gewisser Monsieur Pissard, in den Parkanlagen eines Schahs.
Kübel muss mindestens 40 Zentimeter hoch sein
Sicher ist, dass eine gewisse Nancy Lindsay die Rose 1949 aus dem heutigen Iran nach Europa gebracht hat. Heute ist die „Rose de Resht“ so beliebt, dass kein noch so berühmter Gartenbetrieb mit eigenen Züchtungen sie nicht im Programm hat. David Austin, der Erfinder der modernen Englischen Rosen, ebenso wie die berühmte Baumschule Cordes in Klein Offenseth-Sparrieshoop bei Elmshorn.
Für mich am wichtigsten: Beide Rosen sind als Kübelpflanzen geeignet, besonders als Stammrose. Das sind Rosen, die auf den Stamm einer Wildrose veredelt werden und so von deren positiven Eigenschaften wie Frosthärte und geringe Krankheitsanfälligkeit profitieren. Anders als etwa Oleander oder Engelstrompeten können sie draußen überwintern – wenn man sie mit entsprechendem Winterschutz versieht. Passende Hauben oder Vliese aus etwa Jute oder Kokos zum Ummanteln der Kübel gibt es derzeit in Gärtnereien und Baumärkten. Stammrosen gibt es in Höhen zwischen 40 und 140 Zentimetern.
Wichtig ist, dass der Kübel mindestens 40 Zentimeter hoch ist, weil Rosen Tiefwurzler sind. Der Topf muss einen Wasser-Abzug haben, den man mit ein paar Tonscherben abdeckt. Darüber eine Fünf-Zentimeter-Lage Ton-Granulat, die im Sommer Wasser speichert. Erfahrene Gärtner mischen sich die Rosenerde zum Befüllen des Kübels selber. Am einfachsten klappt es mit einer Spezial-Rosenerde mit Langzeit-Dünger wie Stickstoff, Kali und Magnesium.
Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth.