Dachse machen sich zunehmend in Gärten breit. Aber wie wird man sie los? Zum Beispiel mit Hukinol. Das Mittel haben Atomgegner schon erprobt
Es fing ganz harmlos an. Zunächst sahen einige Stellen auf dem Rasen ein wenig zerzaust aus, als hätten Drosseln oder Stare nach Würmern gepickt. Eine Woche später waren es nicht nur Stellen, sondern größere Flecken, und ich konnte das gerade noch platt treten. Noch eine Woche später war die beschädigte Fläche fast 100 Quadratmeter groß. „Waren das Wildschweine?“, fragte meine Frau Anke, als wir das Malheur in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland besichtigten.
Nein, das war nicht die Wildsau, die uns da heimgesucht hatte. Die Borstenviecher graben den Rasen nämlich regelrecht um. Da ist auch nichts mehr zu reparieren, da muss der Rasen komplett neu angelegt werden. Ein Jäger aus einem Nachbardorf kam, sah und löste das Rätsel: „Das war der Dachs.“ Das gar nicht so kleine, bis zu 20 Kilogramm schwere Raubtier aus der Familie der Marder wähnte ich fast ausgestorben. Als Anfang der 70er-Jahre wegen der Tollwut die Fuchsbauten begast wurden, kamen auch massenhaft Dachse ums Leben. Deren unterirdische Gehege sind nicht nur schwer von denen der Füchse zu unterscheiden, sie teilen sie oft auch mit ihnen. Mittlerweile gibt es wieder etwa 20.000 Tiere in Deutschland, auch die Jagd auf sie ist wieder erlaubt. Inzwischen sind die Allesfresser schon in Vorstädten zu Hause, wo sie wie Waschbären Mülltonnen durchstöbern.
Gut, der Schaden hielt sich in Grenzen, weil die Grünflächen bei uns mehr eine Mischung aus Rasen und Wiese sind. Im nächsten Frühjahr muss ich die Stellen gut ausharken, mit Mutterboden auffüllen und neu einsäen. Aber was tun gegen einen neuerlichen Dachseinfall? Für dieses Jahr dürfte es vorbei sein, die Nachtjäger haben jetzt Winterruhe. Dachse ernähren sich im Sommer von Beeren und Kleingetier, rauben auch schon mal Nester von Bodenbrütern aus. Im Herbst fressen sie sich ihren Winterspeck mit Eicheln an, ehe sie darauf für die Winterruhe noch ihren Bedarf nach tierischem Eiweiß mit Regenwürmern und Engerlingen decken – wozu sie sich offenbar unsere Mühle ausgesucht hatten.
Soll ich im nächsten Jahr etwa Elektrozäune um unseren kleinen Park ziehen und Bewegungsmelder installieren, um die lichtscheuen Gesellen fernzuhalten? Die werden auch von Igeln, Katzen, Fledermäusen oder Eulen ausgelöst. Unser schöner kleiner Mühlenpark als Hochsicherheitstrakt, von dem dann auch Hasen und Rehe verscheucht werden? Unter Landwirten kursiert ein Geheimtipp, wonach Waschmittel Marder und Wildschweine fernhalten. Genauer gesagt: Weichspüler wie Lenor. Alle fünf bis zehn Meter ein paar Tropfen hält angeblich einen Acker wildschweinfrei. Das ist aber deswegen ein Geheimtipp, weil die Tenside in den Weichspülern nicht gut für das Grundwasser sind – auch wenn sie laut Gesetz mittlerweile biologisch abbaubar sein müssen. Bleiben noch alte Hausmittel wie Haare, weil die Tiere auf alles, das nach Mensch riecht, geradezu allergisch reagieren. Vielleicht suche ich ja mal das Gespräch mit meiner Lieblingsfriseurin, damit sie abgeschnittene Haare für mich sammelt.
Es gibt auch sogenannte Vergrämungsmittel, von denen das bekannteste Hukinol ist. Sie alle basieren auf dem Geruch von Menschenschweiß, weswegen Jäger auch auf länger getragene Socken schwören, die sie alle 20 Meter an einem Eisenspieß befestigen. Schon beim Versuch, solche Socken zu produzieren, bekäme ich Ärger mit meiner Anke. Die professionellen Mittel wie Hukinol stinken so bestialisch, dass Sie in enger besiedelten Gebieten sicherlich Ärger mit dem Nachbarn bekommen. Ich weiß von einem Golfplatz, wo die Greenkeeper einen Versuch mit Hukinol machten. Da blieben nicht nur die Dachse weg, sondern auch die Golfer.
Was gegen freche Dachse hilft, ist auch gut gegen die Polizei, dachten sich wohl auch Atomkraftgegner bei den Gorleben-Protesten. Weil der bäuerliche Widerstand grundsätzlich gegen Gewalt ist, attackierten sie die Staatsgewalt mit harmlos aussehenden Wasserbomben, die beim Aufprall niemanden verletzen. Doch das Wasser in den gefüllten Luftballons war mit Hukinol versetzt. Die Uniformen stanken danach so entsetzlich, dass sie für Wochen nicht zu gebrauchen waren.
Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth