Long Yu dirigiert „Das Lied von der Erde“ auf chinesische Gedichte
Der Tod seiner älteren Tochter und die Diagnose eines Herzleidens hatten Gustav Mahler 1907 in eine Weltabschieds-Stimmung versetzt, als er auf eine Sammlung altchinesischer Lyrik stieß: Nachdichtungen, die ihm zum Inspirationsquell einer „Symphonie aus Liedern und Gesängen“ wurden. Bald nach der achten Sinfonie entstanden, scheute er sich, sie als Neunte zu zählen („weil kein großer Symphoniker über die Neunte hinauskommt“) – und nannte sie „Das Lied von der Erde“. In sechs Sätzen besingen Alt und Tenor die Liebe zur Natur und zum Leben, die Flüchtigkeit des Menschenlebens und die Nichtigkeit aller Dinge.
Mit Aufführungen der siebten Sinfonie Mitte April und der Liedersymphonie am 25. April nähert sich der Mahler-Zyklus des NDR Sinfonieorchesters seiner Vollendung. Angesichts der chinesischen Textgrundlage des „Liedes von der Erde“ und seiner leicht exotischen Tönung kam der Orchesterredaktion die famose Idee, den Star-Dirigenten Long Yu – Chef des China Philharmonic Orchestra und Musikdirektor der Symphonieorchester Shanghai und Guangzhou – ans Pult zu bitten. Als Vorspann zu Mahler bringt der Maestro gleich noch ein passendes Vortragsstück samt Solisten mit: „Reflet d’un temps disparu“ – Variationen über eine alte chinesische Volksweise, die Qigang Chen, der letzte Schüler des Pariser Klangfarbenpoeten Olivier Messiaen, 1998 ersann. Solocellist dieses westöstlichen Leporellos ist Jian Wang. Von dem Violinvirtuosen Isaac Stern in Shanghai entdeckt, reiste er als Zehnjähriger in dessen 1981 mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentarfilm „From Mao to Mozart“ um die Welt, bevor ihn die Yale School of Music zur Weltmeisterschaft schliff.
„Sinfonie und Welt“ 25. 4., 20 Uhr, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 46,- unter T. 44 19 21 92 oder www.ndrticketshop.de