Alan Gilbert dirigiert Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“

Was ist das eigentlich für eine Haltung, von einer Frau stets Demut und Geduld zu verlangen? Die Titelfigur in Belá Bartóks einziger Oper „Herzog Blaubarts Burg“ tut es jedenfalls, der alte Grantler: Seine frisch angetraute Frau Judith soll ihm bitte auf sein entlegenes, finsteres Schloss folgen – aber nachfragen, was es mit all den verschlossenen Türen auf sich habe, ist nicht vorgesehen. Vertrauen muss reichen.

Natürlich kriegt Judith ihn doch dazu, eine der Tür zu öffnen. Und dann noch eine und noch eine, mit Charme und allerhand weiblichen Launen, die Bartók subtil in seine klingende Charakterzeichnung einfließen lässt. Schritt für Schritt entlockt Judith ihrem Gatten das Geheimnis ihrer unglücklichen Vorgängerinnen, zu Blaubarts wachsender Verzweiflung – bis sie ihrem eigenen Schicksal unentrinnbar ins Auge sieht.

Bartók blendet die äußere Handlung fast völlig aus und konzentriert sich auf das Beziehungsdrama. Mit seiner psychologisch präzisen Tonsprache baut er eine schier nervenzerfetzende Spannung auf.

Alan Gilbert und das NDR Sinfonieorchester eskortieren bei zwei Konzerten im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg die Mezzosopranistin Michelle DeYoung und den Bassbariton John Relyea durch die aufregende Partitur. Dass die Künstler auf ungarisch singen, ist Ehrensache. Vorweg spielt das Orchester eine Musik, die von den Ambivalenzen Bartóks denkbar weit entfernt ist: Beethovens Fünfte, diese strahlende Apotheose der Demokratie.

„Herzog Blaubarts Burg“ 15.5., 20.00, 18.5., 11.00, Laeiszhalle. Karten zu 10,- bis 46,- unter T.44192192 oder www.ndrticketshop.de