Chef's Table und Dinnershows: Reedereien punkten immer stärker mit kulinarischen Genüssen
Early-Bird-Frühstück, großes Schlemmerfrühstück, Frühschoppen, Mittagessen, Kuchentafel, Cocktailhäppchen, Dinner, Mitternachtsimbiss - es ist nicht so, dass man auf einer Kreuzfahrt Gefahr läuft zu verhungern. Während das permanente Angebot an kulinarischen Genüssen beim Passagier nur einen einsatzfreudigen Magen erfordert, leisten die Küchencrews gastronomische Spitzenleistungen.
Vielfalt, Abwechslung und Qualität sämtlicher Speisen an Bord müssen hundertprozentig stimmen und mit den Anforderungen einer weltweiten Beschaffungslogistik in Einklang gebracht werden. Sehr wichtig ist die Abstimmung auf ein wechselndes internationales Publikum. Wenn ein altgedienter Schiffskoch aus dem Nähkästchen plaudert, erfährt man so einiges über unterschiedliche Essgewohnheiten. Amerikaner beispielsweise mögen demnach große Portionen mit viel Fleisch. Ohne Käse nach dem Hauptgang und vor dem Dessert ist ein Menü für Franzosen nicht vollständig. Italiener möchten auf Pasta nicht verzichten. Bei den Deutschen muss Gemüse dabei sein. Spanier essen extrem spät, häufen sich selten die Teller randvoll, gehen dafür lieber öfter zum Buffet.
Rudi Sodamin aus der Steiermark gilt als Trendsetter für die Kreuzfahrt-Gastronomie. Der mehrfach preisgekrönte "Best Cruise Line Chef" avancierte mit nur 23 Jahren zum jüngsten Chefkoch auf einem Ozeandampfer. Mit 26 Jahren leitete er die Küche auf der "MS Queen Elizabeth". Er hat schon für Bill Clinton, Margaret Thatcher und die englische Königin gekocht. Seit 2005 ist Sodamin, der in Miami und Seattle lebt, kulinarischer Chefberater für 13 Luxusliner der Reederei Holland America Line. Zu seinem Beraterteam gehören mehrere Gourmetköche. Zuletzt hat Sodamin 52 Gerichte entwickelt, die zu rein vegetarisch-veganen Tagesmenüs zusammengestellt werden können. Damit bietet Holland America Line das größte Repertoire an vegetarischen Speisen auf den Weltmeeren.
Sodamins Meisterstück sind die Culinary Arts Center. Diese modernen Vorführküchen mit Videoleinwänden sind einmalig in der Kreuzfahrtbranche. Während jeder Reise erleben die Passagiere Kochdemonstrationen und -verkostungen und können an speziellen Kochkursen teilnehmen, die thematisch auf die jeweiligen Regionen und Routen abgestimmt sind.
Auf Kochkurse setzt auch Silversea Cruises. In Zusammenarbeit mit der renommierten Kochschule "Relais & Châteaux L'École des Chefs" gibt es an Bord spezielle Workshops. Dem Chefkoch und seinem Team kann man bei Kochwettbewerben über die Schulter schauen. Bei "Lunch and Learn" dürfen die Gäste in kleinen Gruppen selbst ein Menü kreieren. Außerdem gibt es Landausflüge, bei denen lokale Märkte und Restaurants erkundet werden.
Nach einer Studie von Touristik Aktuell "stellt das Gastronomieangebot für mehr als zwei Drittel aller potenziellen Kunden ein entscheidendes Buchungskriterium dar". Darum rüsten die Reedereien kulinarisch mächtig auf. Mit Kochevents, Starköchen an Bord und mehr Spezialitätenrestaurants.
MSC bittet zur Gourmet-Cruise mit Sternekoch Kolja Kleeberg oder zur Wein-Kreuzfahrt mit der Associazione Italiana Sommelier. Auf der "Norwegian Epic" gönnt man sich eine Spiegelzelt-Dinnershow mit Akrobatik und Comedy. Das Flaggschiff der Norwegian Cruise Line hat auch einen "Pizza-Lieferservice" - damit sich die Passagiere auch in ihrer Kabine wie zu Hause fühlen können. Steigender Beliebtheit erfreut sich der "Chef's Table" auf den Schiffen von Carnival und Royal Caribbean. Dabei handelt es sich um ein exklusives Dinner, bei dem die Gäste von einem Koch betreut werden und vor dem Essen noch auf eine kleine Küchentour gehen dürfen.