Welche Wirkung einfach klingende Sätze haben können, lernte ich am 30. März 2011, einem Mittwoch. Seit drei Monaten arbeitete ich im Politikressort, und am Tag vor jenem 30. hatte ich mit Aydan Özoguz über die Islamkonferenz gesprochen, bei der es zu einem Streit zwischen Teilnehmern und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gekommen war. Die Hamburger Bundestagsabgeordnete, die auch Integrationsbeauftragte der SPD-Fraktion ist, sagte mir: "Die Muslime sollten nicht mehr an der Islamkonferenz teilnehmen, bis ein anderer die Leitung übernimmt." Und ich schrieb diesen Satz in meinen Artikel.
Es brach eine Welle los, mit der ich nie im Leben gerechnet hätte. An besagtem Mittwoch lief der Satz von Aydan Özoguz im Fernsehen, im Radio und im Internet rauf und runter. Am Donnerstag stand er auf der Titelseite von "FAZ", "Süddeutscher Zeitung" oder "Welt". Deutschland diskutierte heftig. Für uns als Redaktion war die große Aufmerksamkeit ein Glücksfall. Özoguz musste zum Teil jedoch harte Kritik einstecken - wurde aber über Nacht bundesweit bekannt. Heute ist sie Vize-Chefin der SPD. Und ich bin um eine wegweisende Erfahrung reicher.