Bloß weg hier, denke ich, als die Magnumflaschen nahen. Die Nachricht muss ja noch irgendwie in die Redaktion gelangen und von dort hinaus in die Welt: "Die HSV-Handballer sind durch einen 35:30-Sieg gegen den VfL Gummersbach zum ersten Mal deutscher Meister." Mein Laptop droht das erste Opfer dieses Titels zu werden. Aufgeklappt hinter der Werbebande, ist er der überschäumenden Freude auf dem Feld schutzlos ausgeliefert.
Während vor mir der Champagner spritzt, regnet es von oben Konfetti. Beides vermengt sich zu einem klebrigen Film, der unter der Sohle schmatzt. Irgendwo steht Vereinspräsident Andreas Rudolph und kündigt die größte Party an, die Hamburg je erlebt hat. Nach sieben Jahren Amtszeit und 25 Millionen Euro Investitionen ist er am Ziel seines Strebens angelangt. Tags darauf wird die Mannschaft für vier Tage nach Mallorca fliegen.
An diesem 11. Mai vermeint man den Herzschlag des Handballs zu hören. 13 296 Menschen am Volkspark toben, Spieler tanzen wie Kinder und grölen wildes Zeug. Über mir detonieren Feuerwerkskörper. Ein Kollege hat sich zur Feier des Tages ein Spielertrikot übergestreift. Ich habe das Gefühl, der einzig Nüchterne in diesem Tollhaus zu sein. Zum Glück bleibt der Laptop unbeeindruckt. Er hat alles unversehrt überstanden, wie diese Zeilen beweisen.