Der Papst landete um 10.18 Uhr in Berlin-Tegel. Es war der 22. September. Und weil es so windig war, sah ich die roten Schuhe, die Benedikt XVI. in meinen Augen von Anfang an etwas Heiteres und Unkonventionelles gegeben haben, noch besser. (Die Schuhe seines Vorgängers sollen angeblich auch rot gewesen sein, sahen aber immer sehr braun aus.)
Der Mann mit den leuchtend roten Schuhen kam also die Gangway herunter und lächelte so herzlich, dass ich wusste: Dieses Mal klappt's. Dieses Mal wird es einen ökumenischen Fortschritt geben. Denn immerhin hatte sich Benedikt mit Nikolaus Schneider verabredet, dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland. Und zwar nicht irgendwo, sondern ausgerechnet im Erfurter Augustinerkloster - also dort, wo Martin Luther vor 500 Jahren lebte und wirkte. Im Kernland der Reformation. Bedeutungsvoller ging es gar nicht. Eine Begegnung auf Augenhöhe schien bevorzustehen.
Aber leider ging dann alles schief. Er habe Deutschlands Protestanten kein "Gastgeschenk" mitgebracht, verkündete der Papst in Erfurt. Und das in einem scheußlich gönnerhaften Ton.
In Erinnerung bleibt mir von diesem Papst-Besuch daher bedauerlicherweise nur, dass mir Benedikt XVI. mit seinen schönen roten Schuhen einmal kurz und kräftig vors evangelische Schienbein getreten hat.