Es war eine äußerst knapp gehaltene Einladung zur Pressekonferenz, die mich an jenem frühen Morgen des 15. April in höchste Aufregung versetzte. Ich hatte die Polizeimeldungen aus der Nacht nach interessanten Fällen durchstöbert, als ich auf die E-Mail der Polizeiinspektion Verden stieß: "Soko Dennis: Festnahme".
Fast zehn Jahre waren seit dem Mord an dem neunjährigen Dennis Klein aus Osterholz-Scharmbeck bereits vergangen, und der Fall des sogenannten Maskenmannes schien sich in die Reihe ungelöster Verbrechen einzureihen. Zwei Monate zuvor war eine Fernsehfahndung im Sande verlaufen. Und nun gab es plötzlich einen Tatverdächtigen. Bis zur Pressekonferenz blieben uns nur drei Stunden. Während ich einen Kollegen informierte, der sich eilig auf den Weg in die niedersächsische Kreisstadt machte, klemmte ich mich ans Telefon. Wer war der Festgenommene? Wie war die Polizei auf seine Spur gekommen?
Die nächste Überraschung folgte prompt. Noch vor dem Ende der Pressekonferenz kam heraus: Der Tatverdächtige Martin N. war von einem Sondereinsatzkommando im Hamburger Süden festgenommen worden. Wir machten uns sofort auf den Weg nach Wilstorf. Kurz darauf standen wir vor einem schmucklosen Einfamilienhaus: In der Jägerstraße hatte der Sozialpädagoge die vergangenen Jahre zur Untermiete gewohnt. Bald darauf wimmelte es in der ruhigen Wohnstraße nur so von Kollegen. Das Haus blieb bis in den frühen Abend umlagert. Jeder noch so kleine Stein wurde umgedreht.