Fluss-Kreuzfahrten sind eine moderne Form der Städtereise und werden immer beliebter. Die Branche ist in Aufruhr und wird 2012 weiter wachsen.
Kennen Sie die Geschichte vom hässlichen Flusskreuzfahrtlein? Das wurde lange Zeit als verstaubt und langweilig gehänselt, legt sich zurzeit aber ein neues Gefieder zu und wird in der Saison 2012 in ungeahntem Glanz dahergeschippert kommen. Die Branche ist in Aufruhr: Neue Schiffe werden gebaut, alte auf den modernsten Stand gebracht, ungewöhnliche Routen werden geplant, das Angebot für die Landgänge von Saison zu Saison erweitert. "Der Boom der Hochsee-Kreuzfahrt begann vor etwa zehn Jahren, jetzt zieht die Flussschiff-Kreuzfahrt nach", sagt Susanne Stünkel, Pressesprecherin von TUI FlussGenuss.
Und die Kundschaft? Findet Gefallen am leise fließenden Urlaub. "Angesichts der jetzt vorliegenden Buchungen verzeichnen wir für 2012 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 200 Prozent", sagt Regina Schudrowitz, Assistentin der Vertriebsleitung bei Transocean.
Wer eine Flusskreuzfahrt bucht, mag das langsame Reisen. Der Weg ist das Ziel, jeder Augenblick zählt. Die Routen der Schiffe stehen fest, begleitete Landausflüge können aber je nach Interesse dazugebucht werden.
Flusskreuzfahrten sind eine moderne Form der Städtereise, denn die schwimmenden Hotels "parken" meist in direkter Nähe der Altstädte. Wer Lust hat, geht einfach los und ist sofort mittendrin. Trotzdem bleibt ausreichend Zeit zur Entspannung. Denn immer, wenn das Kommando "Leinen los!" heißt, wird es an Bord gemütlich. Das Schiff stampft leise durchs Wasser. Hoher Wellengang und Seekrankheit sind für Flusskreuzfahrer kein Thema. Der schönste Platz ist (bei gutem Wetter) in einem Liegestuhl an Deck. Die sich ständig wandelnde Umgebung macht Büchern und Zeitungen Konkurrenz. Mal sind es Weinberge, mal Städte und Dörfer, die vorüberziehen. Mal tauchen dichte Wälder, mal weite Wiesen hinter der nächsten Biegung auf, und immer wieder ziehen Highlights wie Schlösser, Burgen, Klöster und Kirchen die Blicke auf sich. Wer seine Ruhe will, findet sie hier. Wer aber Kontakt wünscht, bleibt nicht allein. Weil die Flussschiffe mit nur wenigen Hundert Plätzen deutlich kleiner sind als ihre großen Hochsee-Geschwister, sind sie geselliger. Man trifft sich häufig und lernt sich so schnell kennen.
Was die Routen betrifft, führt die Donau mit Strecken von Regensburg über Wien, Budapest und Belgrad bis ins Schwarze Meer die Hitliste der Flusskreuzfahrer nach wie vor an. Begehrt sind aber auch Rhein und Main. Wer Frankreich liebt oder kennenlernen möchte, bucht eine Tour auf der Rhone oder Saone. Das exotischste Angebot ist ein Trip nach China mit einer Fahrt auf dem Yangtse.
Nicht minder abenteuerlich erscheint manch Reisendem jedoch eine Flusskreuzfahrt in Russland, wo Wolga, Newa, Swir und Dnjepr befahren werden. Entscheidender Vorteil hier: Im Gegensatz zu Auto- oder Busfahrten auf meist maroden Straßen ruiniert eine Flusskreuzfahrt nicht gleich den Rücken. Außerdem wird zumindest ein gewisser Komfort gewährleistet, meist ist ein Arzt mit an Bord.
Und wer erst mal im Vorfeld die Hürden Visum und Verdienstbescheinigung (!) genommen hat, wird mit einer Fahrt durch eine wunderbar unberührte Natur und dem Besuch historischer Stätten und prachtvoller Bauwerke belohnt. Es lockt aber nicht nur Russland. Auch Frankreich, die Niederlande, Portugal und Deutschland lassen sich zunehmend aus einer ganz neuen Perspektive vom Flussschiff aus erleben. Aus dem vielfältigen Angebot der Unternehmen haben wir fünf ganz besondere Leckerbissen für Sie herausgepickt.
"Schwarzmeer und Kosakenland"
So heißt eine zwölftägige Fahrt mit der "Viking Lomonosov", die in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, startet. Sightseeing-Muss sind hier das Höhlenkloster und die Sophienkathedrale mit ihren goldenen Dächern, gelistet als Unesco-Weltkulturerbe. Fünf Tage lang geht es danach auf dem Dnjepr gen Süden. Dort wird aus der Fluss- eine Seereise. Auf dem Schwarzen Meer ist das nächste Ziel die Halbinsel Krim mit Stopps in Sewastopol und dem Badeort Jalta, wo schon Tolstoi und Tschaikowski lebten. Die Tour endet mit einem zweitägigen Aufenthalt in Odessa (Viking Flusskreuzfahrten, ab 1099 Euro).
"Route Méditerranée"
Im Süden Frankreichs, genauer gesagt in Lyon, wo Rhone und Saone zusammenfließen, beginnt die achttägige, auf kulinarische Genüsse ausgerichtete A-Rosa-Tour. Während das Schiff das Rhonetal mit dem bekannten Weinbaugebiet Hermitage passiert, werden an Bord französische Weine geöffnet und allerlei Delikatessen probiert. In Avignon, der "Stadt der Päpste", mit prächtigen mittelalterlichen Häusern und in Arles, das mit eindrucksvollen Resten antiker Prachtbauten lockt, steht ausreichend Zeit für Besichtigungen zur Verfügung. Am fünften Tag wird das Mittelmeer erreicht. Der Geruch von Salz liegt in der Luft, und Marseille ist nicht weit (A-Rosa, ab 1169 Euro).
"Tulpen-Kreuzfahrt"
Die nur alle zehn Jahre in den Niederlanden stattfindende Weltgartenschau Floriade (2012 in der Region Venlo) ist im April das Ziel von vier Amadeus-Schiffen des Anbieters Lüftner Cruises. Acht Tage lang geht es bei dieser Tour über holländische und belgische Wasserwege, vorbei an schier endlosen bunten Tulpenfeldern. Neben Blumen können auf dieser Fahrt auch Amsterdam, Antwerpen, Brüssel und das wunderschöne Maastricht, mit 2500 Jahren eine der ältesten Städte der Niederlande, besichtigt werden (Lüftner Cruises, ab 950 Euro).
"ShoppingLust Donau"
Der perfekte Urlaub für alle, die finden, dass bei Stadtbesichtigungen immer viel zu wenig Zeit zum Einkaufen bleibt. TUI FlussGenuss lädt ein zu einer Tour auf der Donau von Passau bis nach Budapest. Stationen sind: Budapests Shoppingtempel "West End", das Designer-Outlet Parndorf und das Designer-Outlet Salzburg. Ein persönlicher Shopping-Guide und ein Taschenträger-Service sind natürlich dabei. Und wer nach dem Einkaufen noch Zeit und Lust hat, kann durch die Linzer Altstadt bummeln oder in Wien bei einem Stück Sachertorte entspannen (TUI FlussGenuss, ab 1278 Euro).
"ReiseLust"
Und wer sich nicht entscheiden kann, ob er lieber auf einem Fluss oder doch auf dem Meer Urlaub machen möchte, der muss sich nicht lange quälen, sondern kann einfach kombinieren und mit dem Flussschiff "Maribelle" von Lyon bis zur Rhone-Mündung nach Martigues fahren, eine Nacht in einem Hotel in Nizza verbringen und dann mit dem Kreuzfahrtschiff "Astor" über das Mittelmeer bis nach Barcelona oder (mit Zwischenstopps in Italien und Griechenland) nach Istanbul weiterreisen (Transocean, mit Frühbucherrabatt ab 1941 Euro).