Nachhaltiges Einkaufen und Genießen waren noch nie so einfach: Initiativen wie “besonderslecker“, “Klimateller“ und Öko-Wochenmärkte lassen keine Wünsche offen

Geht es um das ganz persönliche nachhaltige Wirtschaften, haben die Hamburger die Qual der Wahl. Neben Reformhäusern, Naturkostläden und Biohöfen bieten die meisten Supermärkte mittlerweile Biolinien an. Es gibt also eigentlich keine Ausrede, warum man beim Einkaufen nicht auf eine umweltfreundliche und gesunde Lebensweise achten sollte. Eine Pionierin auf diesem Gebiet ist Anne Faika. Lange bevor es Bio-Supermärkte gab, hatte die Hamburgerin die Idee, Lebensmittel, die zu 100 Prozent biologisch hergestellt werden, auf einem Wochenmarkt anzubieten. "Meine beiden Kinder waren klein, und ich wollte selbst Bio einkaufen. Solche Produkte gab es aber damals kaum", sagt die 52-Jährige. "Ich war durch Tschernobyl so sensibilisiert, dass ich etwas unternehmen musste."

Zunächst ließ sie sich von einer Hofgemeinschaft beliefern, verteilte die Ware an andere benachbarte Familien. Das war irgendwann zu anstrengend, und so wurde die Idee für den Öko-Wochenmarkt geboren. 1990 startete der erste ökologische Wochenmarkt in Nienstedten, von Anfang an dabei waren Bioland-Frischfleisch und die Effenberger Vollkorn-Bäckerei. "Nach anfänglicher Skepsis war die Nachfrage enorm. Von Nachhaltigkeit hat vor 20 Jahren allerdings noch niemand gesprochen", sagt Anne Faika, die mittlerweile zwölf weitere Märkte organisiert, von Eppendorf über St. Georg bis Harburg. Ab August werden die Öko-Wochenmärkte um Arbeiten kleiner regionaler Kunsthandwerker bereichert. "Es bringt mir immer noch so viel Spaß, das Konzept weiterzuentwickeln!"

Auch Johanna Pröpstl hat eine Vorliebe für regionale Produkte wie Marmelade, Schokolade bis hin zum selbst gestrickten Pullover. Vor fünf Jahren gründete sie deshalb den Design-Markt "besondersschön". Kleine Designer konnten dort ihre Entwürfe vorstellen und verkaufen. Dieser Markt findet mittlerweile mehrmals im Jahr an unterschiedlichen Plätzen statt und hat im Mai eine kleine Schwester bekommen. Mit "besonderslecker" hat Johanna Pröpstl ihre Organisation auf regionales Essen ausgeweitet. Kleine Hersteller, keine Massenware und kein Einheitsbrei. Stattdessen gibt es Senfkreationen von St. Pauli, Schokolade vom Kakao-Kontor in Eimsbüttel oder selbst gemachtes Nougat aus Barmbek. Klassiker wie Marmelade bekommen einen neuen Dreh verpasst - was ebenfalls für erhöhten Coolness-Faktor bei den Käufern sorgen kann. Geschickt platziert könnte zum Beispiel die Rosenmarmelade "Comte de Chambord" aus einer auf Sylt gezüchteten Biorose für stillen Neid bei Gästen sorgen.

Nach der erfolgreichen Premiere im Mai folgt der nächste "besonderslecker"-Markt im August. Ein genauer Termin steht leider noch nicht fest, alle Infos dazu gibt es aber auf der Facebook-Seite des Marktes.

Noch eine Frau, die sich mit gesunder Ernährung beschäftigt, ist Lisa Rentrop. Die 39-jährige Diplom-Ingenieurin hat nach der Geburt ihrer Tochter vor zwei Jahren beruflich umgesattelt und "KommtEssen", einen gesunden Zutaten-Lieferservice, gegründet. Das Konzept ist einfach: "KommtEssen" liefert Zutaten und Rezepte, der Kunde braucht nur noch zu kochen. Einmal pro Woche liefert das Unternehmen das Essen aus, es gibt die Möglichkeit, zwischen Zutaten für drei oder fünf Gerichte zu wählen. Je nach Wahl bekommt man eine oder zwei voll gepackte Einkaufstüten mit Gemüse, Fleisch, Fisch und Getreide.

Rentrop hat das Konzept aus Schweden importiert, dort heißt der Service "Middagsfrid" und läuft erfolgreich seit 2007. Im vergangenen Jahr begann "KommtEssen" Hamburger Haushalte mit gesunden Lieferungen zu versorgen, mittlerweile gibt es den Service in Berlin, Köln, Düsseldorf, München, Lübeck und vielen anderen Städten in Deutschland. "Wir müssen dafür sorgen, dass mit der Ernährung auch der Gedanke von Umwelt- und Klimaschutz transportiert wird", sagt Rentrop. Fleisch und Geflügel kommen von deutschen Höfen. Bei Kartoffeln, Karotten und Eiern handelt es sich um Bioerzeugnisse. 78 Euro kostet eine Lieferung für fünf Gerichte, geliefert wird am Montag zwischen 17 und 22 Uhr. Der Speiseplan wechselt wöchentlich und ist auf der Facebook-Seite sowie auf www.kommtessen.de einzusehen.

Das Konzept von "KommtEssen" ist eine erweiterte Version der "Biokiste". Zwar muss man beim Kochen selbst kreativ werden, dafür gibt es eine große Auswahl an regionalen Produkten, die direkt vor die Haustür geliefert wird. Angefangen hat alles mit Obst und Gemüse, mittlerweile kann man seine "Biokiste" aber auch mit Käse, Eiern, Nudeln, Knabberkram und anderen Bioprodukten aufstocken. Die Kiste kann im Wochenmodus oder alle zwei Wochen angeliefert werden, bestellt wird über das Internet auf der Seite www.biokiste.de . Der Mindestbestellwert liegt bei zehn Euro.

Klimafreundlich essen kann man neuerdings auch in der Hamburger Uni-Mensa. Eine Gruppe von Studenten hat sich zu der Initiative "Klimateller" zusammengeschlossen. Gefördert wird es von der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Jeden Mittwoch gibt es in der Mensa Gerichte mit klimaschonenden Lebensmitteln wie regionales Gemüse und Geflügel; auf Zutaten wie Rindfleisch wird wegen des hohen CO2-Ausstoßes hingegen verzichtet. Ähnliche Projekte gibt es bereits an den Unis Bremen, Gent und São Paulo, hier sind die Gerichte allerdings rein vegetarisch. Auch andere Hamburger Hochschulen haben sich der Initiative angeschlossen, und Studenten können eigene klimafreundliche Rezepte in eine Datenbank hochladen, zu finden unter www.klimateller.de .