Die IBA macht aus dem früheren Schutzraum einen Energieversorger und gleichzeitig ein Café
Es war Schwerstarbeit, doch nun ist der "Koloss von Wilhelmsburg" geknackt. Seit etwa drei Wochen klafft ein riesengroßes Loch in dem 68 Jahre alten Flakbunker an der Neuhöfer Straße. Bis 2013 wird aus dem Kriegsrelikt ein Energiebunker: ein Kraftwerk, das Wärme und Strom für Tausende Haushalte im Hamburger Reiherstiegviertel liefern soll. Der ehemalige Flakbunker soll ein Symbol des "Klimaschutzkonzeptes Erneuerbares Wilhelmsburg" der Internationale Bauausstellung (IBA) in Wilhelmsburg werden.
Der seit Kriegsende ungenutzte Bunker mit seinen zwei Meter dicken Stahlbetonwänden wirkte von außen scheinbar unbeschädigt. Tatsächlich ist er im Inneren nach Sprengversuchen der Briten vollkommen zerstört. Nach der Sanierung soll sich das bisher eher abweisende und unwirtliche Gebäude dem Stadtteil öffnen. Von einer Terrasse und einem Café in über 30 Metern Höhe können Besucher künftig bis in den Hamburger Hafen blicken. Eine Ausstellung soll über die (Kriegs-)Geschichte des Flakbunkers und des Stadtteils informieren. Im Erdgeschoss können weitere Nutzflächen hergerichtet werden.
Auf drei Ebenen wird der Bunker zum Energieproduzenten: Auf dem Dach und an der Südfassade sollen Solarkollektoren installiert werden. Im Inneren des Bunkers sind ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk und zwei Holzhackschnitzelkessel geplant. Außerdem wird die überschüssige Wärme und Abwärme aus den Nordischen Ölwerken genutzt. Ein 2000 Kubikmeter großer Wärmespeicher mit zwei Millionen Liter Fassungsvermögen soll dafür sorgen, dass Wärme zwischengespeichert werden kann und die regenerativen Energien somit optimal genutzt werden. Auf diese Weise wird der Energiebunker zuerst das direkt benachbarte Weltquartier mit Wärme für Heizung und Warmwasser versorgen. Zugleich erzeugt der Bunker einen Teil des benötigten Stroms. Partner der IBA ist das städtische Unternehmen Hamburg Energie. Das Investitionsvolumen beträgt 24 Millionen Euro.
Bis das Weltquartier tatsächlich mit Energie aus Holz, Biogas und Sonne versorgt wird, ist es noch ein weiter Weg. Bevor zum Beispiel die Solaranlage auf dem Dach montiert werden kann, muss die Statik des Bunkers gesichert werden.
1942/43 hatten Zwangsarbeiter den Koloss mit neun Stockwerken zu bauen. In den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs bot das Gebäude bis zu 30 000 Menschen Schutz. 1947 versuchte die britische Armee den Bunker zu sprengen - vergeblich.