Zwei Brunnen der Göttin gibt es in der Stadt. Doch beide Figuren sind nur Kopien . Das Original wurde gestohlen
Lüneburg. Die Fotos sind keine Täuschung, keine Montage und kein Trick: Die Luna und den Luna-Brunnen gibt es in Lüneburg zweimal. Aber keine der Skulpturen ist ein Original, denn das wurde vor genau 40 Jahren gestohlen. Übrig geblieben sind von der ersten Luna nur die Füße.
Die Originalfigur stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und stellt die römische Jagdgöttin Diana dar, die in der griechischen Mythologie Artemis heißt und ursprünglich eine Frauen- und Mondgottheit war - daher der Name "Luna" für "Mond". Diana trägt Pfeil und Bogen - und wegen des Bezugs zur Mondgottheit auf dem Kopf einen Halbmond.
Die Füße der ersten Diana-Luna stehen heute im Museum für das Fürstentum Lüneburg: Ein dreister Dieb hatte 1970 die kleine Mondgöttin vom Brunnen auf dem Marktplatz vor dem Rathaus auf Höhe ihrer Knöchel abgesägt und gestohlen.
Den kümmerlichen Rest des 470 Jahre alten Stücks rettete man ins Museum, die Figur selbst wurde nach komplizierten Vorarbeiten dreimal nachgegossen. "Eine Luna für den Marktbrunnen, eine Luna für das Museum und eine Luna für unsere Partnerstadt Clamart. Dort steht sie auf dem Lüneburg-Platz", sagt Stadtsprecher Daniel Steinmeier: "Als Vorlage und Maß dienten die Füße sowie vorhandene Fotografien."
1435 wurde auf dem Marktplatz erstmals ein Zierbrunnen gebaut, die ersten Wasserleitungen vom Abtswasserturm machten es möglich. Hans Snitker gestaltete damals die Schalen, 1540 entstanden Mittelsäule und Luna-Figur. "Der Brunnen stand zunächst am Rande des Marktplatzes", sagt Steinmeier. Erst 1852 kam er an seinen heutigen Standort.
Doch der Brunnen, den Lüneburger und Gäste heute als Marktbrunnen kennen, ist ebenso wie die Luna kein Original: Denn auch das steht im Innenhof des Museums für das Fürstentum Lüneburg.
Der Brunnen war nach dem Luna-Klau mehrfach Opfer von Vandalismus geworden, ein Wasserspeier wurde abgebrochen. 1978 zogen die Stadtväter die Konsequenz: Der historische Luna-Brunnen kam in die sichere Obhut des Museums für das Fürstentum.
Was heute als "der" Marktplatz-Brunnen gilt, ist eine vollständige Nachbildung des alten Brunnens mit dem Unterschied, dass er eine Sandsteinummantelung trägt.
In Lüneburg stellte man die Luna übrigens aufgrund einer falschen Annahme auf. Nämlich, dass der Stadtname sich von dem lateinischen Wort "luna" (Mond) herleitet. Deshalb ließen sie den Halbmond auch auf Lüneburger Münzen prägen und fügten dem Stadtwappen als Zierrat ebenfalls einen Halbmond hinzu.