Für Freunde und Kollegen war Heidi Kabel hanseatisch, talentiert und authentisch - das Musterbeispiel einer Volksschauspielerin
Mit persönlichen Erinnerungen oder Anekdoten und vielen lieben Worten erinnern sich Freunde und Weggefährten an Heidi Kabel. Und die eine oder andere Liebeserklärung an die bekannteste Hamburgerin findet sich unter den Reaktionen vom Bürgermeister Ole von Beust über Uwe Seeler bis Detlev Buck:
Ole von Beust , Erster Bürgermeister: Heidi Kabel gehörte zu Hamburg wie der Michel. Zu Recht als die große deutsche Volksschauspielerin gefeiert, eroberte sie mit Witz, Geradlinigkeit und Herzenswärme die Zuschauer im Sturm. Sie war in ihren Rollen wie im wahren Leben immer hanseatisch, bodenständig und ehrlich, eben eine echte Hamburger Deern!
Uwe Seeler , Ehrenspielführer der Nationalmannschaft: Sie war eine der größten Hamburgerinnen, sie war beliebt bei Jung und Alt, sie hatte eine unglaubliche Wärme und Herzlichkeit - sie war einmalig. Wir hatten ein ganz enges Verhältnis. Wenn wir uns trafen, waren wir stets ein Herz und eine Seele, unsere Familie ist über ihr Ableben tieftraurig. Hamburg ist um einen ganz lieben Menschen ärmer geworden, wir werden Heidi Kabel niemals vergessen.
Jan Fedder , Schauspieler: Beim letzten großen Leuchtturm des Nordens ist das Licht ausgegangen. Heidi Kabel war eine der größten deutschen Volksschauspielerinnen, wir haben ein paarmal zusammen gedreht, sie war - wie ich auch und wie Uwe Seeler und Siegfried Lenz - Alsterschleusenehrenwärter, und ich habe sie sehr verehrt. Sie war ein wirklich herzensguter Mensch, war immer bemüht, dass auch alle genug zu essen haben. Ich sag ja immer, ich bin hauptberuflich Mensch und nebenberuflich Schauspieler. Bei ihr war das auch so. Sie war nie affektiert, sie war ganz natürlich. Und 95! Mensch! Ich wär froh, wenn ich mal so alt werde.
Helge Adolphsen , ehemaliger Michel-Pastor: Heidi Kabel war eine Komödiantin, die einen Pastor wie mich viel lehren konnte. Einmal hatte ich sie in den Michel zum Lesen eingeladen. Sie bestand drauf, auf Plattdeutsch zu lesen, setzte sich durch und las dreimal plattdeutsch. Sie hat das beherzigt, was Luther sagte: Man muss dem Volk aufs Maul schauen, so hat sie die Menschen wirklich erreicht.
Detlev Buck , Regisseur (u. a. des letzten Kinofilms mit Heidi Kabel, "Hände weg von Mississippi"): Heidi Kabel hat als Schauspielerin Identität geschaffen und Wärme ausgedrückt. Durch ihre direkte, kernige Art hat man sich wohlgefühlt, im besten Sinn. Heute, wo alles global und international sein will, ist viel von dieser Wärme und Identität verloren gegangen. Ihr Tod macht das umso schmerzlicher bewusst.
Jutta Wübbe , Schauspielerin (Marlene Jaschke): Ich habe es immer als Auszeichnung empfunden, wenn man Marlene Jaschke mit Heidi Kabel verglichen hat, und werde nie den Tratsch im Treppenhaus vergessen.
Karin von Welck , Kultursenatorin: Für viele Menschen war Heidi Kabel weitaus mehr als eine Schauspielerin. Sie war ein Hamburger Original. Mit Heidi Kabel verbinden wir nicht nur die plattdeutsche Sprache, die sie mit dem Ohnsorg-Theater über Jahrzehnte in deutsche Wohnzimmer brachte. Sondern Heidi Kabel, das war und bleibt Hamburg: Hafen, Michel, Reeperbahn, unnachahmlich bodenständig, mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und mit großem sozialen Engagement.
Edgar Bessen , Schauspieler: Man konnte sich auf sie verlassen, sie hat immer die anderen auf der Bühne unterstützt, wenn mal was wackelte. Bei einer Feier im Thalia-Theater hat sie spontan ihre Hamburger Lieder gesungen, und alle haben mitgesungen, auch die jungen Menschen. Das konnte sie eben, sie hatte diese Ausstrahlung.
Lutz Mohaupt , Bürgerschaftspräsident: Heidi Kabels Tod ist ein großer Verlust für uns alle. Sie war, solange ich denken kann, eine wundervolle Botschafterin Hamburgs. Abschiede gehören natürlich zum Leben dazu, aber dieser ist auch für mich persönlich schmerzhaft. Auf der Bühne habe ich sie Dutzende Male erlebt und vor allem ihre Natürlichkeit genossen.
Joachim Lux , Thalia-Intendant: Am Tode von Heidi Kabel erkennt man, was uns fehlt: Künstlerpersönlichkeiten, mit denen sich die gesamte Bevölkerung identifizieren kann. Das nennt man Volksschauspieler. Es scheint immer schwieriger zu sein, Menschen mit solcher Lebensnähe und einem solchen Humor anzutreffen. Vielleicht hat das mit einer veränderten Zeit zu tun, in der solche Gestalten kaum mehr ermöglicht werden.
Krista Sager, Bündnis 90/Die Grünen: Heidi Kabel ist die bekannteste Hamburgerin überhaupt. Sie hat uns damals als jüngere Generation die plattdeutsche Sprache ins Herz gepflanzt. Sie hatte das Herz auf dem rechten Fleck, war bodenständig und ging direkt auf Menschen zu.
Rüdiger Kowalke, Fischereihafenrestaurant: Sie war für mich die größte Volksschauspielerin. Und im Restaurant war sie immer gut drauf und immer nett zu uns. Sie kam privat mit ihren Kindern und bevorzugte Bodenständiges - zum Beispiel Karpfen blau.
Uwe Friedrichsen , Schauspieler: Ich empfinde große Trauer. Ich habe sie sehr geschätzt, ja sehr lieb gehabt. Sie war für mich das Musterbeispiel einer Volksschauspielerin. Heute ist der Begriff mehr und mehr inflationiert. Bei ihr trifft er wirklich zu. Sie betrat die Bühne. Die Leute guckten hin und liebten sie. Das passiert ganz selten.
Ulrich Tukur , Schauspieler und Musiker: Mit ihr ist die letzte Hamburger Volksschauspielerin von uns gegangen. Damit ist eine Zeit abgeschlossen, die so nicht wiederkommt.
Jürgen Flimm , Regisseur und Leiter der Salzburger Festspiele: Ich habe viele Gespräche mit ihr geführt und durch sie etwas kennengelernt, von dem ich nicht wusste, dass es das gibt: eine echte Hamburger Seele. Die Hamburger gelten als nüchtern und spröde. Sie war das Gegenteil. Sie war zugewandt und fröhlich. Meine erste Begegnung mit ihr hatte ich bei einem Sonntagsfrühstück in Köln bei Willy Millowitsch, wir haben lange geplaudert, und meine Lust auf Hamburg stieg. Sie war eine große Schauspielerin, und ihr Publikum hat sie zu Recht auf Händen getragen. Von wem kann man das schon sagen?
Maria Jepsen , Bischöfin: Beeindruckt hat mich die Selbstverständlichkeit, mit der sie eine ganz natürliche Frömmigkeit lebte. Als ich sie vor einigen Jahren im Altenheim besuchte, haben wir spontan zusammen Weihnachtslieder gesungen.
Frank Schira , CDU-Bürgerschaftsfraktionschef: Der Tod von Heidi Kabel ist ein schwerer Verlust für Hamburg. Mit ihrer Leistung als große Volksschauspielerin, ihrem Charme und Humor hat sie die Herzen der Menschen erobert und nie an Bodenhaftung verloren.
Michael Neumann , SPD-Bürgerschaftsfraktionschef: Ich habe an ihr bewundert, dass sie trotz ihres Alters und ihrer angegriffenen Gesundheit nie ihren Lebensmut verloren hat. Und wie sie im Wahlkampf 2002 in Altona Gerhard Schröder die Schau gestohlen hat - das hatte schon was.
Rolf Salo , Landesvorsitzender der Hamburger Liberalen: Mit Heidi Kabel verliert die Hansestadt eine Theaterlegende. Ihr Witz und ihr mimisches Talent haben sie zur Kultfigur werden lassen!
Friedrich Schirmer , Schauspielhaus-Intendant: Heidi Kabel war ein Stück Hamburg, einzigartig aufgrund ihrer Popularität. Und die wurzelte darin, dass die Figuren, die sie spielte, absolut authentisch waren, und sie waren es, weil Heidi Kabel als Mensch authentisch war.
Ulrich Waller , Intendant St.-Pauli-Theater: Für mich war Heidi Kabel immer eine Verbindung nach Norddeutschland. Mit ihr ist eine Ikone meiner Kindheit verschwunden.
Horst Königstein , Theatermann und Filmemacher: Heidi Kabel war die ideale Verbindung aus absoluter Volkstümlichkeit und feiner Komik. Sie hatte keine Angst vor Grobheiten, konnte es aber mit ihrer Komik mit den Größten dieser Kunst aufnehmen. Ähnlich wie Ulrich Wildgruber, bei dem man sich wegen seines chaotisch-aufbrausenden Temperaments nicht vorstellen konnte, dass er dieselbe Figur zweimal auf die gleiche Weise spielt, es dann aber doch tat, war auch sie immer hundertprozentig bei der Sache.
Michael Lang , Direktor Komödie Winterhuder Fährhaus: Heidi Kabel gab ihren Figuren eine emotionale Tiefe, eine große Ernsthaftigkeit, und verstand es dabei, ein breites Publikum zu unterhalten.