Jürgen Hartmann erfuhr die Nachricht vom Tod seiner langjährigen und besten Freundin Heidi Kabel gestern aus dem Radio. Kein persönlicher Anruf aus dem Familienkreis, das Verhältnis des Modeschöpfers zu Heidis Angehörigen sei nicht das Beste gewesen, sagt er.
Die Künstlerin und Hartmann kannten sich seit 1970, "da stand Heidi mit ihrer Managerin in meinem Atelier, weil sie ein Kleid für eine Fernsehsendung brauchte", erinnert er sich. Von diesem Zeitpunkt an kreierte er alle Roben für die Schauspielerin - und sie wurde zu einer engen Freundin. Trotz des Altersunterschieds von 17 Jahren verstanden sich die beiden blendend, fuhren fast jedes Jahr gemeinsam mit zwei weiteren Freunden in den Urlaub zu den heißen Quellen von Abano. "Heidi und ihre drei Musketiere", sagt Hartmann gedankenverloren.
Oft sei er gefragt worden, ob er mit der "Rappelschnute" wirklich seinen Urlaub verbringen könne, aber privat sei Heidi sehr ruhig gewesen. "Eigentlich war sie ein scheuer Mensch." In den Wochen in Italien hatten sie Spaß zusammen, "wir haben immer gewitzelt, dass die Quellen unser Jugendelixier sind". In diesen Sommern habe Heidi gelernt, das Leben zu genießen, das Rollenbuch mal aus der Hand zu legen, gut zu trinken und zu essen - mit Leidenschaft blutige Steaks.
"Sie hat sich immer mehr entwickelt, hat dann Spaß an der Mode gefunden, obwohl sie ungern anprobierte. Sie liebte starke Farben und wurde immer kühner und schicker", erinnert sich Hartmann. Er schluckt. "Sie ist einfach nicht zu ersetzen."
Doch er habe Heidi Kabel schon länger verloren, seit die Demenz sie langsam vergessen ließ. Auch der Tod war ein Thema in ihren Gesprächen.
Alle vier Wochen besuchte Hartmann seine Freundin im Altenheim. "Seit Weihnachten habe ich schon gemerkt, dass es ihr nicht gut geht. Sie hat mich nur noch erkannt, wenn ich ihr vorgesungen habe." Der Gesang gehörte zu ihrer Freundschaft, sie nahmen gemeinsam zwei CDs auf. "Sie hat unsere 'Tingeltouren' geliebt. Zum Beispiel an die Ostsee, wo wir aufgetreten sind."
Als Heidi noch ganz gesund gewesen sei, da hätten sie täglich bis zu fünfmal telefoniert. "Und richtig gern sind wir bodenständig essen gegangen, auf dem Bootssteg oder auf dem Alsterdampfer - nicht nur das vermisse ich."