Microsofts Erzrivale Google hat Yahoo seine Unterstützung angeboten und will mit allen Mitteln die Übernahme des Internet-Konzerns durch den Softwareriesen verhindern. Durch den Einstieg bei Yahoo mit rund 45 Milliarden Dollar will Microsoft die Dominanz von Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen.

New York. Der Softwareriese Microsoft stößt bei seiner milliardenschweren Offerte für den Internet-Konzern Yahoo auf erbitterten Widerstand. Erzrivale Google hat Yahoo heute seine Hilfe zur Abwehr der Übernahme angeboten. Yahoo selbst prüft alle Möglichkeiten einer weiteren Unabhängigkeit. Microsoft und Google beschuldigen sich unterdessen gegenseitig, das Internet dominieren zu wollen.

Google-Chef Eric Schmidt offerierte Yahoo-Mitgründer Jerry Yang Medienberichten zufolge telefonisch seine Unterstützung in jeder Hinsicht. Über eine Kooperation von Yahoo und Google wird heftig spekuliert. Yahoo könnte seine eigene Internet-Suche kostengünstig auslagern und über die Google-Suche laufen lassen. Dagegen gilt ein eigenes Übernahmeangebot Googles aus wettbewerbsrechtlichen Gründen als unwahrscheinlich.

Gegengebote anderer Interessenten halten Experten für möglich. Denkbar seien private Investoren oder Medienkonzerne wie die News Corp des Multimilliardärs Rupert Murdoch. Allerdings wäre ein solches Angebot derzeit wegen der Kreditkrise schwer finanzierbar und Microsoft könnte es mit seiner prall gefüllten Kriegskasse kontern.

Bislang seien noch keine Gegenangebote zur Microsoft-Offerte bei Yahoo eingegangen, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Personen. Der Verwaltungsrat von Yahoo habe auch noch keine Entscheidung zum Angebot von Microsoft getroffen. Yahoo hatte zuvor durchblicken lassen, dies werde einige Zeit dauern.

Mit der angestrebten Übernahme von Yahoo für rund 45 Milliarden Dollar (30 Mrd Euro) will Microsoft die Dominanz von Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Die Offerte erfolgte nicht einvernehmlich mit Yahoo. Entsprechende Vorschläge Microsofts hatte Yahoo zuvor abgelehnt. Die Übernahme wäre die bisher größte innerhalb der Internet-Branche.

Google warnte, die angestrebte Fusion werfe "beunruhigende Fragen" etwa zur Offenheit des Internets und zu möglicherweise unrechtmäßigem Einfluss im Web auf. Microsoft wolle womöglich seine Dominanz beim PC auf das Internet ausdehnen. Yahoo und Microsoft hätten gemeinsam zudem einen überwältigenden Anteil bei webbasierter E-Mail sowie Online-Sofortnachrichten ("instant messaging"). Sie betrieben auch die am meisten besuchten Web-Portale, sagte Googles Chef-Jurist David Drummond.

Entscheidungsträger in aller Welt müssten den Verbrauchern auf diese Fragen befriedigende Antworten geben. Microsoft habe eine Vorgeschichte ernster Verstöße gegen Gesetze und Wettbewerbsrecht, sagte Drummond. Zwischen dem Softwareriesen und den Wettbewerbshütern in den USA sowie vor allem in Europa hatte es immer wieder schwere Differenzen gegeben. Widerstand gegen die Fusion erwarten Experten am ehesten in Europa. Doch angesichts Googles Übermacht bei Online-Suche und Internet-Werbung rechnen sie eher nicht mit großen Hürden.

Microsoft wies die Vorwürfe zurück: Der geplante Zusammenschluss mit Yahoo werde bei Internet-Suche und Online-Werbung für mehr Konkurrenz sorgen.

Der deutsche Web-Konzern United Internet sieht sich durch einen Schulterschluss von Yahoo mit Microsoft nicht bedroht. "Wir sind mit einer Reichweite von über 19 Millionen monatlichen Nutzern Marktführer", sagte Deutschland-Chef Matthias Ehrlich dem "Handelsblatt". Yahoo und Microsoft kämen rechnerisch auch auf diese Zahl, hätten aber eine Überschneidung von 42 Prozent der Nutzer. Zu United Internet gehören Online-Angebote wie Web.de und GMX sowie 1&1 (DSL, Webhosting).