Genf. Audi und VW, aber auch Bentley, Kia und Seat präsentieren Beispiele aus der ersten Kategorie. Interessante Neuheiten auch für Jedermann.
Es gibt Autos, die sorgen für verdrehte Hälse. Und es gibt solche, für die man am liebsten die Hälse ihrer Designer verdrehen würde. Beide Extreme sind auf dem Genfer Salon (bis 15. März) durchaus anzutreffen. Audi und VW, aber auch Bentley, Kia und Seat präsentieren Beispiele aus der ersten Kategorie.
Geradezu luxuriös zeigt sich der neue Sport Concept GTE von VW, der potenzielle Nachfolger des Passat-Ablegers CC. Eine tief heruntergezogene Motorhaube, ein extrem breiter, mit den Scheinwerfern scheinbar verschmelzender Kühlergrill, die geduckt wirkende Statur sowie eine große Heckklappe machen den Viertürer deutlich progressiver, als man es von den sonst eher zurückhaltenden Wolfsburger Modellen gewohnt ist. Die Seitenlinien hingegen sind schön schlicht gehalten. Alles in allem sieht das schon stark nach Serienreife aus für ein Auto, das wahrscheinlich in zwei Jahren die Lücke zwischen Passat und Phaeton schließen soll
Einen optischen Weckruf hat Audis neuer Chef-Designer Marc Lichte vergangenes Jahr schon mit dem Prologue gewagt. Wurde die Studie auf der Auto-Show in Los Angeles enthüllt, gab es jetzt die Kombi-Version des Technologie-Trägers zu sehen. Der 5,11 Meter lange Prologue Avant hat ein flach abfallendes Heck, ähnlich dem des Mercedes CLS Shooting Brake. Klare Linien, grifflose Türen, ein in die Breite gezogener Kühlergrill, spitze Scheinwerfer und große Lufteinlässe machen das Konzeptfahrzeug zu einer Augenweide, die trotz neuen Stils auf den ersten Blick als echter Ingolstädter erkennbar ist.
Einen Hinweis auf eine neue Baureihe gibt auch Bentley mit dem luxuriösen Sportwagen-Konzept EXP 10 Speed 6. Der in schimmerndem Grün vorgestellte Zweisitzer hat vier runde Frontscheinwerfer, einen auffällig großen und tief sitzenden Kühlergrill, kurze Überhänge, eine lange Motorhaube und kraftvolle Proportionen. Liebe Designer: Bitte baut den schönen Briten!
Die spanische VW-Tochter Seat wagt dagegen einen Einstieg in die Geländewagen-Welt und gibt mit dem 20V20 nicht nur einen Vorgeschmack auf ihr kommendes Kompakt-SUV, sondern auch einen Ausblick auf die künftige Design-Richtung bei den Spaniern. Das ausdrucksstarke Konzept in sanftem Orange überzeugt mit klaren Linien, scharfen Falten und einem coupéartig abfallenden Heck.
Eine attraktive und seriennahe Studie hat auch Kia mit an den Genfer See gebracht. Das Sportspace Concept könnte optische Grundlage für die kommende Kombi-Version des Optima werden. Und die dürfte, wenn man die 4,86 Meter lange Studie zugrunde legt, alles andere als ein Langweiler werden. Eine sportlich-flache Dachlinie, schmale Glasflächen, Chromspangen und natürlich der typische Tigernasen-Grill sind die auffälligsten Merkmale der Karosserie. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele dieser Elemente in das Serienmodell hinübergerettet werden.
Neben den Aussichten auf die Zukunft dürften Porsche, Ferrari, Aston Martin und Bentley mit der Gegenwart die Besuchermassen zu ihren Ständen auf der Automesse locken. Dabei wird im Blitzlichtgewitter häufig übersehen, dass in der Schweiz auch interessante neue Autos für Jedermann mit Potenzial und einem angemessenen Preis-/Leistungsverhältnis vertreten sind.
Bei den Kleinstwagen sei der neue Opel Karl erwähnt, der vor allem mit handfesten Werten überzeugt. Fünf statt drei Türen, spürbar mehr Platz über dem Scheitel, ein größerer Kofferraum und vor allem deutlich günstigere Preise (ab 9500 Euro, 55 kW/75 PS) unterscheiden ihn von seinem lifestyligen Markenbruder Adam.
Unter den Kleinwagen zeigt der Honda Jazz nun auch in der dritten Generation, wie viel Platz ein Auto auf rund vier Metern Länge bieten kann, wenn man diese clever nutzt. Knackpunkt des variablen Raumkonzepts ist wie gehabt ausgerechnet der Kraftstofftank. Anders als üblich ist dieser beim Jazz nicht unter der Rückbank, sondern unter den Vordersitzen montiert – was für den Fond ganz neue Möglichkeiten öffnet. Die Sitzflächen der Rückbank lassen sich wie bei einem Kinositz hochklappen, so dass im Fußraum plötzlich Platz für Topfpflanzen oder Kinderfahrräder ist. Preise hat Honda noch nicht genannt (Vorgänger: ab 13.000 Euro), die Markteinführung erfolgt im Sommer.
In der Kompaktklasse war Toyota in Deutschland lange Zeit die prototypische „Marke der Vernunft“, gelobt für Zuverlässigkeit und Unaufgeregtheit. Das sind auch die beiden Merkmale, mit denen der Auris bislang punktet. Zum Facelift nach zwei Jahren Bauzeit verfeinern der kompakte Fünftürer sowie der Kombi ihren Auftritt noch einmal. Vor allem der neue 1,6-Liter-Diesel von BMW (82 kW/112 PS) könnte für mehr Nachfrage sorgen, ersetzt er doch den älteren und etwas durstigen 2,0-Liter-Selbstzünder als beste Wahl für Langstreckenfahrer. Die Preise dürften weiterhin bei rund 16.000 Euro starten.
Und schließlich ein Blick in die Mittelklasse: War der Skoda Superb bislang eine Art besonders großer und preiswerter Passat, streckt er sich in der Neuauflage eher in Richtung des Konzernbruders Audi A6. Das fängt bei dem nun deutlich eigenständigeren und im Detail sehr edlen Design an und hört beim weiter gewachsenen Platzangebot und der endlich nicht länger künstlich beschränkten Optionsauswahl nicht auf.
Mit Park- und Spurhalteassistent, Abstandstempomat und Verkehrszeichenerkennung bietet der Tscheche nun nahezu alles, was auch die teureren Konzerngeschwister auffahren. Dazu gibt es eine breite Antriebspalette inklusive starker Turbobenziner, genügsamer Diesel und Allradtechnik. Knapp 25.000 Euro dürften ab Mitte Juni für das Flaggschiff der Marke fällig werden.