Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt gibt die Branche Vollgas und präsentiert ihre Neuheiten gegen die Absatzkrise.

Der Automarkt in Europa ist am Boden. „Die Lage ist katastrophal, und daran wird sich voraussichtlich auch in den nächsten fünf Jahren nichts ändern.“ Diese Prognose des Autoexperten Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen lässt Zweifel aufkommen, ob die 65. Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) im September in Frankfurt (Publikumstage: 14. bis 22.) eine fröhliche PS-Party wird. Doch da ist der Forscher zuversichtlich: „Auf den Messeständen werden sich die Autobauer von ihrer schweren Krise nichts anmerken lassen, schlechte Stimmung verbreitet da garantiert keiner.“

Die IAA-Besucher dürfen sich deshalb auf eine bunte Tüte Modellneuheiten quer durch alle Pkw-Segmente freuen: „Es werden nicht nur Autos mit hohem Alltagsnutzwert im Rampenlicht stehen, sondern wie gewohnt auch Luxusmodelle, Sportwagen und andere Fahrzeuge mit besonderer Strahlkraft“, sagt Dudenhöffer. „Die Emotionen werden bei der wichtigsten Autoshow der Welt nicht auf der Strecke bleiben.“

„Nirgendwo sonst gibt es mehr Weltpremieren, mehr Hersteller, mehr Innovationen“, verspricht Matthias Wissmann vom Verband der Automobilindustrie (VDA), der die IAA im zweijährigen Turnus ausrichtet. Nur um alles bisher Dagewesene zu übertreffen, reicht es nicht: „Wir liegen bei der Zahl der Aussteller und der Ausstellungsfläche auf dem hohen Niveau von 2011“, sagt der VDA-Präsident. In Zahlen: rund 1000 Aussteller und etwa 230.000 Quadratmeter Messefläche. Was die Hersteller an neuen Autos auffahren, wurde zum Teil schon offiziell oder hinter vorgehaltener Hand angekündigt.

Auf der Öko-Schiene fährt BMW mit dem i3: Bei dem Kleinwagen mit Carbon-Karosserie handelt es sich um das erste rein elektrisch angetriebene Serienmodell der Bayern. Im November kommt der Viersitzer für mindestens 34.950 Euro in den Handel – auf Wunsch mit Reichweitenerhöhung („Range Extender“): Dieser benzinbetriebene Generator ermöglicht ähnlich wie beim Opel Ampera und Chevrolet Volt die Weiterfahrt, wenn den Akkus der Saft ausgeht. Für VW beginnt das Elektrozeitalter mit dem e-Up, der mindestens 26.900 Euro kosten wird. Neben dem batteriebetriebenen Kleinwagen wird es auf der IAA erstmals auch den elektrischen Golf zu sehen geben.

Die Erfolgsgeschichte der SUV wollen einige Autobauer mit IAA-Premieren fortschreiben. Für viel Aufsehen dürfte Mercedes mit dem GLA sorgen. Das knapp 4,40 Meter lange Kompakt-SUV basiert auf der Plattform der A- und B-Klasse. BMW enthüllt die nächste Generation des X5 mit leicht modernisiertem Design und neuer Basismotorisierung: ein Vierzylinder-Diesel, den es auf Wunsch ohne Allradantrieb gibt. Ein Facelift erhalten die SUV-Modelle Dacia Duster, Skoda Yeti und Range Rover Evoque.

Einen Ausblick auf ein neues Kompakt-SUV gibt Suzuki mit dem Concept Car iV-4, von Kia ist die Studie Niro für ein SUV im Kleinwagenformat zu erwarten. Als Vorbote für den ersten sportlichen Geländewagen von Jaguar gilt das Konzeptfahrzeug C-X17.

Wer sich auf der IAA nach einem praktischen Familienauto umsehen will, kann sich in eine wahre Premierenflut stürzen: Citroën präsentiert den Siebensitzer Grand C4 Picasso, VW den Nachfolger des Hochdachmodells Golf Plus, Honda den Kombi Civic Tourer, der die Limousine in der Länge um knapp 25 Zentimeter übertrifft, und Skoda den Rapid Spaceback mit großer Klappe als Alternative zum Stufenheckmodell. Ein weiterer neuer Kombi ist der Seat Leon ST. Einen Vorgeschmack auf Kombi-Vans von morgen geben Ford und aller Voraussicht nach Renault mit seriennahen Studien für die Nachfolger von S-Max und Espace.

Fest steht, dass Peugeot den neuen 308 gegen den VW-Golf in Stellung bringt. Das deutlich geänderte Karosseriedesign des kompakten Franzosen kommt dem Wolfsburger Erfolgsmodell näher denn je. Smart gibt mit einem Showcar einen Ausblick auf seinen nächsten Viersitzer, dessen Plattform bald auch der viertürige Renault Twingo nutzen soll. Hyundai vergrößert seinen Kleinwagen i10. Und Audi zeigt das neue A3 Cabrio. Auch kein Geheimnis mehr: der erste 4er BMW. Das Coupé ist der vom aktuellen 3er abgeleitete Zweitürer und kommt gleich nach der IAA am 5. Oktober in den Handel.

In der Sparte der Luxuskarossen darf man auf Opels Monza Concept gespannt sein: Mit dieser Studie untermauern die Rüsselsheimer ihre Ambitionen, in die Oberklasse zurückzukehren. Das große Coupé soll die Weiterentwicklung der aktuellen Designsprache Opels illustrieren und einen Ausblick auf neue Lösungen für Effizienz- und Unterhaltungstechnik geben. Opel stellt außerdem den überarbeiteten Insignia vor. Von Mercedes ist die frisch gestartete S-Klasse als Coupé und als 585 PS starkes AMG-Modell zu erwarten. Und Audi zeigt den modernisierten A8 mit LED-Matrix-Scheinwerfern.

Zu den Sportwagen, die auf der IAA ihren Einstand geben, zählt der nächste Porsche 911 Turbo mit 520 PS und 560 PS in der S-Version, den das Unternehmen pünktlich zum 50. Geburtstag der Elfer-Baureihe auflegt – serienmäßig mit Allradantrieb und -lenkung. Halb so stark ist der Peugeot RCZ R, der als Top-Version des Coupés aus einem gerade mal 1,6 Liter großen Turbobenziner 270 PS schöpft.

Lamborghini hat den bisher extremsten Gallardo angekündigt: den LP 570-4 Squadra Corse. In diesem Boliden steckt der unverändert vom Supertrofeo-Rennwagen übernommene V10-Motor mit 570 PS. Einen V8-Saugmotor mit den meisten Pferdestärken pro Liter Hubraum, der je in einem Straßenwagen montiert wurde, bekommt laut Hersteller der Ferrari 458 Speciale: Er schöpft aus 4,5 Litern 605 PS.

Der Supersportwagen Porsche 918 Spyder wirkt dagegen wegen seines sparsamen Plug-in-Hybridantriebs geradezu wie ein Vernunftauto. Abrufbar ist eine Systemleistung von 887 PS, im Hybridbetrieb soll das Auto nur drei Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen. Einen noch niedrigeren Normverbrauch und 362 PS stellt BMW für den Sportwagen i8 in Aussicht – ebenfalls ein Plug-in-Hybrid.