Mehr Firmen drängen auf den Carsharing-Markt. Neuer Billiganbieter aus Luxemburg. Gestartet wird zunächst mit 100 Miet-Kleinfahrzeugen. Die Verkehrsbehörde begrüßt das zusätzliche Angebot für Hamburg.
Hamburg. Carsharing wird in Hamburg zum umkämpften Geschäftsmodell: Mit dem Luxemburger Unternehmen CiteeCar ist seit Donnerstag in der Hansestadt ein neuer Anbieter auf dem Markt. Gestartet wird zunächst mit 100 Miet-Kleinfahrzeugen. CiteeCar bezeichnet sich dabei selbst als Billig-Anbieter, der wie einst die Billigfluglinien den Markt neu aufmischen will. CiteeCar-Vorstandschef Bill Jones gab sich am Donnerstag entsprechend selbstbewusst: "Wir bringen den Stein ins Rollen und machen Carsharing zu einer Alternative für alle."
Vertraut im Hamburger Stadtbild sind aber bisher vor allem die kleinen, weiß-blauen Smarts des Unternehmens Car2Go (600 Fahrzeuge), hinter dem der Daimler-Konzern und der Autoverleiher Europcar stecken und der Marktführer in der Stadt sein dürfte. Es sei wenig verwunderlich, dass nun weitere Wettbewerber auf dem Markt kommen, sagte Car2Go-Sprecher Andreas Leo gestern: "Für uns ist dies natürlich auch eine Bestätigung des bisherigen Erfolges."
Mit dem Hamburger Verkehrsverbund arbeiten zudem die Anbieter Cambio und Greenwheels zusammen. Und auch Flinkster der Deutschen Bahn bietet in der Hansestadt Fahrzeuge an. Gezahlt wird bei den professionellen Carsharing-Firmen meist eine geringe Monatsgebühr, außerdem wird je nach gefahrenen Kilometern und Dauer der Nutzung eine Gebühr fällig. Es gibt aber auch das Internetportal "autonetzer.de", wo Privatleute ihre eigenen Fahrzeuge zum Teilen anbieten.
Die Verkehrsbehörde begrüßt das zusätzliche Angebot für Hamburg: "Wenn sich viele Menschen ein Auto teilen, entspannt das die Lage auf den Straßen", so eine Sprecherin.
Carsharing ist dabei aus Sicht des Hamburger Bauhistorikers Gert Kähler Teil einer Entwicklung, die in Amsterdam mit eigenen Fahrspuren begonnen hat, die für Pkw reserviert sind, in denen mindestens drei Personen sitzen. Heute gebe es nun immer häufiger die Möglichkeit, Autos an verschiedenen Standplätzen zu mieten. "Es zeigt sich darin ein neues Verhältnis zum privaten Auto - entspannter, weniger von Prestige als von praktischen Gesichtspunkten geprägt", schreibt Gert Kähler in seinem neuen Buch "Die Stadt und das Auto". Und tatsächlich würden die Zahlen der pro Einwohner registrierten Pkw seit etwa 2005 auch wieder sinken, schreibt Kähler weiter.
Gerade bei jungen Menschen setze sich eine andere Einstellung zum Auto durch. "Das eigene Auto ist nicht mehr ein möglich schnell zu erreichendes Lebensziel", sagt Kähler, der die Carsharing-Entwicklung mit dem StadtRad-System vergleicht. Auch die roten Leihräder stehen überall und schnell verfügbar in der Stadt. Das Prinzip ist ähnlich: Man leiht lieber, als zu besitzen.
Auch der neue Mitspieler im Hamburger Carsharing-Geschäft setzt auf diese Entwicklung und präsentierte dazu bei der Markteinführung eine passende Studie, die, natürlich, die Geschäftsidee untermauert: Danach sehen rund 77 Prozent der befragten Hamburger Carsharing als sinnvoll an. 18 Prozent könnten sich sogar vorstellen, das Auto abzuschaffen und nur noch zu teilen. Innerhalb des Stadtgebietes gebe es die größte Zustimmung zu diesem Modell in den Bezirken Eimsbüttel, Altona, Nord und Bergedorf.
Speziell auf das CiteeCar-Geschäftsmodell mit festen Standplätzen ausgerichtet war die Frage nach der Einschätzung der Parkplatzsituation in der Hamburger Innenstadt. Diese bezeichneten rund 64 Prozent der Befragten schlicht als "katastrophal".
Hier sehen sich Anbieter sowie das Luxemburger Unternehmen als Alternative. Grundidee dabei ist, dass Privatleute ihre eigenen Parkplätze als feste Plätze für CiteeCar-Fahrzeuge zur Verfügung stellen und dafür günstige Konditionen erhalten. Die Car2Go-Fahrzeuge finden sich hingegen auf öffentlichen Stellplätzen.
Infos zu Carsharing-Anbietern in Hamburg: www.citeecar.com, www.flinkster.de, www.cambio-carsharing.de, www.car2go.com, www.greenwheels.com oder auch das Portal für Privatautos www.autonetzer.de